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Hoffentlich versichert: Hochwasserschäden werden nur ersetzt, wenn man eine Elementarschadenversicherung hat.

© dpa/Focke Strangmann

200 Millionen Euro durch Hochwasser: „Die Schäden sind kleiner als befürchtet“

Das Weihnachtshochwasser in Nord- und Mitteldeutschland kostet die Versicherer weniger als befürchtet. In Niedersachsen ist nur eine Minderheit gegen Naturkatastrophen versichert.

Viele Menschen haben das Jahresende mit Grauen verbracht. Sie mussten zusehen, wie Flüsse über die Ufer traten und sich langsam, aber unaufhaltsam ihren Häusern näherten. In Norddeutschland, aber auch in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Nordrhein-Westfalen verbrachten Hausbesitzer die Feiertage damit, Sandsäcke zu befüllen oder Keller leer zu schippen.

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) rechnet allein für sein Bundesland mit Schäden in Milliardenhöhe. Genaueres weiß er noch nicht. Die Versicherungen sind weiter. Am Donnerstag teilte der Gesamtverband der Versicherer (GDV) mit, dass die Schäden für die Versicherungswirtschaft rund 200 Millionen Euro betragen werden.

180 Millionen Euro werden die Versicherer für kaputte Häuser, den Rest für Schäden an Autos und Mobiliar ausgeben müssen. „Die Schäden sind kleiner als befürchtet“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

8,4
Milliarden Euro hatten die Flutschäden im Ahrtal gekostet.

Niedersachsen zahlt Nothilfen

Das liegt deutlich unter den Summen, die im Sommer 2021 im Ahrtal aufgelaufen sind. Damals hatten die Versicherungsunternehmen rund 8,4 Milliarden Euro gezahlt, 30 Milliarden Euro hatten Bund und Länder als Hilfe für die Hochwasseropfer zur Verfügung gestellt.

Auch jetzt gibt es wieder Soforthilfen. Niedersachsen unterstützt Flutopfer mit bis zu 2500 Euro. Denn nur eine Minderheit der Menschen ist gegen Hochwasser versichert. Ihnen fehlt der dazu nötige Zusatzschutz. Die Wohngebäudeversicherung zahlt nicht bei Überflutungen, als Absicherung gegen solche Naturkatastrophen ist eine Elementarschadenversicherung nötig. Diese gibt es als Zusatz zur Wohngebäude- und Hausratversicherung.

Nur jeder Dritte ist versichert – Länder für Pflichtversicherung

Das Problem: In Niedersachsen hat nur jeder dritte Hausbesitzer eine solche Zusatzversicherung, auch in Bremen sieht es ähnlich schlecht aus. Im Bundesschnitt sind 54 Prozent der Eigentümer abgesichert. Eine Elementarschadenversicherung gibt es bereits ab rund 100 Euro im Jahr, wer in einem Hochwasserrisikogebiet lebt, muss dagegen mit 1000 Euro und mehr im Jahr rechnen und eventuell noch einen Selbstbehalt tragen.

Weil die öffentliche Hand nicht länger mit Hilfsprogrammen einspringen will, fordern die Bundesländer die Einführung einer Pflichtversicherung. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) ist dagegen, eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe soll Lösungsvorschläge erarbeiten. Im Februar ist die letzte Sitzung.

Die Versicherer lehnen eine Pflichtversicherung ab. Sie befürchten, dass sich der Staat aus seiner Verantwortung stiehlt. Statt sich darum zu bemühen, Hochwasserschäden zu vermindern, wollten die Ministerpräsidenten die Schäden auf die Versicherer abwälzen, kritisiert GDV-Präsident Norbert Rollinger.

„Eine Versicherung kann das Problem nicht allein lösen“, mahnt Rollinger. Nötig seien Überflutungsflächen und strengere Bauvorschriften. Jedes Jahr würden 1500 neue Häuser in Gebieten gebaut, die vom Hochwasser gefährdet sind, kritisiert der Verbandspräsident.

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