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Wirtschaft: Abschied vom Vater des Blümchenkleides

Gründer der Modefirma Laura Ashley gestorben

Berlin - Über die ersten Jahre mit seiner 1985 verunglückten Ehefrau und Geschäftspartnerin Laura sagte er einmal: „Wir waren zwei Vorstadtkinder, die versuchten aus dem Vorstadtmief der 40er Jahre auszubrechen. Wir wollten die ganze Welt erobern.“ Das ist dem Paar gelungen. Wie am Dienstag bekannt wurde, starb der Mitbegründer des britischen Modeunternehmens Laura Ashley, Sir Bernard Ashley, bereits am Samstag im Alter von 82 Jahren in seinem Privatanwesen in Elan Valley in Wales.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1949 heiratete der junge Ingenieur Bernard Ashley die walisische Sekretärin Laura Mountney in einem Londoner Jugendclub. Beide gingen zunächst weiter ihren Jobs als Angestellte nach und zogen ihre ersten beiden Kinder groß. Die offizielle Unternehmenschronik sagt, dass sie damals 10 britische Pfund in einen Holzrahmen, Färbemittel und ein paar Meter Leinen investierten. Bernard entwarf und baute eine Druckmaschine, Laura gestaltete und fertigte die ersten Stoffservietten und Tischtücher. Vier Jahre später, 1953, machten sie sich selbstständig und zogen aufs Land ins südostenglische Kent, wo sie eine Manufaktur aufbauten. Das Unternehmen trug zunächst den Namen beider Gründer und hieß „Ashley Mountney Ltd.“ 1955 stand der jungen Firma das Wasser buchstäblich bis zum Hals – ein nahegelegener Fluss trat über die Ufer und spülte fast das gesamte Inventar davon. Das Paar rappelte sich erst nur langsam wieder auf, weitete dann das Sortiment auf Topflappen und Schürzen aus. Anfang der 60er Jahre zogen die Ashleys nach Wales und bauten dort eine leistungsstarke Fabrik. Damit begann der Aufstieg des Unternehmens zur Weltmarke.

Als ein Geheimnis des Erfolgs galt die Tatsache, dass Designerin Ashley fortan Kleider mit viktorianischen Blümchenmustern entwarf und sich damit konsequent gegen den Modetrend stellte. Englands Röcke wurden im Beatles-Zeitalter immer kürzer, Laura Ashleys Kleider aber scheinbar immer länger. Sie waren klassisch, ländlich gestaltet – was vor allem in der englischen Oberschicht gut ankam. Von diesem Image zehrt das Unternehmen, das heute auch höherpreisige Möbel, Tapeten, Modeaccessoires verkauft, bis heute. In den 70er Jahren eröffnete die Firma Geschäfte in Australien, Japan, Kanada, Frankreich und den USA, machte fünf Millionen Pfund Umsatz im Jahr und beschäftigte weltweit rund 1000 Mitarbeiter.

Die 80er Jahre hätte das Unternehmen dagegen fast nicht überstanden. Die Laura-Ashley-Kleider galten nicht nur in England als spießig und „out“. Zu dem Zeitpunkt hatte Laura Ashley 220 Geschäfte in zwölf Ländern. Laura Ashley entwarf eine Parfum-Kollektion und konzentrierte sich wieder mehr auf die Inneneinrichtungssparte. Im Jahr 1985 aber stürzte die Gründerin an ihrem 60. Geburtstag beim Besuch im Hause eines ihrer Kinder die Treppe hinab und starb zehn Tage später im Krankenhaus. Trotzdem zog Bernard wenige Wochen später den lange geplanten Börsengang des Unternehmens durch. Die Aktie war damals 34-fach überzeichnet.

Bernard Ashley pflegte in den folgenden Jahren ein schwieriges Verhältnis zu den Geschäftsführern, trennte sich immer wieder von Managern im Streit. 1993 zog er sich schließlich in den Aufsichtsrat zurück. 1998 übernahm der malaysische Industriekonzern MUI die Mehrheit der Laura Ashley Holding, die 2008 ihren Jahresumsatz um knapp sechs Prozent auf 238 Millionen Pfund (268 Millionen Euro) vergrößerte.

Im Jahr 2000, mit 74 Jahren, gründete Bernard Ashley eine neue Inneneinrichtungsfirma namens Elanbach und ein Fünf-Sterne-Hotel. 2001 verkaufte er seine letzten Aktien an Laura Ashley. Der passionierte Flieger und Segler soll zuletzt über ein Privatvermögen von rund 60 Millionen Pfund verfügt haben. Er lebte die meiste Zeit in einem Townhouse in Brüssel, besaß aber auch ein Weingut in Frankreich und ein Anwesen auf den Bahamas. „Mein Vater hat alles im Leben erreicht, was er sich vorgenommen hat“, zitierte die Nachrichtenagentur AP seine Tochter Jane. „Er war zugleich sehr kreativ und ein guter Geschäftsmann.“ Kevin P. Hoffmann

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