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Sonniger Empfang. Der griechische Premier Antonis Samaras ließ am Donnerstag für Chinas Ministerpräsidenten Li Keqiang die Ehrenkompanie antreten.

© Reuters

Wirtschaftsbeziehungen: Athen wirbt um chinesische Investoren

Die Chinesen helfen den Griechen: Sie wollen in griechische Infrastruktur investieren, vor allem in Flug- und Seehäfen, und griechische Staatsanleihen kaufen.

Wichtige Staatsgäste erwartet der griechische Premier Antonis Samaras nicht erst auf den Stufen der Villa Maximos, seines Amtssitzes in der Athener Herodes-Attikus-Straße. Für sie lässt er die Ehrenkompanie bereits am Flughafen Eleftherios Venizelos antreten. Dort begrüßt Samaras den Besucher schon am Fuß der Gangway. Angela Merkel ist so ein wichtiger Gast, denn von der mächtigsten Frau Europas hängt viel ab für das krisengeplagte Griechenland.

Am Donnerstagnachmittag empfing Samaras am Flughafen einen Besucher, der noch bedeutender sein könnte: den chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang. Und die Mühe hat sich gelohnt. Die beiden Länder schlossen Verträge und Kooperationsabkommen in den Bereichen Energie, Handel, Handelsschifffahrt, Landwirtschaft und Tourismus im Wert von mehr als 4,7 Milliarden Euro. „Jetzt müssen wir diese Abkommen in die Tat umsetzen“, sagte Li nach dem Treffen mit Samaras. Er gratulierte Samaras für die durchgeführten umfangreichen Reformen in seinem Land. China werde künftig griechische Staatsanleihen kaufen, hieß es.

China interessiert sich vor allem für Logistik und Infrastruktur

Die Chinesen wollen vor allem in Logistik und Infrastruktur investieren. Was das konkret bedeutet, kann man bereits in Piräus besichtigen, Griechenlands größtem Hafen bei Athen. Der staatliche chinesische Logistikkonzern Cosco betreibt in Piräus eines der größten Containerterminals im gesamten Mittelmeerraum. Im Jahr 2008 sicherten sich die Chinesen eine 35-jährige Konzession zum Betrieb der Containerpiers II und III. Cosco will insgesamt 3,5 Milliarden Euro in den Hafen investieren. Das Wachstum ist rasant: Seit 2012 hat sich der Containerumschlag im Hafen von Piräus mehr als verdoppelt. „Wir werden zusammen mit Griechenland den Hafen von Piräus zum besten Hafen im Mittelmeer verwandeln“, hatte Li Keqiang der Athener Zeitung „Kathimerini“ gesagt.

Eine Investition zieht die nächste nach sich: Der US-Computerkonzern Hewlett Packard machte Piräus zum Umschlagplatz für seine aus Asien angelieferten Komponenten. Der chinesische Telekom-Hersteller ZTE zog nach. Auch der Technologiekonzern Huawei will künftig den Warenverkehr aus China nach Europa über die Drehscheibe Piräus führen und dort gemeinsam mit griechischen Universitäten ein Forschungs- und Entwicklungszentrum aufbauen.Die Chinesen möchten hier bald noch stärker Fuß zu fassen. Griechenland will 67 Prozent der Hafengesellschaft von Piräus privatisieren. Cosco gilt als einer der Favoriten für die Übernahme der Anteile.

Die Griechen ordern Schiffe bei chinesischen Werften

In der Schifffahrt ist die chinesisch- griechische Zusammenarbeit traditionell besonders eng. Die griechischen Reeder betreiben die größte Handelsflotte der Welt. Im vergangenen Jahr orderten sie bei chinesischen Werften 141 neue Schiffe. Sie sind damit die wichtigsten Kunden der chinesischen Schiffbauindustrie. Die China Development Bank fördert solche Neubauten mit Krediten. Es ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit: Die griechischen Reeder verchartern ihre Schiffe an chinesische Reedereien. 60 Prozent der chinesischen Rohöleinfuhren und 50 Prozent der Warenausfuhren Chinas werden mit griechischen Schiffen transportiert.

Chinesen könnten sich auch an griechischen Flughäfen beteiligen

Auch im griechischen Luftverkehr sehen chinesische Investoren Chancen. An diesem Samstag fliegt Li Keqiang gemeinsam mit Premier Samaras nach Kreta. Dort soll in der Nähe von Heraklion Griechenlands zweitgrößter Flughafen entstehen, privat finanziert und betrieben. Chinesische Firmen bekunden Interesse an dem 800-Millionen-Projekt, das in diesem Jahr vergeben werden soll.

Auch für den zum Verkauf vorgesehenen staatlichen 55-Prozent-Anteil am Athener Flughafen gibt es chinesische Interessenten: Friedmann Pacific Asset Management und Shenzhen Airport wollen gemeinsam die Anteile übernehmen. Das Konsortium hat ehrgeizige Pläne. Von gegenwärtig etwa zwölf Millionen Passagieren wollen die Investoren die Zahl der Reisenden auf über 50 Millionen steigern: Athen soll zur Drehscheibe für Reisen chinesischer und anderer asiatischer Touristen nach Europa werden. mit dpa

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