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VW will, dass der Staat Anreize schafft, um mehr Autos zu verkaufen.

© REUTERS

Autokonzerne in der Coronakrise: Wie VW und Daimler für staatliche Kaufprämien trommeln

Daimler und Volkswagen legen erwartet schwache Quartalszahlen vor - und fordern staatliche Hilfe. Auf Dividendenzahlungen wollen sie aber nicht verzichten.

Die deutsche Automobilbranche erhöht den Druck auf die Politik, die Branche finanziell in der Coronakrise zu unterstützen. Gleichzeitig warfen Daimler, Volkswagen und Bosch am Mittwoch einen düsteren Blick auf das laufende Geschäftsjahr. Der Volkswagen-Konzern trommelt am lautesten für staatliche Hilfen.

Finanzvorstand Frank Witter sagte bei der Vorstellung der Quartalszahlen am Mittwoch, die Erfahrungen der Finanzkrise 2008/2009 zeigten, dass eine staatliche Stimulierung der Autonachfrage „eines der Zugpferde“ für die Erholung der gesamten Wirtschaft sein könne. Für den Staat zahle sich die Unterstützung später über höhere Steuereinnahmen aus. „Wir brauchen eine schnelle Entscheidung", mahnte Witter bei einer Telefonkonferenz. Man hoffe, dass die Programme „praktikabel und nicht allzu kompliziert“ seien.

VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh machte sich dafür stark, „dass die Politik Geld für diesen Impulsstoß bereitstellt“, wie er in einem Brief an die Mitarbeiter schrieb. „Wir wissen, dass wir damit nach Steuermitteln rufen“, heißt es in dem Schreiben. „Aber wir wissen auch, dass sich dieses Geld für unsere gesamte Gesellschaft klug anlegen ließe und sich so gleich mehrfach rechnen könnte – nämlich ökonomisch, ökologisch und sozial.“

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Osterloh stellt sich gleich drei Förderarten vor: eine zeitlich begrenzte „Impuls-Prämie“ für Neuwagen (auch moderne Verbrenner und einjährige Gebrauchte) inklusive Leasing, eine Abwrackprämie für Altautos der Abgasnormen Euro-3 und Euro-4 und eine stärker am CO2-Ausstoß orientierte Kfz-Steuer.

Daimler will pauschale Förderung der Nachfrage

Auch Daimler-Chef Ola Källenius, der sich bislang zurückgehalten hatte, stimmte am Mittwoch ein. Eine breite Förderung müsse möglichst einfach und schnell kommen. Um die Wirtschaft nach der Krise wieder in Gang zu bringen, sei es vor allem nötig, Zuversicht im Markt zu schaffen. Für die „Ankurbelung der Wirtschaft“ sei eine pauschale Förderung der Automobilnachfrage über alle Segmente hinweg sinnvoll.

Bosch-Chef Volkmar Denner hält Kaufanreize ebenfalls für „wahrscheinlich notwendig, um dauerhafte Schäden für die Volkswirtschaft zu vermeiden“. Die Automobilbranche habe insgesamt eine hohe Bedeutung für „den Wohlstand unseres Landes“. Ein wichtiges Anliegen blieben aber auch in diesem Zusammenhang „positive Effekte auf das Klima und die Luftqualität“.

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Die zuletzt auf 6000 Euro erhöhte Kaufprämie für Elektroautos, deren Finanzierung sich Bund und Unternehmen teilen, sei nicht ausreichend. „Mehr Elektroautos führen uns allein nicht aus der Krise“, sagte Denner.

Autokonzerne schütten weiter Dividenden aus

Ein Treffen der Ministerpräsidenten der „Autoländer“ Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen wurde am Mittwoch verschoben. Am 5. Mai soll der nächste „Autogipfel“ im Kanzleramt stattfinden, bei dem es wohl eine konkrete Entscheidung über Anreizprogramme geben dürfte.

Einen pauschalen Verzicht auf Dividendenausschüttungen lehnen die Hersteller ebenso ab wie der Autoverband. Für die Firmen sei auch wichtig, die Aktionäre an Bord zu halten, etwa um sich vor Übernahmen aus dem Ausland zu schützen, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller, die einen verantwortungsvollen Umgang mit Dividenden anmahnte.

Im Geschäftsjahr 2019 hatten allein BMW, Daimler und der VW-Konzern zusammen einen operativen Gewinn von rund 31 Milliarden Euro erzielt und knapp vier Milliarden Euro an ihre Aktionäre ausgeschüttet. Von hohen Dividenden profitieren bei Volkswagen insbesondere die Eigentümerfamilien Porsche/Piech und das Land Niedersachsen, bei BMW die Quandt-Familie als Mehrheitsaktionärin.

„In der Automobilproduktion rechnen wir aktuell für 2020 auf Basis der bislang bekannten Effekte mit einem Minus von mindestens 20 Prozent“, sagte Bosch-Vorstandschef Denner. Es werde im Konzern größter Anstrengungen bedürfen, überhaupt nur ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen. Bei Volkswagen und Daimler wurden die Gewinne im Auftaktquartal fast ausradiert, weil die Werke seit Mitte März stillstanden, die Kosten aber weiterliefen. Einen Verlust konnten beide zu Jahresbeginn noch vermeiden. Im zweiten Quartal rechnet VW jedoch operativ mit roten Zahlen, auch Daimler kündigte einen Betriebsverlust an.

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