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Rüdiger Grube steht vor einem neuen ICE.

© dpa

Siemens liefert mit zwei Jahren Verspätung: Bahn bekommt neue ICE-Züge

Bahn-Chef Grube hofft, bis März zehn neue Züge zu bekommen – das könnte den Schienenverkehr endlich wieder zuverlässiger machen.

Berlin - Die Deutsche Bahn rechnet damit, in Kürze die ersten neuen ICE-Züge von Siemens geliefert zu bekommen – mit zwei Jahren Verspätung. „Wir haben in den nächsten beiden Wochen gute Chancen, zwei der ausstehenden 16 Siemens-Züge zu bekommen“, sagte Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube dem „Handelsblatt“. „Und wenn alles gut geht, kommen bis März acht weitere Einheiten, also vier Doppelzüge, hinzu.“

Für die Kunden bedeutet das möglicherweise einen etwas zuverlässigeren Zugverkehr im Winter. Denn die Fahrzeuge im Fernverkehr sind veraltet und müssen oft in die Werkstatt, deshalb mangelt es dem Staatskonzern an Reservezügen. Die Lieferung der Siemens-Züge war wegen Problemen mit der Software wiederholt ins Stocken geraten. Den Elektrokonzern kostet die verspätete Auslieferung einen hohen Millionenbetrag.

Ein Sprecher des Eisenbahn-Bundesamtes, das die ICE-Züge zulässt, wollte aber keine Prognose abgeben, wann die Züge fahren dürfen. Es gebe noch „Klärungsbedarf“, der Ball liege im Feld von Siemens. Derzeit laufen bereits Schulungsfahrten mit zwei Exemplaren des Siemens-intern „Velaro“ genannten Fahrzeugs. Die übrigen Exemplare sind gebaut und stehen auf Abstellgleisen, dürfen im Regelverkehr aber nur als Einfach-Garnitur eingesetzt werden – das aber lehnt die Bahn ab.

Daneben wartet das Unternehmen auf die Auslieferung von 27 IC-Doppelstockzügen von Bombardier. Sie sollten eigentlich Ende 2013 zur Verfügung stehen. „Ob wir die innerhalb der nächsten zwei Jahre haben werden, dazu wage ich keine Vorhersage“, sagte Grube dem „Handelsblatt“ weiter. Auch hier gab es Software-Probleme. Ein Sprecher des kanadischen Herstellers, der seine Bahn-Sparte von Berlin aus führt, legte sich aber am Mittwoch fest. „Ab Ende 2014 werden die Züge ausgeliefert“, versicherte er.

Überdies macht sich die Bahn derzeit für mehr Geld vom Staat für die Infrastruktur stark. „Der Investitionsrückstau liegt bei 30 Milliarden Euro“, sagte der Manager. Jährlich fehlten der Bahn 1,2 Milliarden Euro. Die neue Koalition aus SPD und Union hatte sich darauf verständigt, fünf Milliarden Euro zusätzlich für die Infrastruktur auszugeben. Für die Bahn würden davon aber allenfalls zwei Milliarden abfallen, vermutete Grube.

Deshalb will er unbedingt mehr Gewinn im Unternehmen halten. Der gesamte Überschuss der Infrastruktur solle in einen speziellen Bundesfonds fließen, der es dann wieder in die Schiene investieren könne, schlug Grube vor. 2012 hatte die Bahn nach Zinsen 600 Millionen Euro mit dem Betrieb von Schienennetz und Bahnhöfen verdient. Im Koalitionsvertrag ist von einem solchen Fonds zwar keine Rede – Grube schreckt das aber nicht. „Ich verstehe den Koalitionsvertrag als eine wichtige Orientierung. Das wirkliche Leben sieht manchmal anders aus.“

Verraten hat Grube auch, welcher Bahn-Satz ihn am meisten nervt. „Die Ansage bei Einfahrt in den Bahnhof, der Zug verkehrt heute in umgekehrter Wagenreihung wäre so einer.“ Das könne nicht sein, die Kundeninformation müsse besser werden. Carsten Brönstrup

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