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Veraltet. Weichen und Stellwerke sollen künftig elektronisch gesteuert werden.

© dpa

Neues Großprojekt: Bahn will die Schiene digitalisieren

Software statt Hardware: In den kommenden zehn bis 15 Jahren will der Konzern 160.000 Signale und 400.000 Kilometer Kabel überflüssig machen.

Ronald Pofalla hantiert mit großen Zahlen: 400000 Kilometer Kabel seien im Schienennetz der Deutschen Bahn verlegt, 160000 Signale gebe es an der Strecke, 67000 Weichen und 2800 Stellwerke. Eine Menge Kupfer und Stahl, die zum Teil noch aus der Kaiserzeit stammen, „aus Zeiten des Stummfilms“, wie Pofalla sagt. Der Infrastrukturvorstand der Bahn präsentiert am Donnerstag in Berlin das Inventar, um ein Projekt anzukündigen, mit dem die Bahn in die digitale Zukunft fahren soll: „Digitale Schiene Deutschland“.

In den kommenden zehn bis 15 Jahren soll das Schienennetz technisch so aufgerüstet werden, dass auf den 40000 Kilometer Schiene bis zu 20 Prozent mehr Züge fahren können. Das entspricht laut Bahn „einigen tausend Zügen am Tag“. Mit der flächendeckenden Einführung der digitalen Leit- und Sicherungstechnik ETCS und digitaler Stellwerke würden Signale und Kabel überflüssig, sagte Pofalla beim Symposium „Wettbewerb und Regulierung im Eisenbahnsektor“.

Bund lässt Machbarkeitsstudie erstellen

„Wir werden einen noch nie da gewesenen Entwicklungsschub verwirklichen: mehr Züge, zudem pünktlicher und noch umweltfreundlicher“, schwärmte der frühere Kanzleramtsminister. Von sinkenden Instandhaltungskosten und mehr Kapazitäten auf der Schiene hätten nicht nur die Bahn und ihre Kunden etwas, sondern der gesamte Sektor, das ganze Land und nicht zuletzt das Weltklima. „Ein leistungsfähigerer Bahnsektor bedeutet weniger Verkehr auf der Straße, weniger Staus, weniger Feinstaub und einen deutlich verringerten CO2-Ausstoß“, sagte Pofalla.

Über die Kosten für das Projekt spricht die Bahn derzeit mit ihrem Eigentümer, dem Bund. Der lässt eine Machbarkeitsstudie erstellen, die bis Mitte des Jahres die technische Umsetzung, Zeitplan, Finanzierung sowie den volkswirtschaftlichen Nutzen darstellen soll. Erwiesen ist für Ronald Pofalla schon jetzt, dass der volkswirtschaftliche Nutzen größer sein wird als die volkswirtschaftlichen Kosten. Letztere dürften dennoch erheblich sein. Experten rechnen mit bis zu 30 Milliarden Euro für das gesamte Projekt. „Wir müssen investieren, das ist teuer“, weiß der Bahn-Vorstand, der immer noch einen direkten Draht ins Bundeskanzleramt hat. Die Einladung zu einem Runden Tisch, an dem neben Bund und Bahn auch alle anderen Bahn-Verbände Platz nehmen sollen, ist laut Pofalla verschickt.

Bahn-Chef: Wir müssen robuster werden

Eisenbahn sei „Mannschaftssport“, sagte Bahn-Chef Richard Lutz am Donnerstag. Es komme angesichts des starken Wettbewerbs der Straße und der neuen Player aus der Digitalwirtschaft auf „Schnelligkeit und Teamfähigkeit“ an. Der nach Turbulenzen inzwischen komplette Konzernvorstand soll es richten. Für das Unternehmen gelte: „Wir müssen widerstandsfähiger und robuster werden.“ Hinderlich bei der Umsetzung von Bahn-Projekten sind allerdings nicht nur Stürme, Pannen und Finanzlöcher. Auch der rechtliche und administrative Planungsstau haben dazu geführt, dass die Bahn das Geld, das ihr der Eigner reichlich zur Verfügung gestellt hat, noch gar nicht restlos in neue Infrastruktur investieren konnte.

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