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Finanzkrise: Banken zeigen neue Zuversicht

Die großen Geldinstitute starten mit Gewinnen ins Jahr. Die Börse feiert die ersten Zeichen einer Erholung.

Berlin - An der Börse wird auf eine allmähliche Erholung der angeschlagenen Banken spekuliert. Am Dienstag schossen die Aktien der US-Bank Citigroup um mehr als 34 Prozent in die Höhe, nachdem über zwei profitable Monate der teilverstaatlichten Bank berichtet worden war. Die Nachricht verhalf dem Dow-Jones-Index zu seinem größten Plus seit Jahresbeginn. Er legte am Dienstag um 5,8 Prozent auf 6926 Zähler zu.

Vor der Citigroup hatte sich schon der Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, zufrieden über den Jahresauftakt geäußert. 2008 hatte die Bank unterm Strich fast vier Milliarden Euro Verlust gemacht. Die Aktie des deutschen Marktführers stieg am Dienstag um 16,5 Prozent. Auch die von der Deutschen Bank übernommene Postbank soll gut ins neue Jahr gestartet sein. Der Aktienkurs stieg um 9,5 Prozent. „Die ersten beiden Monate sind gut gelaufen“, hieß es aus dem Umfeld der Bank. Positive Signale waren Ende Februar bereits von der Bank of America und JP Morgan gekommen.

Auch das Commerzbank-Papier (plus 14,5 Prozent) und andere europäische Bankaktien waren sehr gefragt. Der europäische Branchenindex kletterte um 12,5 Prozent. Der Dax gewann bis zum Handelsschluss 5,3 Prozent auf 3886 Punkte. Börsianer übten sich in Optimismus: „Der Dax hatte das Level für eine strategische Wende erreicht – jetzt ist er mit kräftigem Rückenwind der Citigroup außer Rand und Band“, sagte Helaba-Marktanalyst Mirko Pillep.

Die Citigroup, einst größte Bank der Welt, sei im Januar und Februar erstmals seit dem dritten Quartal 2007 wieder profitabel gewesen, schrieb Citigroup- Chef Vikram Pandit in einer E-Mail an die Mitarbeiter, die mehreren Nachrichtenagenturen vorlag. Der operative Gewinn vor Steuern und Sonderfaktoren habe bei 8,3 Milliarden Dollar gelegen. Der Bankchef führte die Entwicklung auf das „partielle Auftauen der Kreditmärkte“ und auf Kostenreduzierungen zurück. 2008 häufte die Citigroup knapp 19 Milliarden Dollar (14,8 Milliarden Euro) Verlust an.

Die US-Regierung hatte das Institut mit 45 Milliarden Dollar gestützt und war als Eigentümer eingestiegen. Außerdem übernahm sie Bürgschaften über rund 300 Milliarden Dollar für Risikopapiere. Die Regierung will ihre Anteile auf bis zu 36 Prozent ausweiten.

Gebrummt hat das Bankgeschäft Analysten zufolge vor allem bei Anleihen, Devisen und Zinsen. Hinzu kommen bei vielen Häusern offenbar Gewinne aus Sicherungsgeschäften, die nach der schrittweisen Normalisierung der Märkte wieder greifen. Darüber hinaus profitieren die Banken von der günstigen Refinanzierung, nachdem die Notenbanken die Geldschleusen völlig geöffnet haben. „Wenn ich mir Geld zu praktisch null Zinsen leihen und es für sechs oder acht Prozent weiterverleihen kann, habe ich ein tolles Geschäftsmodell“, sagte Joe Kinahan, vom Optionsmakler Thinkorswim.

Dennoch gibt es Zweifel, wie nachhaltig die Entwicklung ist. „Wir sind etwas skeptisch, ob sich der Trend für das gesamte erste Quartal hochrechnen lässt“, sagte Sal.-Oppenheim-Analyst Carsten Werle. Ähnlich sieht es Orin Kramer, Hedgefonds-Manager bei Boston Provident und Berater von US-Präsident Barack Obama: „Es steht den Banken noch eine lange, harte Zeit bevor.“

Auch der Aufschwung an den Börsen könnte nur ein Strohfeuer sein. Das Dax- Plus am Dienstag schaffe Potenzial für einen weiteren Anstieg, sagte Analyst Pillep. Allerdings müsse der Dax auch mindestens an diesem Mittwoch und am Donnerstag seine Gewinne verteidigen. Dann könne der Index auch Richtung 4000 bis 4200 Punkte steigen. „Es ist ein zartes Pflänzchen Hoffnung, das durch weitere schlechte Nachrichten schnell zerstört werden kann.“ mit ali/ben/hgn (HB)

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