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EU: Bankräuber stehen auf Italien

Europaweit werden in Italien die meisten Banküberfälle begangen. Die Zunahme von Überfällen im ersten Halbjahr deutet darauf hin, dass Italien 2010 Schauplatz von bis zu 50 Prozent aller Bankraube in Europa werden könnte.

Rom - Wer in eine italienische Bank will, der muss häufig zuerst den bewaffneten Sicherheitsmann am Eingang passieren; dahinter zwingt und zwängt man den Kunden in eine Sicherheitsschleuse, deren Metalldetektor schon die Besitzer kleinerer Schlüsselbunde rigoros aussperrt. Viel scheinen diese Vorsichtsmaßnahmen aber nicht zu nützen. Denn allein in Italien finden vier von zehn europäischen Banküberfällen statt. 1744 von jenen 4150, die die EU 2009 gezählt hat.

Die Fiba, eine Gewerkschaft von Bankangestellten, hat die Zahlen nun vorgelegt; mit dem Hinweis, dass Italien seine unrühmliche Spitzenstellung in der EU bald ausbauen könnte. Die Zunahme von Überfällen im ersten Halbjahr erlaube die Hochrechnung, dass Italien 2010 Schauplatz von bis zu 50 Prozent aller Bankraube in Europa werden könnte.

„War alles schon viel schlimmer“, beruhigen Bankenverband und Innenministerium. 2007 habe es noch 3050 Raubüberfälle gegeben, das waren 53 Prozent aller in Europa registrierten. Sicher ist aber, dass die Trends in der EU und in Italien lange entgegengesetzt verliefen. Zwischen 2000 und 2007, als sich in Europa die Zahl der Überfälle von 8660 auf 4400 halbierte, steigerte sich Italien von 2464 auf 3050. Erst seit 2008 wird es besser.

Was Italien für Bankräuber so attraktiv macht, ist die hohe Bargeldfreudigkeit des Landes – und demnach der Vorrat der Banken. 90 Prozent aller Zahlungen, so Gewerkschaftschef Alessandro Spaggiari, würden bis heute in bar abgewickelt. In Deutschland seien es nur mehr 78 Prozent. Im Dezember 2009, so der Bankenverband, kursierte (dem Wert nach) fast ein Fünftel aller Euro-Banknoten allein in Italien – und das, obwohl die Eurozone 16 Mitgliedsstaaten hat.

Immerhin haben die Sicherheitsmaßnahmen dazu geführt, dass die Durchschnittsbeute auf 21.000 Euro gesunken ist, den niedrigsten Wert seit zehn Jahren. Ferner sind Italiens Räuber ziviler geworden: Nur ein Siebtel greift zu Feuerwaffen, die Hälfte tritt mit Messern an. Ein Viertel setzt allein auf die Wortgewalt von Drohungen. Trotzdem: In mehr als 90 Prozent aller Überfälle erreichen die Gangster ihr Ziel.

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