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Berliner Stromnetz: Eon gegen Vattenfall

Das Pokerspiel ist eröffnet: Die Eon-Tochter Edis hilft der landeseigenen Berlin Energie im Wettbewerb um das Stromnetz - gegen den Platzhirsch Vattenfall.

Der Wettbewerb um das Berliner Stromnetz wird nun doch interessanter als erwartet. Der Düsseldorfer Eon-Konzern, der sich seit längerem um eine stärkere Präsenz in Berlin bemüht, unterstützt die landeseigene Berlin Energie in dem Vergabeverfahren gegen den favorisierten schwedischen Staatskonzern Vattenfall. Das lukrative Stromnetz gehört Vattenfall, und der Konzern will die Konzession zum Betrieb des Netzes unbedingt behalten. Bislang standen die Chancen dafür gut, weil es Zweifel gibt an der Bieterfähigkeit sowohl der Berlin Energie als auch des dritten Bewerbers, der genossenschaftlichen BürgerEnergie Berlin.

Die Vergabe der Gasnetzkonzession ging schief

Die Vergabe der Stromnetzkonzession erfolgt durch eine entsprechende Stelle beim Finanzsenator. Vor zwei Jahren war die Konzession zum Betrieb des Gasnetzes überraschend der Berlin Energie zugeschlagen worden. Die damals unterlegene Gasag klagte erfolgreich dagegen. Das Landgericht sah die Bieterfähigkeit des Landesbetriebs nicht gegeben, unter anderem wurde das Fehlen eines Finanzkonzeptes moniert. Bis zur Klärung des Rechtsstreits betreibt die Gasag nun das Netz weiter. „Wir sind zuversichtlich, dass wir die Gas-Konzession bekommen und dann die Netze zusammenführen können“, sagte Wolfgang Neldner, Chef der Berlin Energie, am Dienstag.

Neldner erläuterte zusammen mit Bernd Dubberstein, dem Vorstandsvorsitzenden der Eon-Tochter Edis AG, das neue Bündnis gegen Vattenfall. Die Edis betreibt Strom- und Gasverteilnetze in Brandenburg und Berlin und erweitert nun den „Unterstützerkreis“ (Neldner) der Berlin Energie im Konzessionsverfahren. Eon oder Edis konnten sich nicht mehr direkt um die Stromnetzkonzession bewerben, da das Verfahren bereits seit Jahren läuft und deshalb gewissermaßen geschlossen ist. Deshalb reagierte Vattenfall auch gelassen auf die Kooperation der Konkurrenten: „Das bedeutet für das Verfahren gar nichts“, sagte ein Sprecher.

Verfahren läuft bis nach Berlin-Wahl im September

Die Frist zur Abgabe eines so genannten indikativen Angebotes für den Betrieb des Stromnetzes war am Montag abgelaufen. Neldner zufolge hat Berlin Energie dazu fünf Ordner mit insgesamt rund 10.000 Seiten eingereicht. Diese werden nun in der Vergabestelle gesichtet; als nächster Schritt wird dann in ein paar Monaten ein verbindliches Angebot von den Bewerbern gefordert. Alles in allem dürfte sich das überaus komplexe Verfahren bis nach der Berliner Wahl im September hinziehen.

Im Rahmen der Rekommunalisierung will die SPD die Energienetze zumindest teilweise verstaatlichen. Dazu bedarf es eines industriellen Partners mit dem entsprechen Know-how – Vattenfall oder Eon. Berlin Energie-Chef Neldner betonte am Dienstag das Ziel eines „Kombinationsnetzbetriebs“, also den Betrieb von Gas-, Strom- und Fernwärmenetz in einer Hand. Die Versorgung werde dadurch"günstiger, schneller, einfacher, gesünder und nachhaltiger“, meinte Neldner und stellte den Bürgern niedrigere Kosten als bislang in Aussicht. „Wir wollen zackzack die Übernahme durchführen.“ Da ist viel Optimismus dabei, denn auch das Fernwärmenetz gehört Vattenfall und wird von Vattenfall betrieben. Und aufgrund von Erfahrung und Expertise bleibt Vattenfall der Favorit für das Stromnetz.

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