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Die neue Generation. BMW-Chef Harald Krüger und der elektrische "i4", der 2021 auf den Markt kommen soll.

© Michael Dalder/REUTERS

Razzia und gute Geschäfte: BMW-Bilanz mit Kratzern

BMW strebt 2018 nach glänzenden Geschäften sein neuntes Rekordjahr in Folge an – doch die Diesel-Razzia wirft neue Fragen auf.

Die Staatsanwaltschaft München hat BMW aus dem Konzept gebracht. Statt eine lupenreine Erfolgsbilanz des Geschäftsjahres 2017 vorzulegen, sah sich der Autobauer am Mittwoch zunächst gezwungen, auf eine Großrazzia in seiner Zentrale am Vortag der Bilanz einzugehen. 100 Staatsanwälte und Polizisten hatten in München und Österreich Unterlagen beschlagnahmt. Auch BMW steht nun in dem Verdacht, Dieselabgaswerte manipuliert zu haben. Das Unternehmen selbst spricht von Irrtum und einer Verwechslung beim Aufspielen von Motorsteuerungssoftware bei einigen Dieselmodellen. „Wir nehmen den Fall ernst“, schickte Konzernsprecher Maximilian Schöberl der Pressekonferenz voraus. Man unterstütze die Behörden in vollem Umfang. Und: „Es handelt sich nicht um die gezielte Manipulation der Abgasreinigung.“ Wirklich nicht? Wie schwer wiegen die Vorwürfe, wenn gleich 100 Beamte bei einer Razzia anrücken? Viel mehr als Schöberl wollte auch der BMW-Vorstand am Mittwoch dazu nicht sagen. Klar ist: Nach den Ermittlungen bei VW, Audi und Daimler kann sich auch BMW nicht mehr auf sein Saubermann-Image verlassen.

2018 soll das neunte Rekordjahr in Folge werden

Stattdessen versuchte BMW, die Aufmerksamkeit auf die guten Geschäftszahlen zu lenken. Hier bewegten sich Vorstandschef Harald Krüger und Finanzvorstand Nicolas Peter auf sicherem Terrain. Im laufenden Jahr will BMW trotz steigender Ausgaben für die Entwicklung von Elektroautos mindestens so viel verdienen wie im Vorjahr. Krüger stellte ein Ergebnis vor Steuern mindestens auf dem Rekordniveau des Vorjahres von 10,7 Milliarden Euro in Aussicht. „2018 soll unser neuntes Rekordjahr werden. Das ist mein Ehrgeiz“, sagte er. Finanzchef Peters erläuterte, dass dies trotz „großer Aufgaben“ im laufenden Jahr gelingen solle. So will BMW die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) 2018 auf rund sieben Milliarden Euro steigern. Bereits 2017 hatte BMW mit 6,1 Milliarden Euro fast eine Milliarde mehr für autonomes Fahren und E-Mobilität ausgegeben.

Der jüngste tödliche Unfall mit einem Uber-Roboterwagen in den USA bestätigt BMW in seiner Auffassung, dass die Entwicklung selbstfahrender Autos ein „langfristiger Weg“ ist, wie Forschungsvorstand Klaus Fröhlich sagte. „Ich nenne es eine Marsmission.“ Ab 2021 wolle BMW mit dem vernetzten Fahrzeug „i-next“ teilautonomes Fahren in der Serie ermöglichen. Dabei muss der Fahrer nicht ständig die Kontrolle über das System haben, aber bei Bedarf und nach einer Vorwarnzeit eingreifen können. Fachleute sprechen vom autonomen Fahren auf Level 3. Erst nach 2021 sollen dann weitere Entwicklungsstufen auf den Markt kommen. BMW will die Zahl der autonomen Testfahrzeuge 2018 auf 80 verdoppeln, in Kürze wird in München ein Forschungscampus für autonomes Fahren eröffnet.

140.000 Elektroautos im laufenden Jahr

Konkreter sind die Pläne für die Produktion weiterer Elektroautos. In diesem Jahr will BMW mindestens 140 000 Elektro- oder Hybrid-Fahrzeuge vom Band rollen lassen, 2017 waren es 103 000. „Unsere Zukunft wird vernetzt sein und elektrisch“, sagte Harald Krüger. Ende 2019 werde BMW eine halbe Million E-Fahrzeuge und Plug-in-Hybride in Summe auf der Straße haben. Im Jahr 2025 werde man 25 elektrifizierte Modelle anbieten, zwölf davon rein elektrisch.

Ähnlich wie die Wettbewerber Mercedes und Audi braucht BMW einen steigenden Anteil alternativer Antriebe im Portfolio, weil sonst die CO2-Grenzwerte ab 2020/21 nicht eingehalten werden – mit der Folge hoher Strafzahlungen in Europa. Zu schaffen macht dem Autobauer dabei der sinkende Anteil von Dieselverkäufen – Diesel stoßen weniger CO2 aus als Benziner. Zudem schafft sich der Hersteller selbst ein Problem, weil er immer mehr große, PS-starke Geländewagen verkauft, die die CO2-Bilanz verschlechtern. Dennoch zeigte sich Forschungschef Fröhlich optimistisch, dass BMW die Grenzwerte einhalten werde. Das Thema Diesel sieht man betont entspannt. Die Nachfrage sei nicht dramatisch eingebrochen. Allerdings sind die Restwerte beim Wiederverkauf von Leasingfahrzeugen 2017 gesunken. BMW hat für die Risiken entsprechend mehr Geld zurückgestellt.

Motorradsparte mit überdurchschnittlicher Rendite

Insgesamt verkaufte der Konzern im vergangenen Jahr 2,46 Millionen Autos der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce, 4,1 Prozent mehr als 2016. Gefragt waren auch die Motorräder, die fast alle im Berliner Werk produziert werden. Mehr als 164 000 wurden verkauft, 13,2 Prozent mehr als im Vorjahr, mit einer Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) von 9,1 Prozent. Das war mehr, als der Gesamtkonzern schaffte. Bei einem Umsatz von 98,7 Milliarden Euro kam die BMW- Gruppe auf 8,9 Prozent. Rechnet man das Gemeinschaftsunternehmen mit Brilliance in China ein, liegt die Vorsteuerrendite oberhalb von zehn Prozent.

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