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Prost Börsenjahr. Nicht nur in Frankfurt am Main stießen die Aktienhändler auf erfolgreiche Geschäfte an. Auch an den anderen europäischen Handelsplätzen, in Japan und an den US-Börsen wurden zweistellige Kursgewinne gefeiert.

© dpa

Börsenjahr 2013: Viele Überraschungen, wenige Enttäuschungen, gute Aussichten

Der Deutsche Aktienindex gewinnt 2013 mehr als 25 Prozent – und kaum jemand glaubt an ein Ende der Kursrallye im neuen Jahr 2014.

Auf dem Börsenparkett wurden die Herren nie gesichtet. Trotzdem waren Ben Bernanke und Mario Draghi, die Chefs der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB), immer präsent. Die ultralockere Geldpolitik hat 2013 die Börsen bewegt – so stark, wie es kein Experte erwartet hatte. Nach einem herausragenden Börsenjahr 2012, in dem der Deutsche Aktienindex (Dax) um 29 Prozent zugelegt hatte, trauten viele der Börse zwar noch mehr zu. Aber nicht so viel, wie es sich zwölf Monate später zeigt. Um 25,5 Prozent hat der Dax 2013 zugelegt – am Montag ging er mit 9552 Punkten aus dem Handel. Die kühnste Prognose hatte vor einem Jahr mit 8890 Punkten die japanische Großbank Nomura gewagt. Im Schnitt allerdings tippten Experten auf ein Plus von nur fünf Prozent oder rund 8000 Zählern. Pessimisten warnten vor dem Absturz auf 6200 Zähler. Auch deutsche Nebenwerte übertrafen alle Erwartungen. Der M-Dax stieg in zwölf Monaten um 39,1 Prozent auf 16 574 Punkte, der Tec-Dax kletterte um 40,9 Prozent auf 1166 Zähler. Ob Pessimisten oder Optimisten – am Ende lagen alle mit ihren Vorhersagen für das Börsenjahr 2013 falsch. Zur Freude der Anleger.

Kurstreiber und Favoriten

Treiber der Kurse waren, dank Bernanke und Draghi, die niedrigen Notenbank-Zinsen und der monatliche Kauf von Staatsanleihen und Wertpapieren durch die Fed im Volumen von 85 Milliarden Dollar. Eigentlich sollte das Geld als Kredit an Unternehmen und Verbraucher fließen. Tatsächlich landeten Milliarden an den Börsen. Hierzulande lockten viele Unternehmen die Aktienanleger mit ihrer bemerkenswerten Stärke und ansehnlichen Dividenden. Nicht zuletzt beruhigte sich die Staatsschuldenkrise in der Euro-Zone, was den Kursen zusätzlich Auftrieb gab. Als erstes der vier gestützten Krisenländer verzichtete Irland zum Jahresende auf den Schutz durch den Euro-Rettungsschirm.

Continental lag 2013 mit Abstand an der Dax-Spitze.

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Unter den 30 im Dax gelisteten Papieren verbucht die Continental-Aktie mit 82 Prozent das größte Plus, gefolgt von der Deutschen Post (knapp 60 Prozent) und Daimler (gut 52 Prozent). Das größte Minus musste K+S mit 36 Prozent hinnehmen. Bei den Aktien der zweiten Reihe aus dem M-Dax liegt der Bezahlsender Sky mit fast 97 Prozent an der Spitze. Absoluter Gewinner unter den 100 wichtigsten deutschen Aktien ist der im Tec-Dax gelistete Windanlagenbauer Nordex mit einem Zuwachs von 230 Prozent. Größter Verlierer im M-Dax ist Südzucker mit minus 38 Prozent, im Tec- Dax bildet die Software AG mit minus 22 Prozent das Schlusslicht.

Hausse weltweit

Ähnlich positiv wie die deutschen entwickelten sich auch die europäischen und insbesondere die US-Börsen. Der Euro-Stoxx-50 notierte am Montag bei rund 3100 Punkten – das entspricht einem Jahresplus von 17 Prozent. Die Börsen in Paris (plus 16 Prozent) und London (plus 13 Prozent) beendeten das Jahr mit ordentlichen Gewinnen. Überragend entwickelte sich dagegen die Börse in Tokio. Sie erreichte zum Jahresende den höchsten Stand seit mehr als 40 Jahren: Der Nikkei-Index legte am Montag bis Börsenschluss auf 16291 Punkte zu – den höchsten Stand seit 1972. Allein im zu Ende gehenden Jahr legte der Leitindex um 57 Prozent zu. Grund für die Euphorie der Anleger sind die ultralockere Geldpolitik und der schwache Yen.

Die japanische Börse ließ alle anderen Märkte hinter sich.

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An den US-Aktienmärkten beendeten an den letzten Handelstagen des Jahres zwar Gewinnmitnahmen die jüngste Kursrallye. Im Jahresverlauf konnten sich Anleger freilich ebenfalls über rasant steigende Aktienkurse freuen. Zum Handelsauftakt am Montag lag der Dow-Jones-Index bei rund 16 490 Punkten – ein Plus von mehr als 25 Prozent seit Januar. Der Nasdaq-Technologieindex notierte bei 3560 Zählern – knapp 36 Prozent höher als vor zwölf Monaten.

Was das neue Jahr bringt

Wie geht es an der Börse 2014 weiter? Die Mehrheit der Analysten erwartet nach einem verhaltenen ersten Halbjahr vom Sommer an weiter steigende Kurse. Aktien seien die Favoriten, wenn die Geldanlage nach Abzug der Inflation einen Ertrag bringen solle. Erstmals, da ist sich die Mehrheit sicher, wird der Dax 2014 die Schwelle von 10 000 Punkten überwinden. Die größten Optimisten sitzen in der Deutschen Bank. Kapitalmarktstratege Jan Rabe erwartet Ende 2014 gar 11 000 Punkte. Hauptgrund: stark steigende Unternehmensgewinne. Kurz dahinter rangiert Barclays mit 10 900 vor der UBS mit 10 800 Punkten. „Der Einstieg lohnt immer noch“, sagt Uwe Burkert von der Landesbank Baden-Württemberg. Die größte Skepsis verbreitet Gertrud Traud von der Landesbank Hessen-Thüringen. Sie rechnet nur mit 8900 Dax-Punkten. Aktien seien teuer. „2014 wird ein schlechtes Aktienjahr“, sagt Traud voraus.

Magere Zinsen machen Aktien attraktiv.

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So oder so: Auch 2014 werden die Börsianer genau auf die großen Notenbanken schauen. „Die Konjunkturerholung und die geldpolitische Dauerberieselung sind 2014 die wertvollsten Aktientreiber“, glaubt Robert Halver von der Baader-Bank. Die Fed tritt zwar auf die Bremse und reduziert das Volumen ihrer monatlichen Anleihekäufe auf 75 Milliarden Dollar. Der Leitzins bleibt aber faktisch bei null. Im nächsten Herbst, sagt Commerzbanker Andreas Hürkamp voraus, werde verstärkt diskutiert, wann in den USA auch der Leitzins wieder steigt.

Zinsen bleiben niedrig

Die EZB wird wegen der Schuldenkrise und der vermutlich schwachen Wirtschaft kaum vor Mitte 2015 an der Zinsschraube drehen, der Leitzins bleibt vermutlich bei 0,25 Prozent. Eher könnte sie, vermutet Deutsche-Bank-Chefvolkswirt David Folkerts-Landau, zusätzlich Wertpapiere kaufen. Inflation bleibt trotz der Geldschwemme kein Thema, die Rate wird unter der von der EZB als kritisch angesehenen Schwelle von zwei Prozent liegen. Die Aussichten für die deutschen Unternehmen, so Analysten, seien gut. Im Frühjahr dürften die 30 größten Konzerne etwa 27 Milliarden Euro als Dividende ausschütten.

Die wieder besser laufende deutsche Wirtschaft – die Bundesbank erwartet für 2014 und 2015 ein Wachstum von 1,7 und 2,0 Prozent – stützt die Firmen ebenso wie die wieder florierende Konjunktur in den USA. Die Alternativen zu soliden Aktien bleiben 2014 rar. Die Zinsen verharren im Tal, Gold und andere Edelmetalle werden kaum glänzen.

Einige Marktexperten warnen jedoch vor Euphorie, die durchaus in Depression umschlagen könnte. Steen Jakobsen etwa, Chefvolkswirt der Saxobank: „Der Aufwärtstrend bei den Aktienkursen findet ein jähes Ende und die Kurse gehen in den freien Fall.“ Die Hoffnung, dass sich immer jemand finde, der eine überbewertete Aktie zu einem noch höheren Kurs kaufe, müsse irgendwann enttäuscht werden, meint der Ökonom.

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