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Die Commerzbank-Aktie hat eine Talfahrt hinter sich - und wäre derzeit günstig zu haben.

© Reuters

Commerzbank-Anteile des Bundes: Noch schlechter als die T-Aktie

Die Aktie der Commerzbank gilt als ein noch größeres Desaster als das Papier der Telekom. Wenn der Bund seine Anteile am Geldhaus verkauft, verliert er Milliarden Euro.

Es wäre für den deutschen Steuerzahler ein schlechtes Geschäft, wo er doch ohnehin schon Milliarden draufgelegt hat. Würde Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) den restlichen 17-Prozent-Aktienanteil des Bundes an der seit Jahren um Rentabilität kämpfenden Commerzbank jetzt verkaufen, gäbe es einen dicken Milliarden- Verlust. Dass ein Verkauf noch vor der Bundestagswahl über die Bühne geht, ist allein aus diesem Grund unwahrscheinlich. Am Wochenende waren entsprechende Gerüchte aufgekommen.

Anfang 2009 hatte der Bund über den Bankenrettungsfonds Soffin die Bank mit einer Kapitalspritze von insgesamt 16,4 Milliarden Euro gestützt und zusätzlich 25 Prozent plus eine Aktie erworben. Commerzbank-Chef Martin Blessing gab im März den durchschnittlichen Einstiegskurs des Bundes mit 3,40 Euro an. Insgesamt fünf Milliarden Euro habe der Bund investiert. Heute ist das ganze Institut nach mehreren Kapitalerhöhungen an der Börse nur noch 6,8 Milliarden Euro wert, der Anteil des Bundes von aktuell 17 Prozent also nur noch 1,2 Milliarden.

Die Versprechen haben sich nicht bewahrheitet

Die Aktie der Commerzbank gilt mittlerweile als ein noch größeres Desaster als das Papier der Telekom. Seit 2000 hat die Aktie des Bonner Konzerns 85 Prozent verloren, dabei aber wurden immerhin jedes Jahr Dividenden bezahlt. Die Commerzbank-Aktie dagegen hat seit Frühjahr 2000 97 Prozent ihres Wertes eingebüßt. Und seit 2007 hat die Bank ihren Aktionären keine Dividende mehr bezahlt.

Die Hoffnungen des Bundes und die Versprechungen von Commerzbank-Chef Blessing, dass der Steuerzahler mit der Stützung der Commerzbank kein Geld verliert, haben sich nicht bewahrheitet. Nicht nur mit Blick auf den Aktienkurs: Eigentlich wären für die stille Einlage des Bundes bis zur kompletten Zurückzahlung Ende Mai rund vier Milliarden Euro an Zinsen fällig gewesen. Zahlen musste die Bank dank des Entgegenkommens des Bundes aber nur rund 1,4 Milliarden Euro. Das Einzige was sich Blessing zugutehalten kann: Die Bank hat die stille Einlage des Bundes von 16,4 Milliarden Euro bis Ende Mai komplett zurückgezahlt.

Vor dem Hintergrund der fatalen Entwicklung halten es Experten derzeit für höchst unwahrscheinlich, dass Schäuble einen Käufer für die Bank findet, die zudem nach dem Abbau von 9000 Arbeitsplätzen in den vergangenen Jahren bis 2016 weitere 5200 Jobs streicht. Ohnehin wird kein Käufer einen Cent auf den Tisch liegen, wenn die Bank mit dem Ballast aus kritischen Papieren aus der inzwischen aufgegebenen Schiffs- und der gewerblichen Immobilienfinanzierung angeboten wird. Auf rund 140 Milliarden Euro beläuft sich das Portfolio dieser internen „Bad Bank“ immer noch, auch wenn am Montag Hypothekenkredite im Volumen von fünf Milliarden Euro in England verkauft werden konnten.

Mitunter wird die Deutsche Bank als möglicher Käufer genannt

Interesse am Mittelstands- und/oder dem Privatkundengeschäft der Commerzbank könnten vielleicht Häuser wie die Schweizer UBS, die französische BNP Paribas, die über Cortal Consors bereits in Deutschland aktiv ist, oder die spanische Santander haben. Als erfolgreiche Commerzbank-Ableger gelten auch die Onlinebank Comdirect und die polnische BRE-Bank. Unter dem Strich reichten alle Aktivitäten der Bank 2012 aber nur für einen Mini-Gewinn von sechs Millionen Euro.

Manche Experten sehen bei der Bank einen weiteren Ballast: Vorstandschef Martin Blessing. Seit Frühjahr 2008 steht der 50-Jährige glücklos an der Spitze der Bank. Womöglich bleibt er solange, bis ein anderes Institut einsteigt. Mitunter wird die Deutsche Bank als möglicher Käufer genannt, dann sind es die Volks- und Raiffeisenbanken. Am Montag hieß es, nach der Bundestagswahl werde Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann geholt, um die Commerzbank eventuell durch Aufspaltung und Abspaltung der maroden Schiffs- und Hypothekenfinanzierung in staatliche Hände aus dem Schlamassel zu führen. Bund und Bank lehnen derzeit jede konkrete Stellungnahme ab.

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