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Wirtschaft: Das große WM-Versprechen

Wie eine Bank mit Fußball-Tickets Kunden lockte

Berlin – „Scheiß Laden“, schreibt „Baronzoller“, „warte noch zwei Monate ab und werde dann rechtliche Schritte einleiten.“ Das wollen auch „TheMess“ und „Buffy0407“. Sie alle sind Fußballfans und Kunden des Online-Brokers DABBank. Und sie alle haben vor dreieinhalb Jahren Fondsanteile gekauft, weil ihnen die Bank zur Belohnung Tickets für die Fußballweltmeisterschaft versprochen hatte. Ende Januar kam dann ein Brief von der Bank. „Wie gerne hätten wir Ihnen heute die Bestätigung Ihrer FußballWM-Tickets zugesandt“, heißt es in dem Schreiben, doch leider habe die Sportagentur, die die Karten liefern sollte, das nicht geschafft. „Eine böse Überraschung“ sei das, räumt die Bank ein.

Das finden die Kunden auch. Viele sind wütend und machen sich nun auf einer eigens eingerichteten Internetseite Luft – www.wo-sind-die-Tickets.de. 2500 Euro Schadenersatz wollen sie, denn so viel müsse man heutzutage für zwei Tickets bei Ebay zahlen. Doch die Bank sieht das anders: Sie hat den Kunden als Entschädigung ein Premiere-Fußball-WM-Abo angeboten, wahlweise 100 Euro Guthaben für den Wertpapierhandel bei der DAB.

Dabei hatte alles so schön angefangen. Im Sommer 2002, als die deutsche Fußballnationalmannschaft als Vize-Weltmeister aus Japan zurückkehrte, schaltete die Direktbank DAB großflächige Anzeigen. „So sichern Sie sich schon jetzt die heiß begehrten Tickets für die Fußball-WM 2006 in Deutschland“, warb die Bank. Die ersten 1000 Käufer von Anteilen der dit-Fonds Europazins und Vermögensbildung sollten jeweils zwei Karten für die Weltmeisterschaft bekommen. „Garantiert!“

Was die Bank damals nicht wusste: Die Karten kamen niemals auf den freien Markt, sondern wurden vom WM-Organisationskomitee in einem streng limitierten Verfahren zugeteilt. Nur Sponsoren bekamen große Kartenkontingente zur freien Verfügung, doch ein WM-Sponsor ist die DAB-Bank nicht. Nun stehen die Kunden ohne Tickets da – und sind sauer. Denn viele von ihnen haben sich gar nicht offiziell um Tickets beworben, weil sie sich sicher im Besitz einer Karte wähnten.

„Die Rechtslage ist klar“, heißt es bei der Stiftung Warentest. Die betroffenen Anleger könnten Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen. Fragt sich nur, in welcher Höhe? Die Ebay-Rechnung, die die Kunden aufmachen, zieht nach Meinung der Verbraucherschützer nicht, weil der Tickethandel über Ebay illegal ist. Stattdessen müsse man die offiziellen Kartenpreise zugrunde legen. In der billigsten Kategorie kosteten zwei Vorrunden-Karten aber nur 70 Euro. Umstritten ist auch, ob die Kunden ihre Fonds zurückgeben können, sagt Stephan Holzinger, Sprecher der auf Anlegerrecht spezialisierten Kanzlei Tilp. Allerdings muss man zugeben, dass die in den vergangenen Jahren gar nicht so schlecht gelaufen sind.

„Wir sind bemüht, eine Lösung zu finden“, versichert DAB-Sprecherin Gloria Pfaue. Ob die Bank noch etwas drauflegt, vermag sie aber nicht zu sagen. Klar ist nur, dass für die DAB-Kunden der Fußball-WM-Traum ausgeträumt sein dürfte. Zwar läuft am 15. Februar die nächste Verkaufsphase für die wenigen WM-Tickets an, die es noch gibt. Doch hier gilt das Prinzip „first come, first serve“. Wer sich als Erster um die Tickets bemüht hat, hat die besten Chancen. Nachzügler bleiben außen vor. Kein Wunder, dass „Heckantrieb“ und „Bahnfahrer“ die Nase voll haben. „Der Name WM-Sparplan stimmt trotzdem irgendwie“, schreibt „Dausend“ – „so kann man sich die WM wirklich sparen.“

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