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Bahn-Chef Rüdiger Grube

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Deutsche Bahn: Halbjahreszahlen in der Saunalandschaft

Eigentlich wollte Bahn-Chef Grube den wirtschaftlichen Erfolg des Managements präsentieren: einen Gewinnsprung von mehr als 25 Prozent vor Steuern. Doch zwei Männer im Bademantel stahlen ihm die Show.

Da konnte Bahn-Chef Rüdiger Grube gar nicht drüber lachen. Mitten hinein in seinen Vortrag über geplante "Qualitätsverbesserungen" für die gebeutelten Fahrgäste der Deutschen Bahn platzte auf der Halbjahres-Pressekonferenz ein ungebetener Gast im weißen Bademantel. "Guten Tag, mein Name ist Schlegl vom Deutschen Saunaverband", unterbrach er den Bahn-Chef und überreichte ihm das Goldene Handtuch für die beste Saunaidee 2010.

Ein Junge - ebenfalls in einen Bademantel gehüllt - begleitete den angeblichen Verbandsvertreter, der sich anschließend als Tobias Schlegl vom Satire-Magazin "Extra drei" im NDR-Fernsehen herausstellte. Der Jugendliche gehörte zu der Gruppe von Schülern, von denen einige Anfang des Monats in einem überhitzten ICE kollabiert waren. Die Klimaanlage hatte bei Außentemperaturen um 35 Grad ihren Dienst versagt, und die Temperatur im Schnellzug stieg auf wohlige 50 Grad.

Dass Bahn-Chef Grube den Preis zwar tapfer entgegen nahm, von der Aktion aber sichtlich nicht begeistert war, hat wohl vor allem zwei Gründe. Zum einen trug der medienwirksame Auftritt nicht gerade zu einem positiven Image des Staatskonzerns bei. "Der Hintergrund ist ja kein erfreulicher. Von daher freue ich mich nicht", sagte Grube. Zum anderen kommen die Bahn die Hitzepannen in ihren Vorzeigezügen schon jetzt teuer zu stehen. Bislang habe das Unternehmen mehr als 5600 Fahrgäste entschädigt und dafür gut 370.000 Euro ausgegeben.

Nach dem Ausfall der Klimaanlagen war die Bahn in den vergangenen Wochen massiv in die Kritik geraten und hatte die Entschädigungszahlungen als Reaktion auf den öffentlichen Druck mehrfach aufgestockt. So bekommt nun jeder Fahrgast, der unter überhitzten Züge leidet, mindestens die Hälfte des Fahrpreises erstattet. Je nachdem, wie groß die gesundheitlichen Probleme sind, gibt es einen Gutschein über 150 Prozent des Fahrscheins sowie 500 Euro in bar.

Fernseh-Moderator Tobias Schlegl (r.) ergreift das Wort.
Fernseh-Moderator Tobias Schlegl (r.) ergreift das Wort.

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Wie genau die Bahn künftig Ausfälle von Klimaanlagen in ihrer ICE-Flotte vermeiden will, sagte Grube am Mittwoch nicht. Mitte Juli hatte das Unternehmen angekündigt, die Anlagen besonders gründlich warten und ab November einer Generalüberholung unterziehen zu wollen. "Qualitätsverbesserungen" kündigte der Bahn-Chef auf Bahnhöfen an, wo im kommenden Jahr unter anderem elektronische Anzeigen die analogen ersetzen sollen. Das Geld dafür - bis zu 21 Millionen Euro - soll aus dem Konjunkturprogramm des Bundes kommen.

Deutlich lieber als über die Pannen der vergangenen Wochen referierte der Bahn-Chef über die Halbjahreszahlen des Konzerns, die der ursprüngliche Anlass der Pressekonferenz waren. Demnach hat sich das Unternehmen in den ersten sechs Monaten spürbar von der Konjunkturflaute erholt. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um 26,1 Prozent auf 846 Millionen Euro zu. Vor allem im stark gebeutelten Güterverkehr ist das Geschäft besser auf Touren gekommen. Der Konzernumsatz stieg um 12,8 Prozent auf 16,1 Milliarden Euro. Nach Steuern blieb das Ergebnis von Januar bis Ende Juni mit 392 Millionen Euro jedoch unter dem Wert des Vorjahreszeitraums von 547 Millionen Euro.

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