zum Hauptinhalt
Viel trinken. Wenn im Zug die Klimaanlage ausfällt, helfen die einfachsten Lösungen. Ein Liter pro Stunde kann nicht schaden.

© dpa

Deutsche Bahn: Warten auf kühlere Tage

Die Experten können keinen Fehler bei den Klimaanlagen der Bahn finden. Die Geräte der Zukunft sollen auch bei 45 Grad funktionieren.

Berlin - Die zumindest vorübergehend abflauende Hitzewelle verschafft der Bahn etwas Luft bei der Überprüfung der defekten Klimaanlagen. Bislang ist der Konzern bei der Fehlersuche noch nicht fündig geworden. Nach Angaben von Bahn-Chef Rüdiger Grube ergab die erste Durchsicht von rund 40 Zügen, „dass es kein Wartungsfehler war“. Aber was dann? „Die Analyseforschung“, wie ein Bahn-Sprecher am Freitag auf Anfrage sagte, „dauert an.“ Und von deren Ergebnis hängt ab, ob die defekten Züge – IC-Modelle und Fahrzeuge des ICE 2 – im kommenden Herbst eine ganz neue Klimaanlage bekommen. Dann werden nämlich die 44 ICE-2-Züge für rund 100 Millionen Euro überholt. „Zurzeit analysieren wir, ob es nicht besser ist, dass wir auch die Klimaanlage entsprechend überarbeiten“, sagte Grube am Freitag im „Deutschlandfunk“.

Nach Einschätzung von Timo Haase, Wissenschaftler an der Berliner TU, sind die Klimaanlagen „womöglich zu klein dimensioniert“. Das sei jedenfalls die wahrscheinlichste Variante, sofern es keine Wartungsdefizite gebe. Bei den Wartungen müssen unter anderem die Kältemittel erneuert und die Rückkühler auf dem Waggondach gereinigt werden.

„Mir kommt es so vor, als wären die Anlagen grundsätzlich an der Einsatzgrenze“, meinte Haase auf Anfrage. Dass sich die Klimasysteme komplett abschalten, sei ungewöhnlich. Haase zufolge ist das eine Art Notabschaltung, da die gesamte Anlage nicht mehr mit der Hitze klarkommt. Und bevor der Druck des Kältemittels im Leitungssystem zu stark werde und Rohrleitungen gefährde, schalte sich die Anlage eben komplett ab. In den betroffenen ICE 2 wird als Kältemittel eine chemische Substanz mit der Bezeichnung R 134a eingesetzt. Haase zufolge ist die Verwendung dieses Treibhausgases vom kommenden Jahr an in der EU untersagt.

In den modernen ICE 3 wird heute schon als Kältemittel Luft eingesetzt, wie Kristian Küppers von Liebherr erläutert. „Liebherr ist der Hersteller der Klimaanlage“, hatte Bahn-Chef Grube im Interview gesagt – und dabei nicht die Anlage in den tadellos laufenden ICE 3 gemeint, sondern die in den überhitzten ICE 2. Das wiederum führte bei Liebherr zu Irritationen. „Unsere Geräte sind in 13 Zügen des ICE 3“, sagte Küppers auf Anfrage, „nirgendwo sonst“. Und die ICE-3- Anlagen seien ausgelegt auf eine Spannweite von minus 30 bis plus 40 Grad. Die Backofen-Züge haben Klimaanlagen, die Temperaturen bis zu 32 Grad vertragen. Für diese ICE-2-Züge, die 1995 in Betrieb gingen, lieferte ein Konsortium die Klimaanlage. Neben einer Handvoll weiterer Firmen war damals auch das Frankfurter Unternehmen Luwa beteiligt – ein Lieferant von Regelungssoftware, der ein paar Jahre später von Liebherr übernommen wurde. Bahn-Chef Grube zufolge sind in der nächsten ICE-Reihe, die 2011 kommt, die Klimaanlagen bereits für 40 Grad geeignet. „Und der Zug, den wir dann ab 2014 bestellen, ist bereits auf 45 Grad ausgelegt“, sagte Grube. Dabei stelle sich die Bahn auf den Klimawandel ein. In den vergangenen 20 Jahren habe es fünf Tage gegeben mit Temperaturen über 37 Grad, davon seien allein drei Tage auf das letzte Wochenende gefallen, sagte der Bahn-Chef.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false