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Automobilindustrie: Die Börse sieht Porsche am Ziel

An der Börse wurde der Machtkampf zwischen Volkswagen und Porsche am Montag zu Gunsten des Stuttgarter Sportwagenkonzerns entschieden. Die Verhandlungen mit Katar kommen gut an – nur nicht bei Ferdinand Piëch.

Berlin - Nachdem am Wochenende bekannt geworden war, dass der Emir von Katar angeblich sieben Milliarden Euro für einen Einstieg bei Porsche bietet, stiegen Porsche-Aktien um bis zu 9,6 Prozent, VW- Titel verloren bis zu 1,9 Prozent, erholten sich später aber wieder leicht.

Doch so weit wie die Börsianer sind die Automanager noch nicht. Die Übernahmeofferte des Emirats, das offenbar den Kauf von VW-Aktienoptionen einschließt, bringt den unter Druck geratenen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking zunächst in eine bessere Verhandlungsposition – mehr nicht. „Der Vorstand hat mit Katar eine Vereinbarung ausgehandelt, die Basis für ein tragfähiges Konzept ist“, sagte ein Porsche-Sprecher. Käme es zu einer Einigung mit Katar, könnte Wiedeking einen Großteil der neun Milliarden Euro Schulden abbauen, und er wäre risikoreiche Aktienoptionen los.

Entscheiden müssen aber die Porsche- Eigentümer – und die sind bestenfalls zur Hälfte auf Wiedekings Seite. Vor allem VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piëch will Wiedeking entmachten. Die Gespräche mit Katar laufen nicht nach Piëchs Geschmack. In Verhandlungskreisen hieß es, Wiedeking strebe nach wie vor einen Beherrschungsvertrag bei VW an, der Porsche Zugriff auf die VW-Kasse erlauben würde. Der Porsche-Chef hoffe dabei auf die Unterstützung der Scheichs, denen er direkte Verhandlungen mit VW untersagt habe. „Wiedeking will Katar nur zu seinen Konditionen einsteigen lassen“, sagte ein Insider dem Tagesspiegel. „Zwischen VW und Katar hat es noch keinen Kontakt gegeben.“ Die Scheichs sollen wegen der vielfältigen in der Öffentlichkeit diskutierten Spekulationen verärgert sein.

Das Land Niedersachsen, zweitgrößter Aktionär von VW, hofft unterdessen auf eine schnelle Lösung. „Wir gehen davon aus, dass die Familien Porsche und Piëch in den nächsten Tagen Klarheit schaffen“, sagte Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) am Montag in Berlin. Dabei werde es eine „gute Lösung“ für einen integrierten Konzern von VW und Porsche geben. Verhandlungskreise erwarten, dass es bis Donnerstag eine Einigung im Familienkreis gibt. Anschließend werde VW zu einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung einladen.

Am Sonntag hatten Vertreter der Familien Porsche und Piëch ergebnislos über die Zukunft des Konzerns beraten. Auf dem Tisch lag neben der Offerte aus Katar auch ein Angebot aus Wolfsburg. VW soll mehr als vier Milliarden Euro für die Hälfte des Autogeschäfts von Porsche bieten. Die Sportwagenmarke soll unter dem Dach des VW-Konzerns aufgehängt werden. Der integrierte Autokonzern, auf den sich die Familie verständigt hatte, sieht auch den Einstieg eines externen Investors vor. Henrik Mortsiefer

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