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Senatorin Lompscher: "Ein Rundum-Sorglos-Paket kann es nicht geben"

Am Sonntag ist Weltverbrauchertag. Großes Thema ist die Finanzkrise. Aber nicht für Senatorin Lompscher. Ihr geht es vor allem um das recht auf Information.

Berlin - Nein, Fragen an die Senatorin hat kein Verbraucher. Die sind nämlich gekommen, weil sie Streit mit ihren Handwerkern haben oder mit ihrer Versicherung. Dass plötzlich Berlins Verbraucherschutzsenatorin Katrin Lompscher (Linke) vor ihnen steht, damit hat am Freitagmorgen in der Berliner Verbraucherzentrale (VZ) keiner der Besucher gerechnet.

Der Besuch der Senatorin ist kein Zufall. Am Sonntag ist Weltverbrauchertag. Am 15. März 1962 formulierte der damalige US-Präsident John F. Kennedy die vier Grundrechte der Verbraucher: das Recht auf Sicherheit, das Recht informiert zu werden, das Recht zu wählen und das Recht gehört zu werden.

Vor allem das Recht auf Information wollen Politiker und Verbraucherschützer an diesem Weltverbrauchertag stärken. Das gilt vor allem für den Finanzmarkt. Viele Kunden haben in den vergangenen Monaten Geld verloren, weil sie auf Empfehlungen ihrer Bankberater vermeintlich sichere Anlagen gekauft haben, die plötzlich wertlos geworden sind. „Seit Oktober haben sich die Anfragen der Verbraucher verdoppelt bis verdreifacht“, berichtet Peter Lischke, Finanzexperte der VZ. Damit sich die Kunden künftig besser auf den Termin bei der Bank vorbereiten können, gibt es ab Sonntag im Internet eine Checkliste (www.bmelv.de, www.vz-nrw.de). Zudem soll auch ein neues interaktives Internetportal zu Finanzmarkthemen eingerichtet werden, kündigte Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) am Freitag an. Senatorin Lompscher will aber auch die Bürger in die Verantwortung nehmen: „Unterschreiben Sie nichts, was Sie nicht verstehen“, mahnt sie. „Ein Rundum-Sorglos-Paket für Finanzprodukte kann es nicht geben“.

Ihr Wort hat auch außerhalb Berlins Gewicht. Lompscher ist derzeit Vorsitzende der Verbraucherschutzministerkonferenz der Länder. Und sie hat eine Menge vor. Die wichtigsten Themen: Lebensmittelkennzeichnung (eine grüne Ampel für gesunde Lebensmittel), Kennzeichnung von Schlachtabfällen, besserer Schutz vor unerlaubter Telefonwerbung (Verträge sollen schriftlich bestätigt werden müssen), mehr Rechte für Fahrgäste sowie Verbesserungen beim Klimaschutz. Auch über die Finanzierung der Verbraucherzentralen wird bundesweit diskutiert.

In Berlin hat die VZ Planungssicherheit. Das Land zahlt in den nächsten fünf Jahren jeweils 718 000 Euro pro Jahr. Nach Meinung von Geschäftsführerin Gabriele Francke ist das aber zu wenig: „Bundesweit nähern wir uns damit dem Ende der Fahnenstange“. Heike Jahberg

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