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Schöne Aussichten. Bundeskanzlerin Angela Merkel flog über die Anlage nördlich der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst.

© Reuters

Energie: Merkel weiht ersten Offshore-Windpark in der Ostsee ein

Windparks vor der Ost- und Nordseeküste sollen künftig einen großen Beitrag zur deutschen Stromproduktion leisten. Bundeskanzlerin Merkel nimmt den ersten deutschen Ostsee-Windpark in Betrieb und wirbt für die Energiewende.

Berlin/Zingst - 21 Windräder, jedes so hoch wie der Kölner Dom, mit Rotoren von 93 Metern Durchmesser. Seit Montag produzieren sie hier, 16 Kilometer vor der Ostseeküste, den Strom für 50 000 Haushalte. Es ist der erste kommerziell betriebene Windpark in der deutschen Ostsee. Kein Wunder, dass sich Angela Merkel (CDU) die neue Anlage gleich einmal persönlich ansehen wollte: Mit einem Hubschrauber überflog die Bundeskanzlerin den sieben Quadratkilometer großen Windpark „Baltic 1“, bevor sie die Anlage im Seebad Zingst gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) und dem Vorstandschef des Energieversorgers EnBW, Hans- Peter Villis, mit einem symbolischen Knopfdruck in Betrieb nahm. „Damit wird in der Tat ein neues Kapitel der Energiegewinnung in Deutschland aufgeschlagen“, sagte Merkel.

Natürlich kommt die Eröffnung des Windparks der Bundeskanzlerin gelegen, ausgerechnet jetzt auf dem Höhepunkt der Diskussion um Energiewende und Atomausstieg. Denn der Windpark „Baltic 1“ vor der Halbinsel Fischland-Darß- Zingst, der jährlich rund 185 Gigawattstunden Strom liefern soll, ist nur der Anfang: 2013 soll dann vor der Küste Rügens mit dem Bau des nahezu sechsmal größeren Windparks „Baltic 2“ mit 80 noch leistungsfähigeren Windrädern begonnen werden. Noch im selben Jahr soll dieser dann in Betrieb gehen und den Strom für 340 000 Haushalte liefern. Baltic 1 und 2 kosten Villis zufolge rund 1,2 Milliarden Euro.

Der EnBW-Chef sprach am Montag von einem „Meilenstein“: „Wir haben diese gewaltige technische und logistische Herausforderung angenommen und gemeistert“, sagte Villis. Auch der Chef des Netzbetreibers 50Hertz, Boris Schucht, nannte die Verbindung des Windparks mit dem Festland „echte Pionierarbeit“. Das helfe dabei, das Stromnetz nun „im Sinne der Energiewende konsequent weiterzuentwickeln“. Bislang war erst der Probewindpark „Alpha Ventus“ in der Nordsee gebaut worden, um Erfahrungen mit der neuen Technik zu sammeln.

Windparks vor der Ost- und Nordseeküste sollen künftig einen großen Beitrag zur deutschen Stromproduktion leisten und den Großteil des Ökostroms liefern, der die Atomkraft ersetzen soll. Wegen technischer Probleme bei der Netzanbindung ist der Bau aber langsamer vorangeschritten als geplant. Der Bund musste seine Erwartungen an den Ökostrom-Beitrag immer wieder reduzieren. Bis 2020 sollen es nun rund zehn Gigawatt werden, die rechnerische Leistung von etwa zehn Atomkraftwerken.

Ein wichtiger Schritt in diese Richtung sei nun getan, sagte Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie. „Baltic 1 zeugt davon, dass die deutsche Windenergiebranche auch den hohen Anforderungen deutscher Offshoreparks gewachsen ist.“ Die wahre Zukunft der Technik liege aber erst in den Jahren nach 2020, sagte Bundeskanzlerin Merkel. Deutschland brauche für die Energiewende auch die dazugehörige Mentalität, mit der etwa der Bau von Stromtrassen von der Küste nach Süddeutschland akzeptiert werde.

Windparks haben den Vorteil, dass auf See fast immer Wind weht und die Anlagen quasi durchgehend Strom liefern können. Die Anlagen sind allerdings auch teuer, schwierig zu bauen und bergen Gefahren für die Meeresökologie. Besonders der Bau der Fundamente im Meeresboden stellt eine große Herausforderung dar. Zudem sind neue Stromleitungen notwendig, die den vor den deutschen Küsten produzierten Strom in die großen Verbrauchsgebiete im Westen und Süden des Landes transportieren. Über ein 60 Kilometer langes Seekabel wird der Strom der neuen Anlage nun an Land transportiert und dort ins Übertragungsnetz eingespeist. mit rtr/dpa

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