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Wirtschaft: Euro-Krise macht Verbrauchern Angst

Das Konsumklima geht zurück – trotzdem erhöht die OECD ihre Wachstumsprognose für Deutschland

Berlin - Die Schuldenkrise in Europa und die Sorge um die Zukunft des Euro verunsichern die Verbraucher in Deutschland. Die Bürger sehen die Erholung der Konjunktur in Gefahr und rechnen mit einer höheren Inflation. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Mittwoch veröffentlicht hat.

Der Konsumklimaindex ging entsprechend zurück. Für den Monat Juni sank er auf 3,5 Zähler nach 3,7 Punkten im Vormonat. Besonders spürbar gingen die Konjunktur- und die Einkommenserwartungen der 2000 Befragten zurück. Durch den anstehenden Sparkurs sähen die Bürger ihre Einkommensaussichten getrübt, erklärte GfK-Forscher Rolf Bürkl. Noch im April hatte die gute Entwicklung der Wirtschaft für positive Stimmung gesorgt. Sollte sich die Aufregung um Griechenland und den Euro legen, bestünden gute Chancen, dass die konjunkturelle Erholung wieder in den Vordergrund rücke und die Krise verdränge, erklärte die GfK.

Wie die Bürger sieht auch die Bundesbank durch die Euro-Krise den Aufschwung in Gefahr. Überschuldete Staaten wie Griechenland seien gefordert, „eine glaubwürdige Konsolidierungsstrategie entschlossen umzusetzen und in ein gesamtwirtschaftliches Reformpaket einzubetten, um umgehend verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen“, heißt es im neuen Monatsbericht. Nach den Rettungspaketen müsse die Währungsunion grundsätzlich reformiert werden.

Deutschland kommt derweil schneller aus der Krise als gedacht. Das erwartet der Industriestaaten-Verband OECD. Das Bruttoinlandsprodukt könne um 1,9 Prozent in diesem und um 2,1 Prozent im kommenden Jahr wachsen, erklärte die Organisation. Bislang lag die Annahme nur bei 1,3 und 1,9 Prozent Wachstum. „Das Wachstum wird ab dem zweiten Quartal kräftig an Schwung gewinnen, wenn sich der Welthandel weiter verbessert und die Unternehmen ihre Investitionsausgaben nach und nach erhöhen“, sagte OECD-Deutschlandexperte Andreas Worgötter. Der Motor sei wie bei früheren Erholungsphasen der Export. Mit einem Plus von zehn Prozent werde Deutschland in diesem Jahr Weltmarktanteile zurückgewinnen, die es im Krisenjahr 2009 verloren habe.

Die Fachleute haben allerdings Zweifel, ob dieses Geschäftsmodell zukunftsfähig ist. Der Exporterfolg basiere seit Anfang des Jahrzehnts darauf, dass die Produktion in Deutschland angesichts jahrelanger Lohnzurückhaltung vergleichsweise billig sei. „Das ist keine nachhaltige Strategie“, sagte Worgötter. Die Bundesrepublik müsse für mehr Binnennachfrage sorgen. Die OECD empfiehlt die Liberalisierung von Produktmärkten sowie den leichteren Zugang zu freien Berufen – darunter fallen Rechtsanwälte, Ärzte oder Architekten. C. Brönstrup/R. Obertreis

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