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300 Millionen Zinseinnahmen: Europäische Zentralbank gewinnt mit griechischen Anleihen

Im März beginnt die EZB mit dem Aufkauf von Euro-Staatsanleihen im großen Stil. Im abgelaufenen Jahr trugen Beteiligungen an den Krisen-Staaten zum Gewinn der Zentralbank bei. Insgesamt aber schrumpften die Erlöse.

Griechische Staatsanleihen haben der Europäischen Zentralbank (EZB) im vergangenen Jahr 298 Millionen Euro an Zinsen gebracht. Insgesamt sorgten die 2010 bis 2012 von der EZB gekauften Staatsanleihen zur Stützung der Euro-Krisenländer im vergangenen Jahr für Zinseinnahmen von netto 728 Millionen Euro. Es ist der größte Einnahmeposten in der am Donnerstag vorgelegten EZB-Bilanz für 2014.

Unter dem Strich waren die Zinseinnahmen aus dem Bargeldumlauf deutlich niedriger als 2013. Damit schrumpfte der Nettogewinn der EZB von 1,44 Milliarden auf nur noch 989 Millionen Euro. Entsprechend ihres Kapitalanteils an der EZB von 26 Prozent dürfte die Deutsche Bundesbank davon rund 257 Millionen Euro erhalten.

Der Gewinn der Notenbank fiel 2014 allein schon deshalb niedriger aus, weil sie mehr Mitarbeiter eingestellt hat und den Aufbau der europäischen Bankenaufsicht SSM vorbereiten musste. Zudem ist die EZB vom Euro-Tower im Bankenviertel in ihre neuen Doppeltürme im Frankfurter Osten umgezogen.

Ab März deutlich mehr Euro-Staatsanleihen

Ende 2014 hatte die EZB noch Staatsanleihen der Krisenländer im Nominalwert von gut 149 Milliarden Euro in den Büchern. Davon entfiel der größte Teil mit 74 Milliarden auf italienische Staatspapiere. Bei Spanien waren es knapp 29 Milliarden Euro, bei Griechenland 18, bei Portugal gut 14 und bei Irland gut neun Milliarden Euro. Im Schnitt haben die Staatsanleihen eine Restlaufzeit von 3,7 Jahren.

Ab März will die EZB ihren Bestand an Staatsanleihen der Euro-Länder deutlich aufstocken und bis September 2016 Monat für Monat Papiere im Wert von 60 Milliarden Euro von Banken, Versicherungen oder Pensionsfonds kaufen. Damit soll noch mehr Geld in den Finanzsektor fließen, die Kreditvergabe vor allem in den Krisenländern angeschoben und drohende Deflationsgefahren gebannt werden.

EU-Banken wollen Papiere nicht abgeben

Mittlerweile mehren sich allerdings skeptische Stimmen, die bezweifeln, ob die EZB überhaupt so viele Anleihen wird kaufen können. Denn Banken, Versicherungen und Fonds würden kaum selbst auf die zum Teil gut verzinsten Anleihen verzichten: Sie wissen selbst nicht, wie sie das Geld angesichts der niedrigen Zinsen anlegen sollen.

In den vergangenen Tagen hatten die Vorstandschefs großer Banken sehr deutlich gemacht, dass sie wenig Interesse haben, solche Papiere an die EZB abzugeben. Roland Boeckhout, Chef der ING-Diba, hält einen Verkauf nur dann für angebracht, wenn es attraktive Alternativen gibt. Auch Deutsche Bank-Co-Chef Anshu Jain und Martin Blessing, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank, hatten deutlich gemacht, dass sie gut verzinste Anleihen kaum abgeben werden, sondern bis zum Ende der Laufzeit halten.

1,1 Billionen Euro als Schutz vor Deflation

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer Zinssitzung im Januar nicht alle Ratsmitglieder von der Notwendigkeit des groß angelegten Staatsanleihen- Kaufprogramms überzeugen können. Laut dem am Donnerstag veröffentlichten Protokoll stellte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet auf dem Treffen zwei Optionen vor: eine weitere geldpolitische Lockerung sofort einzuleiten oder noch abzuwarten. Übereinstimmend seien alle Ratsmitglieder der Auffassung gewesen, dass der Ankauf von Staatsanleihen ein vom Mandat der EZB rechtlich abgedecktes Instrument sei. Einige Mitglieder seien aber der Meinung gewesen, dass sie nur in Ausnahmesituationen einzusetzen sei. Die EZB hatte im Januar schließlich grünes Licht gegeben. Geplant sind nun ab März Wertpapierkäufe im Gesamtumfang von gut 1,1 Billionen Euro bis Herbst 2016. Diese sollen verhindern, dass die Euro-Zone in eine Deflation rutscht, eine Abwärtsspirale aus fallenden Preisen, Löhnen und Investitionen.

Der Umzug in die neue Zentrale hat die EZB im vergangenen Jahr viel Geld gekostet und den Gewinn geschmälert.

© dpa

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