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Managergehälter: Wer zu viel riskiert, verliert

Commerzbank streicht Bonuszahlungen ihrer Manager weiter zusammen – und bestraft allzu Waghalsige.

Frankfurt am Main – Geduld und Genügsamkeit: Das sind zwei Tugenden, die Commerzbankern künftig noch stärker abverlangt werden. Während die drei größten US-Investmentbanken in diesem Jahr wieder Boni in der Rekordhöhe von umgerechnet 20 Milliarden Euro ausschütten wollen, hat die teilverstaatlichte Commerzbank jetzt die Bonuszahlungen für ihre Topmanager weiter zusammengestrichen.

Am Dienstag präsentierte das Institut sein ab Januar 2010 gültiges neues Vergütungsmodell. Betroffen sind davon rund 2000 Investmentbanker, 500 Manager und gut 20 000 außertariflich bezahlte Mitarbeiter der insgesamt 66 000 Beschäftigten. Kern der Änderungen ist ein Bonus-Malus-System. Danach werden Sonderzahlungen erst nach drei Jahren ausgezahlt oder in einer Bonusbank angespart. Den Anspruch auf die angesparten Vergütungen können die Banker verlieren, wenn vereinbarte Ziele nicht erreicht werden. Die Höhe der Fixgehälter ändert sich nicht. Mit den Änderungen setzt die Commerzbank Forderungen des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) um. Exzesse bei der Bezahlung gelten als eine Ursache der Finanzkrise.

Primär betroffen vom neuen Vergütungssystem sind die erste und zweite Führungsebene. Den Investmentbankern wird nach Angaben von Ulrich Sieber, im Vorstand der Bank für das Personal zuständig, künftig nur noch ein Drittel des Gehaltes direkt ausbezahlt, ein weiteres Drittel erst mit Verzögerung und das letzte Drittel landet bei einer Bonusbank. „Diese Summe schrumpft nach einem bestimmten Rechenmodell, wenn das Ergebnis der Bank in den nächsten Jahren unter den Erwartungen liegt“, erklärt Sieber. Mitarbeiter mit übermäßigem Risikodrang können ihre Sonderzahlungen künftig sogar ganz verlieren.

Insgesamt orientiere sich das neue Vergütungssystem also an der individuellen Leistung und dem nachhaltigen Erfolg der Bank. Sonderzahlungen werden bei der Commerzbank in Zukunft in bar, aber auch in Form von Aktien („Share Awards“) gewährt. Sie werden nach Angaben von Siebert erst nach drei Jahren ausgezahlt. Die Höhe der Zahlungen hängt dabei von Entwicklung des Aktienkurses ab.

Unter dem Strich biete das neue Vergütungsmodell der Commerzbank laut Sieber „Anreize, langfristig für den nachhaltigen Erfolg der Bank zu arbeiten“. Garantierte Bonuszahlungen oder auch Halteprämien werde es bei der Commerzbank nicht mehr geben. Im Übrigen zahle man ohnehin nur einen „Bruchteil“ der Boni, die bei Banken in den USA und in Großbritannien üblich seien.

Auch die Deutsche Bank hat schon mehrfach angekündigt, ein neues Vergütungssystem einzuführen. Noch steht es aus, aber noch bis Ende des Jahres will die Bank genaueres verkünden, wie ein Sprecher am Dienstag sagte. Deutsche Bank-Chef Ackermann hat jedoch immer wieder betont, dass man auch in Zukunft reichlich zahlen müsse, wenn man die besten Investmentbanker anheuern wolle. Er hatte sich mehrfach gegen die Deckelung von Bankergehältern ausgesprochen, allerdings gleichzeitig ein Malussystem angekündigt, so dass Sonderzahlungen – wie jetzt bei der Commerzbank – wieder verloren gehen könnten.

Für Commerzbank-Chef Martin Blessing und den übrigen Vorstand gilt das neue System übrigens nicht: Die Herren müssen ohnehin auf Boni verzichten und sich mit einem Jahresgehalt von 500 000 Euro begnügen, seit der Staat sich vor einem Jahr mit 18,2 Milliarden Euro an der Bank beteiligte. Aktuell hält der Bund über den Soffin rund ein Viertel und eine weitere Aktie an der Commerzbank.

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