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IKB: Wenn das Vertrauen schwindet

DIe US-Krise weitet sich aus: Die Justiz nimmt die Mittelstandsbank IKB ins Visier, Märkte rutschen ab, Fonds werden geschlossen.

Berlin - Die riskanten Geschäfte der IKB auf dem amerikanischen Immobilienmarkt beschäftigen die Justiz. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft teilte am Freitag mit, sie nehme die Vorgänge bei der in Schwierigkeiten geratenen IKB unter die Lupe. „Wir stehen in Kontakt mit der IKB und der Bafin und tragen im Augenblick die für eine erste Bewertung des Sachverhalts notwendigen Informationen zusammen“, sagte Oberstaatsanwalt Peter Lichtenberg. Allerdings sei bislang noch keine Anzeige eingegangen, es gebe auch kein Ermittlungsverfahren. Aktionärsvertreter kündigten juristische Schritte an. „Wir prüfen, ob es zivilrechtliche Klagemöglichkeiten gegen die IKB gibt“, sagte ein Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Unterdessen zieht die US-Krise auf dem Finanzmarkt weitere Kreise. Zwei Investmentgesellschaften schlossen mehrere in Deutschland vertriebene Fonds, die auf dem US-Markt für Ramschhypotheken engagiert sind. Die Aktie des Dax-Konzerns Hypo Real Estate stürzte am Freitag um zeitweise mehr als sieben Prozent ab, weil – später dementierte – Gerüchte kursierten, das Unternehmen könnte von der Krise betroffen sein.

Andere Banken und Finanzhäuser beeilten sich mit Erklärungen, dass sie nicht auf dem kollabierenden Markt für US-Kreditderivate vertreten sind. In den USA kündigte die Hypothekenkreditfirma American Home Mortgage an, rund 90 Prozent ihrer mehr als 7000 Mitarbeiter zu entlassen und sich aus dem Geschäft mit der Immobilienfinanzierung zurückzuziehen. Der Dax verlor erneut kräftig: Kurz vor Handelsschluss rutschte er um 1,4 Prozent auf 7426 Punkte. Negativ aufgenommene Konjunkturdaten aus den USA verschlechterten die Stimmung zusätzlich.

Im Fall der IKB gehen Staatsanwaltschaft und Finanzaufsicht der Frage nach, ob der inzwischen entlassene Vorstandsvorsitzende Stefan Ortseifen frühzeitig von der drohenden Schieflage der Bank gewusst und Informationspflichten vernachlässigt hat. Nur wenige Tage vor Bekanntwerden der Probleme des IKB- Fonds „Rhineland Funding“ im US- Markt für schwach besicherte Immobiliendarlehen hatte der Vorstand noch die Prognosen für das Gesamtjahr bekräftigt und erklärt, das Engagement der Bank in den riskanten Geschäften sei gering. Zum Wochenbeginn musste die IKB dann eine Gewinnwarnung herausgeben, die staatliche KfW-Bank sowie mehrere Privatbanken sprangen in einer dramatischen Rettungsaktion ein. Der Aktienkurs hat sich seitdem fast halbiert.

Das Bundesfinanzministerium wies am Freitag die Forderung nach einem Rückzug der KfW aus der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB zurück. „Das sind abseitige Forderungen“, sagte Ministeriumssprecher Torsten Albig am Freitag in Berlin. Unions-Haushaltsexperte Steffen Kampeter, aber auch Oppositionsvertreter und der Steuerzahlerbund hatten gefordert, die KfW solle ihren Anteil von 38 Prozent an der IKB verkaufen.

Unter Druck geraten offenbar auch einige große Fondsgesellschaften. Nachdem Union Investment, die Fondstochter der Genossenschaftsbanken, ihren eine Milliarde Euro schweren Fonds „ABS-Invest“ geschlossen hatte (wie in einem Teil der Auflage berichtet), folgte am Freitag die Fondstochter der Axa-Versicherung. Sie schloss zwei Geldmarkt-Fonds, die unter anderem in Hypotheken mit niedriger Bonität investiert hatten, für Neueinzahlungen. Die Anteile könnten aber weiterhin zurückgegeben werden, sagte eine Sprecherin von Axa Investment Managers. Deutschlands größte Fondsgesellschaft, die Deutsche-Bank-Tochter DWS, ist nach eigener Auskunft mit ihrem Spezialfonds „DWS ABS Fund“ nicht direkt bei sogenannten Subprime-Anleihen engagiert. Mit Derivaten, die auf den Wert der Anleihen wetten (Collateral Debt Obligations), sei die DWS indirekt „in einer zu vernachlässigenden Größenordnung“ auch auf dem Subprime-Markt vertreten, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel. Akute Liquiditätsprobleme gebe es aber derzeit nicht. Auch der Allfinanzkonzern Allianz teilte mit, seine Fonds-Tochter Pimco sei „defensiv positioniert“ und nur in europäischen Anleihen bester Bonität investiert. Die Deka, die Fondstochter der Sparkassen, ist nach eigener Auskunft ebenfalls „nicht engagiert“.

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