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FILE PHOTO: Model Y cars are pictured at theTesla Gigafactory for electric cars in Gruenheide, Germany, March 22, 2022. Patrick Pleul/Pool via REUTERS/File Photo

© REUTERS / Pool

Friedenspläne aus dem Managementkurs: Lassen sich weltpolitische Konflikte lösen wie die Probleme in einer Tesla-Fabrik?

Als Unternehmer findet Elon Musk für komplexeste technische Fragen eine Antwort. Nun versucht er sich als Weltpolitiker. Mit zweifelhaften Folgen.

Der Wirbel um seine Friedenspläne für die Ukraine hat den US-Unternehmer Elon Musk nicht davon abgehalten, erneut in der Weltpolitik mitzumischen.

„Meine Empfehlung wäre, eine Sonderverwaltungszone für Taiwan einzurichten“, sagte der Tesla-Chef der britischen „Financial Times“ in Hinblick auf den Konflikt in Asien vor einigen Tagen. Dass dieser Vorschlag „wahrscheinlich nicht alle glücklich machen wird“, fügte er gleich hinzu.

Entsprechende Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. In Peking kam Musks Empfehlung gut an, sie kommt Chinas Lösungsansatz „ein Land, zwei Systeme“ entgegen. Der chinesische Botschafter in den USA dankte Musk für seinen „Friedensaufruf“, der Vorschlag sei „der beste Ansatz, um eine nationale Wiedervereinigung zu verwirklichen“.

Die Regierung in Taipeh wies Musks Vorschlag dagegen als „inakzeptabel“ zurück. Taiwans Vertreterin in den USA erklärte: „Unsere Freiheit und Demokratie stehen nicht zum Verkauf.“

Der China-Analyst Bates Gill legte Musk einen „Realitätscheck“ nahe . „Der reichste Mann der Welt ist offensichtlich der Meinung, dass er in diesen geopolitischen Fragen viel zu sagen hat“, sagte der Politikwissenschaftler dem US-Sender CNBC.

„Ich würde nur vorschlagen, dass er sich die Realitäten, die historischen Ereignisse und die geopolitischen Auseinandersetzungen, die all diese Fragen umschließen, genauer ansieht, bevor er uns allen eine Lektion in Diplomatie erteilt“, sagte Gill.

Musk denkt in „anderen Größenordnungen“

Den Unternehmer Elon Musk reizen die großen, unlösbaren Fragen. „Er verfolgt eine bestimmte Art von Problem. Genauer gesagt scheint er sich zu Problemen hingezogen zu fühlen, bei denen es um hohe Maßstäbe und die Bewältigung von Komplexität geht“, schrieb das Wirtschaftsmagazin „Harvard Business Manager“, als es Musks Unternehmensstrategie vor einiger Zeit analysierte.

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Musk denke in „anderen Größenordnungen“, die für die meisten Menschen einschüchternd und demotivierend seien. „Musk hat eine einzigartige Bereitschaft dazu, genau diese Probleme zu verfolgen, und seine Mitarbeitenden wissen, dass das Ziel das scheinbar Unmögliche ist“, heißt es. „Musk ist trotz seiner hohen Anforderungen der Meinung, er setze realistische Ziele.“

Dass bisher keine Friedensinitiative in der Ukraine gefruchtet hat, ficht Musk dabei nicht an. Vergangene Woche schlug er vor, die Ukraine solle einen neutralen Status einnehmen und auf die von Russland annektierte Krim verzichten. Außerdem solle in den russisch besetzten Gebieten ein Referendum unter UN-Aufsicht stattfinden. Russland lobte den Vorschlag, aus Kiew kam scharfe Kritik.

Musk ist trotz seiner hohen Anforderungen der Meinung, er setze realistische Ziele.

Analyse des „Harvard Business Manager“

Heikel: Kurze Zeit später berichtete die „Financial Times“ von Ausfällen von Starlink-Satelliten in der Ukraine. Die Satelliten stellt Musks Unternehmen SpaceX zur Verfügung, damit Kiew die russische Internetblockade umgehen kann. Zudem machten erneut am Dienstag Gerüchte die Runde, Musk habe vor seinem Friedensplan-Aufschlag mit Putin persönlich telefoniert. Musk bestreitet das.

Das britische Magazin „The Economist“ vermutete, Russlands Präsident Wladimir Putin könnte Musk dazu bewegen, den Zugriff auf die Satelliten für die Ukraine komplett einzustellen. Ukrainischen Angaben zufolge hat der Milliardär eine Anfrage für einen Zugriff von der annektierten Halbinsel Krim aus bereits abgelehnt.

China will Starlink nicht im Land

Hinter Musks Taiwan-Plan könnten wiederum einfache Wirtschaftsinteressen stecken. China missbilligt die Bereitstellung der Satelliten für die Ukraine, erklärte Musk im Gespräch mit der „Financial Times“. Peking verlange zudem, dass Starlink nicht in China verkauft werde. Wie Musk auf diese Aufforderung reagieren will, blieb offen. China hat Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine bislang, anders als die meisten Länder, nicht verurteilt.

Hinzu kommt, dass zwischen 30 und 50 Prozent der gesamten Tesla-Produktion in China erfolgt, in einer Gigafactory in Shanghai. Konzernangaben zufolge wurden in dem Land allein im September 83.000 Autos verkauft - ein neuer Monatsrekord, wie die „Financial Times“ schreibt.

Was den Unternehmer Musk zu seinen Ausflügen in die Weltpolitik getrieben hat, bleibt am Ende also unklar. Sicher ist dagegen, dass er sich damit außer in den Autokratien Russland und China nicht viele Freunde macht. Interessiert hat ihn seine Wirkung in der Öffentlichkeit aber noch nie.

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