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Energiekosten: Gas wird teurer – aber weniger stark als Öl

Um 13 Prozent erhöht die Gasag die Preise in Berlin zum 1. September. Der Wettbewerb lässt offenbar vorerst keine stärkere Anhebung zu.

Berlin - Die Erhöhung der Gaspreise in Berlin fällt weniger dramatisch aus als befürchtet. „13 Prozent hören sich nicht schlecht an“, kommentierte Aribert Peters von Bund der Energieverbraucher den jüngsten Preisschritt der Gasag eher wohlwollend. Vor fünf Wochen erst hatte Umweltstaatssekretär Michael Müller (SPD) für Aufregung gesorgt, als er einen Sprung der Gaspreise um 40 Prozent für den Herbst prognostizierte. Verbraucherschützer Holger Krawinkel sagte dem Tagesspiegel, bis Ende des Jahres erwarte er im bundesweiten Durchschnitt 20 bis 25 Prozent höhere Preise. In Berlin sei es aber wegen des „relativ starken Wettbewerbs nicht so leicht, Preiserhöhungen durchzusetzen“.

Die Gasag betonte am Freitag, sie gebe „nicht die gesamte Preissteigerung im Einkauf an ihre Kunden weiter“. Konkret erhöht der Marktführer in Berlin die Preise je nach Höhe des Verbrauchs um 12,5 bis 14 Prozent. Nach Angaben der Gasag, die in der Hauptstadt etwa 650 000 Kunden hat, zahlt ein durchschnittlicher Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 9000 Kilowattstunden (Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnung) von September an sieben Euro mehr im Monat. Die zusätzlichen Kosten für ein Einfamilienhaus veranschlagt die Gasag mit 16 Euro im Monat. Das Unternehmen empfiehlt seinen Kunden, die monatliche Abschlagszahlung nun der Preiserhöhung anzupassen; so könnten spätere Nachzahlungen vermieden werden.

„Wir sind uns durchaus der schwierigen Lage vieler Berliner Familien bewusst und hoffen auf ein baldiges Sinken der teilweise spekulativ überhöhten Ölpreise“, ließ sich Gasag-Vorstand Andreas Prohl in einer Pressemitteilung zitieren. Der Gaspreis ist traditionell an den Ölpreis gekoppelt. Mit einer Zeitverzögerung von sechs Monaten folgen die Gaspreise dem Öl. Diese Kopplung, die in den 60er Jahren eingeführt wurde, um Investitionen in die Gas-Infrastruktur auf eine verlässliche Finanzierungsbasis zu stellen, ist umstritten. Vor allem deshalb, weil in den vergangenen Monaten Rohstoffspekulanten den Ölpreis auf einen Rekordstand nach dem anderen getrieben haben. Seit Anfang des Jahres ist Öl um rund 70 Prozent teurer geworden.

Wegen dieser Entwicklung müsse die Gasag „heute deutlich mehr an ihre Vorlieferanten bezahlen als noch zu Beginn des Jahres“, argumentiert das Berliner Unternehmen. Doch aufgrund ihres „breit gefächerten Einkaufportfolios“ könne die Gasag ihre Position als „einer der günstigen Gasanbieter in Deutschland halten“. Dennoch bereitet Vorstand Prohl die Kunden auf möglicherweise noch folgende Preissteigerungen vor. „Aufgrund der hohen weltweiten Energienachfrage muss weiter mit hohen Energiepreisen gerechnet werden.“

Ob die Gasag wirklich so günstig ist wie behauptet, klärt derzeit das Bundeskartellamt. Die Wettbewerbsaufsicht überprüft, ob in der Preisgestaltung des Berliner Unternehmens eine marktbeherrschende Stellung erkennbar wird. Gegebenenfalls könnte die Bonner Behörde die Gasag anweisen, ihre Preise zu senken. Die Gasag argumentiert dagegen mit dem Wettbewerb in Berlin. Nach eigenen Angaben hat die Gasag, die den Energiekonzernen Eon, Gaz de France und Vattenfall gehört, bislang rund 30 000 Kunden an andere Gaslieferanten verloren. Die Gasag selbst versorgt noch 350 000 Kunden mit Heizgas und weitere 300 000, die das Gas zum Kochen brauchen. Die wichtigsten Wettbewerber sind Nuon und E Wie einfach. Bei Nuon hieß es am Freitag auf Anfrage, eine Preiserhöhung für die schätzungsweise 25 000 Nuon-Gaskunden in Berlin sei offen. „Wir haben noch nichts geplant, aber ich will nichts ausschließen“, sagte Nuon-Sprecherin Heike Klumpe. Die Eon-Tochter E wie einfach ist noch relativ neu im Berliner Markt und hat Kunden in den vergangenen Monaten unter anderem mit einer Preisgarantie für ein Jahr gelockt.

Die Gasag selbst hat erst zu Beginn des Jahres ihre Preise um durchschnittlich 7,5 Prozent erhöht und dies damals auch mit den höheren Einkaufspreisen begründet. Im vergangenen Jahr hatte es dagegen zum 1. April noch eine Preisreduzierung um fünf Prozent gegeben.

Ihren Kunden empfiehlt die Gasag zu sparen und hat dazu eine Internetplattform (www.energiesparen-in-berlin.de) eingerichtet. Ferner bietet die Gasag „ein breites Spektrum von Förderungen für den Einsatz energiesparender Geräte und umfangreiche Energiesparberatungen an“.

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