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Kampfansage. GDL-Chef Claus Weselsky kündigt den achten Streik der Lokführer an.

© Uwe Zucchi /dpa

GDL droht wieder mit Streik: Lokführer wollen Deutschland lahmlegen

Die Gewerkschaft der Lokführer GDL droht erneut Streik an: Diesmal soll es richtig lange dauern. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt warnt vor dem Zorn der Bevölkerung.

Bahnreisende und Unternehmen müssen sich erneut auf einen Streik der Lokführer einstellen. Die Gewerkschaft GDL, die am Donnerstag ein neues Tarifangebot der Deutschen Bahn abgelehnt hatte, drohte mit einer Verschärfung des Arbeitskampfs: „Diesmal wird es richtig lange“, hieß es am Freitag auf der Internetseite der Lokführergewerkschaft. Konkrete Angaben zu Zeitpunkt und Dauer eines möglichen Streiks – es wäre der achte im laufenden Tarifstreit – machte die GDL nicht. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) warnte die Gewerkschaft davor, jede Glaubwürdigkeit und das Verständnis der Gesellschaft zu verspielen. „Ein Dauerstreik würde die Akzeptanz in der Bevölkerung für streitige Tarifauseinandersetzungen überstrapazieren“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Dobrindt forderte die Gewerkschaft auf, die Gespräche fortzusetzen: „Wer ernsthaft an einem Verhandlungsergebnis interessiert ist, muss seine Bereitschaft auch am Verhandlungstisch zeigen.“

Die Bahn hatte den Lokführern bei einem Spitzengespräch angeboten, die Löhne von Juli an in zwei Schritten um insgesamt 4,7 Prozent zu erhöhen. Hinzu kommen sollte eine Einmalzahlung von insgesamt 1000 Euro bis zum 30. Juni. Für den nun eingetretenen Fall einer Ablehnung hatte die Bahn eine Schlichtung vorgeschlagen. Dies sei ein „seriöses Angebot“, das geeignet sei, den Tarifkonflikt zu beruhigen und weiterzukommen, sagte eine Bahn-Sprecherin am Freitag.

Die Gewerkschaft wirft der Bahn "Dreistigkeiten" vor

Die GDL sprach in ihrer Erklärung hingegen von „Dreistigkeiten“. Die Verhandlungstaktik der Bahn nehme „endgültig skurrile Züge an“. Umgerechnet auf 24 Monate biete die Bahn eine Lohnerhöhung von rund drei Prozent. „Das ist natürlich viel zu wenig.“ Die GDL fordert für die Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche. Sie kritisierte, die Bahn habe kein Angebot zur Absenkung der Arbeitszeit und zur Begrenzung von Überstunden gemacht. Außerdem wolle der Schienenkonzern am „Zwei-Klassen-Lokomotivführer“ festhalten und Lokrangierführer schlechter bezahlen.

Die Unternehmenssprecherin wies den Vorwurf zurück, die Bahn habe keine Angebote zur Entlastung gemacht: „Wir haben der GDL dazu einiges angeboten, zum Beispiel durch zusätzliche Einstellungen von 300 Lokführern oder durch individuelle Arbeitszeit- und Schichtplangestaltung.“ Von der GDL habe das Unternehmen dazu bisher nichts gehört. „Wir haben noch keine Minute über höhere Löhne verhandelt“, sagte die Sprecherin.

Auch die EVG droht mit Streik

Der Konflikt ist so schwierig, weil die GDL mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) um Einfluss im Konzern ringt. Beide wollen zum Teil für dieselben Berufsgruppen verhandeln. Die Bahn will in getrennten Verhandlungen vergleichbare Ergebnisse erzielen. Die EVG hatte ebenfalls Streiks nach einem neuen Angebot der Bahn nicht ausgeschlossen. GDL-Chef Claus Weselsky warf derweil anderen Gewerkschaftschefs vor, sich unzureichend um ihre Mitglieder zu kümmern. „Gewerkschaftsbosse machen es sich im System bequem“, sagte er der „Neuen Westfälischen“. „Der Fisch stinkt vom Kopf.“ mit dpa/AFP

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