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Geldinstitute wie die Deutsche Bank sehen Nachhaltigkeit als wichtigen Wachstumsbereich. Sie finanzieren gleichzeitig weiterhin fossile Projekte.

© picture alliance/dpa/Andreas Arnold

Gegen die Klimakrise: Warum Deutsche Bank & Co. viel mehr tun können

Um die Klima-Katastrophe abzuwenden, müssen die weltweiten Emissionen ab 2025 sinken. Banken müssen aufhören, das Geschäft mit fossilen Energien weiter zu finanzieren.

Ein Gastbeitrag von

Wir befinden uns auf einem Pfad, den Wissenschaftler:innen laut Bericht des Weltklimarats als “worst case scenario” bezeichnen. In diesem Monat müssen zehntausende Menschen in Kanada vor Bränden evakuiert werden, in Pakistan erleben wir live, wie Regionen unbewohnbar werden, in denen im Sommer Temperaturen von 50 Grad erwartet werden. Letzte Woche sind 400 Menschen bei Erdrutschen im Kongo gestorben und in Deutschland breitet sich das West-Nil-Virus aus, übertragen durch eine giftige Mückenart, die es hier eigentlich gar nicht geben sollte.

Um zu verhindern, was UN-Generalsekretär Antonio Gueterres als „unbewohnbare Erde“ bezeichnet, müssen Emissionen ab 2025 sinken, es darf keine neuen fossilen Projekte geben. Eigentlich ganz einfach.

Die neue Phase der grünen Märchen

Aktuell aber steigen die Emissionen ungebremst, immer mehr Kohle, Öl und Gas wird aus dem Boden geholt – fossile Industrien bohren immer weiter, planen massive Expansionen, begehen die größten Verbrechen an unseren Lebensgrundlagen. Ihre Helfershelfer? Banken, wie die Deutsche Bank, die die Finanzierung bereitstellen, da sie bis heute auf eine Verschärfung der Klimakrise wetten – während sie zur Ablenkung Windräder auf ihre Plakate drucken.

Was wir gerade erleben, ist eine neue Phase in der Klimakrise. Auf der einen Seite eskaliert die ökologische Lage wie nie zuvor – und auf der anderen Seite spricht man so viel über das Klima wie nie zuvor. Statt aber vom Reden ins Handeln zu kommen, und all die bekannten Lösungen zu nutzen, um von den Emissionen wegzukommen, hat man in einen neuen Modus geschaltet. Es ist der Modus der grünen Märchen. Die Welt brennt, und statt Wasser zum Löschen holt man die grüne Farbe raus. Ein Paradebeispiel dafür ist die Deutsche Bank.

Deutsche Bank finanziert weiterhin fossile Unternehmen

So erklärte der CEO der Deutschen Bank, Christian Sewing, er wolle die Bank sein, die „zu Lösungen für die drängendsten Probleme unseres Planeten einen wichtigen Beitrag leistet, wo immer das möglich ist.“

Stand 2022 ist die Deutsche Bank laut dem Bericht „Banking on Climate Chaos“ aber weltweit in den Top 25 der Banken mit den größten fossilen Investitionen. In Europa ist die Deutsche Bank auf Platz sechs in Bezug auf die Finanzierung fossiler Konzerne. Um es in den Worten von UN-Generalsekretär Antonio Gueterres zu sagen: „Einige (...) Verantwortliche von Unternehmen sagen das eine und tun das andere“. Einfach ausgedrückt: Sie erzählen uns ein grünes Märchen.

Herr Sewing spricht zudem von: „Nachhaltigkeit als einen wichtigen Wachstumsbereich“, er berichtet von der Unterstützung eines Offshore-Windparks. Er sagt auch, er unterstütze das Pariser Klimaabkommen. Gleichzeitig investiert die Bank massiv weiter in fossile Unternehmen: Seitdem es das Pariser Klimaabkommen gibt, hat die Deutsche Bank Kredite im Wert von 1,8 Milliarden US-Dollar an den Ölkonzern Total gegeben. Total baut aktuell die größte beheizte Öl-Pipeline weltweit, die sogenannte EACOP-Pipeline. 80.000 Menschen sollen dafür vertrieben werden, eine halbe Gigatonne CO₂ wird produziert.

Weltweit ist Total der elfgrößte Öl- und Gasproduzent und das siebtgrößte Öl- und Gasunternehmen hinsichtlich der Expansion. Was heißt das konkret: Total bereitet die Erschließung neuer Öl- und Gasfelder von Australien bis Mozambique über Mexiko bis Norwegen und Azerbaijan vor – mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Bank. Das ist genau das, was laut Pariser Abkommen nicht passieren soll.

Aktivistinnen und Aktivisten demonstrieren am 9. Mai in London gegen das Öl-Pipelineprojekt EACOP.

© picture alliance / ZUMAPRESS.com/Vuk Valcic

Ähnlich sieht es aus bei der DWS, Fondstochter der Deutschen Bank. Das Unternehmen wird wegen Greenwashing-Vorwürfen bereits von Finanzaufsicht, Bundeskriminalamt und Staatsanwaltschaft untersucht, macht aber offenbar gewissenlos weiter. 2022 haben allein die vermeintlich grünen DWS-Fonds über 850 Millionen US-Dollar zusätzlich in Aktien fossiler Konzerne gesteckt, um von steigenden Energiepreisen zu profitieren. Solche Fonds haben mit Nachhaltigkeit in etwa so viel zu tun wie ein Hybrid-SUV mit der Verkehrswende. Nichtsdestotrotz wirbt das Unternehmen damit, mit solchen grünen Fonds Gutes für Umwelt und Gesellschaft zu tun.

Greenwashing bindet Ressourcen für wichtigere Aufgaben

Nachhaltigkeit heißt nicht, dass man sich ein paar grüne Projekte heraussucht und hier und da Ziele für nachhaltiges Investments setzt, parallel aber mit der business-as-usual-Maschinerie weiterhin die Klimakrise vorantreibt, als sei das alles nur ein Spiel. Das ist keine Nachhaltigkeit, das ist Greenwashing. Antonio Guterres bezeichnet Greenwashing als massives Problem in unseren Bemühungen, die Klimakrise einzudämmen – denn statt sich ehrlich zu machen, verschwendet man Zeit an Fake Lösungen und grünen Märchen.

Laut World Economic Forum (WEF) ist die Klimakrise das größte ökonomische Risiko der kommenden 10 Jahre, bis 2050 wird die Weltwirtschaft um bis zu 20 Prozent einbrechen, durch Klimafolgen, die erst entstehen, weil wenige Institutionen inklusive der Banken Kohle-, Öl- und Gasexpansionen finanzieren. Die Deutsche Bank, so scheint es, will diese Risiken nicht anerkennen und wettet stattdessen mit Investments in Ölkonzerne gegen das Klimaabkommen und unsere Zukunft.

Wir können uns nicht auf die Versprechen und freiwilligen Selbstverpflichtungen von Finanzakteuren verlassen, die sich nach der kurzfristigen Rendite richten. Solange sich das schmutzige Geschäft rechnet, wird auch bereitwillig jemand das Geld dafür zur Verfügung stellen.

Einige Verantwortliche von Unternehmen sagen das eine und tun das andere.

Antonio Gueterres, UN-Generalsekretär

Damit der Finanzsektor aus dem Geschäft mit der Klimakrise aussteigt, braucht es strenge Regeln, die sicherstellen, dass alle Banken, Vermögensverwalter und Co nicht weiter unsere Zukunft untergraben und sich nicht grüner darstellen als sie eigentlich sind. Die Bundesregierung steht in der Pflicht, tödliche fossile Investitionen durch entschiedene Klimapolitik unrentabel zu machen und so Finanzwetten auf die Klimakrise den Boden zu entziehen.

Gleichzeitig haben wir keine Zeit mehr für Banken, die in Zeiten der eskalierenden Klimakrise olympiareifes Greenwashing betreiben und gegen die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens spekulieren. Deutsche Bank und DWS müssen das Geschäft mit den Fossilen endlich beenden. Das betrifft auch die Finanzierung von Total, bis all deren neue Öl- und Gasprojekte eingestellt werden. Nur so wird die Deutsche Bank tatsächlich ein Teil der Lösung.

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