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Gegen Mehdorn: Nun ermittelt der Aufsichtsrat in der Datenaffäre bei der Bahn

In der Datenaffäre bei der Deutschen Bahn hat Vorstandschef Hartmut Mehdorn am Mittwoch vor dem Aufsichtsrat beteuert, von der jahrelangen Überwachung der Mitarbeiter nichts gewusst zu haben.

In einer persönlichen Erklärung habe der Manager weiter gesagt, dass der Vorstand einen Datenabgleich zwischen Beschäftigten und Lieferanten des Unternehmens nicht angeordnet habe, wie der Tagesspiegel von Mitgliedern des Kontrollgremiums erfuhr. Der Aufsichtsrat zog bei einer Sondersitzung in Frankfurt am Main derweil die Untersuchung der Vorgänge an sich. Experten sollen Ende März einen Bericht vorlegen.

Das 20-köpfige Gremium beauftragte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG sowie die Anwaltskanzlei der früheren Minister Gerhart Baum (FDP) und Herta Däubler-Gmelin (SPD) mit der Untersuchung. Sie sollen einem neu gebildeten Compliance-Ausschuss zuarbeiten, der aus je drei Vertretern der Arbeitnehmer- und der Arbeitgeberseite besteht. Die Fachleute arbeiteten unabhängig vom Vorstand, erklärte Aufsichtsratschef Werner Müller. Sobald alle Erkenntnisse vorlägen, werde man weitere Schritte beraten – „diese können strukturelle, funktionale und personelle Aspekte umfassen“.

Mehdorn steht unter Druck, weil die Bahn über Jahre ihre Mitarbeiter überwachen ließ, um Korruption aufzudecken. Zwischen 1998 und 2007 sei es zu fünf Massenabgleichen von Daten gekommen, Verstöße gegen das Strafrecht seien nicht auszuschließen, hatte der Staatskonzern eingeräumt. Den verantwortlichen Leiter der Konzernrevision, Josef Bähr, hatte Mehdorn kürzlich beurlaubt. Die Spitzen von SPD und Union hatten aber erklärt, an Mehdorn festhalten zu wollen.

Das wollen vorerst auch die Gewerkschaften tun. „Wenn Mehdorn weg wäre, würde auch das öffentliche Interesse an der Aufklärung schnell erlahmen“, sagte Klaus-Dieter Hommel, Aufsichtsrat und Vorsitzender der Gewerkschaft GDBA, dieser Zeitung. „Deshalb halten wir vorerst die Füße still und warten auf den Ermittlungsbericht.“ Es sei richtig, dass nun nicht die Leute aufklärten, „die den jahrelangen Daten-Missbrauch zugelassen haben und den Laden nicht im Griff hatten“, befand Hommel.

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