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Kurz und knapp: Griechenland bittet um Hilfe.

© Kai-Uwe Heinrich

Finanzkrise: Griechenland muss um Hilfe bitten

Das Haushaltsdefizit war im vergangenen Jahr noch höher als gedacht - es war offenbar zu hoch: Griechenland muss bereits jetzt Antrag auf internationale Finanzhilfe stellen. Ursprünglich sollte sich das Land zunächst auf dem freien Markt Kredite besorgen.

Griechenland sucht Schutz bei den übrigen Staaten des Euro-Raums. Das vor dem Staatsbankrott stehende Land stellt bei der EU noch am Freitag Antrag auf Finanzhilfe. Zudem soll der Internationale Währungsfonds (IWF) mit Krediten aushelfen. "Ich habe die entsprechende Anweisung an das Finanzministerium gegeben", sagte der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou in einer Fernsehansprache an das griechische Volk.

Athen muss bis zum 19. Mai elf Milliarden Euro für einen Teil seiner Schulden aufbringen. Das Rettungspaket sei eine "nationale Erfordernis", sagte Papandreou. Finanzminister Giorgos Papakonstantinou soll am Freitag nach Washington aufbrechen, um sich dort am Samstag mit IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn zu beraten.

Hat keine andere Wahl: Griechenlands Premier Papandreou beantragt Finanzhilfen bei der EU und dem IWF.

© AFP

Vor dem Hintergrund, dass in den Kassen wohl nur zwei Milliarden Euro zur Schuldentilgung sind, kommentierte das Fernsehen: "Etwas muss jetzt geschehen - eigentlich schon gestern." Die Stimmung in der Bevölkerung wird immer bedrückter. Nach einer repräsentativen Radiosenders Skai fürchten sich mittlerweile 96 Prozent der Befragten vor einer unkontrollierbaren Welle der Arbeitslosigkeit. 71 Prozent schließen "explosionsartige soziale Unruhen" nicht aus. 56 Prozent der Befragten glaubten, die Griechen könnten wieder auswandern wie im 20. Jahrhundert.

Papandreou bemühte sich in seiner Ansprache Zuversicht zu verbreiten. "Unsere Partner werden das Nötige tun, um uns einen sicheren Hafen zu bieten, wo wir unser Schiff wieder seetüchtig machen können", sagte er. Griechenland werde den Märkten die Botschaft senden, dass die Europäische Union den Euro schütze.

Zur Erklärung meinte Papandreou, dass die Hoffnung, die internationalen Märke würden positiv auf das griechische Sparprogramm und die Hilfeplan der EU reagieren, habe sich nicht bewahrheitet. Griechenland laufe Gefahr, dass wegen der Spekulanten alle Sparanstrengungen zunichte gemacht werden. Aus diesem Grund sei Athen gezwungen, jetzt schon zu handeln.

Die Euro-Länder wollen Athen mit bis zu 30 Milliarden Euro im ersten Jahr unter die Arme greifen - zunächst sollten die Griechen jedoch versuchen, ihre Schulden mit Krediten am freien Markt zu finanzieren. Deutschland müsste im ersten Jahr bis zu 8,4 Milliarden Euro aus dem EU-Kreditpaket übernehmen. Auf den IWF könnten zusätzlich bis zu 15 Milliarden Euro zukommen. In Athen verhandeln bereits Experten des IWF, der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Europäischen Kommission über die Modalitäten zur Hilfeleistung an die Griechen. (sf/dpa/AFP)

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