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Christ

© Mike Wolff

Interessenskonflikt: Harald Christ verkauft Beteiligungen

Die Karriere des Berliner Multimillionärs und SPD-Beraters Harald Christ nimmt eine neuerliche Wendung. Er will politisch unbefangen agieren.

Berlin –  Er ziehe sich „aus aktiven Unternehmensinvestitionen zurück“, teilte der 37-Jährige am Donnerstag mit. Er habe festgestellt, dass er durch seine „vielfältigen unternehmerischen Aktivitäten und Entscheidungen schnell in mögliche Interessenskollisionen gerät, so dass er politisch nicht ohne weiteres unbefangen agieren kann“.

Christ war im Team von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier für mittelständische Unternehmen zuständig und hatte sich gleichzeitig bei mehreren mittelständischen Unternehmen eingekauft. Vor allem sein Engagement bei der kriselnden Reformhauskette Vitalia, aus der er aber schon vor der Bundestagswahl wieder ausgestiegen war, rief Kritik hervor. Die Union warf Steinmeier „die Berufung einer Heuschrecke“ vor. An wen Christ seine Beteiligungen verkauft, teilte er nicht mit.

Seine Zeit als unabhängiger Finanzinvestor dauerte nur einige Monate. Nach dem Einstieg bei Vitalia kaufte er die deutsche Tochter des niederländischen Büromöbelherstellers Samas mit Sitz in Worms. Ferner half er mehreren Mittelständlern mit Finanzierungen. Auch die Berliner Weberbank, deren Generalbevollmächtigter er zeitweise war, hatte er nach nur wenigen Monaten verlassen.

Christ kommt aus einfachen Verhältnissen: Der Sohn eines Opel-Arbeiters hat bei den Stadtwerken in Worms Industriekaufmann gelernt und sein Vermögen später beim Hamburger Finanzdienstleister HCI gemacht. Bei dessen Börsengang vor vier Jahren erlöste er rund 40 Millionen Euro.

Künftig will er sich geschäftlich auf die Verwaltung seines Vermögens konzentrieren. Gemeinsam mit einem Hamburger Reeder betreibt er vier Seeschiffe, deren Erträge zu einem Viertel gemeinnützigen Organisationen gespendet werden sollen. Vor Jahresende will Christ zudem eine Stiftung gründen, in die ebenfalls ein Viertel der Erträge seines Vermögens für soziale und humanitäre Projekte fließen soll. Sein Vermögen, vorrangig Immobilien und Schifffahrtsbeteiligungen, bündelt Christ unter neuem Namen in der Conomus Treuhand AG.

In welcher Funktion er nach der SPD- Wahlniederlage politisch agieren will, ließ Christ auch auf Nachfrage offen und sprach lediglich von „neuen beruflichen Aufgaben und Perspektiven“. Eine Entscheidung werde spätestens im November fallen. Moritz Döbler

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