zum Hauptinhalt
Sonniges Griechenland. Das Land hat Sonne im Überfluss. Daraus wollen die Griechen ein Geschäft machen. Foto: dpa

© dpa

Wirtschaft: Helios soll Hellas helfen

Griechenland will Kapital aus der Sonne schlagen und Solarstrom nach Deutschland exportieren

Athen - Griechenland ächzt unter einem gewaltigen Schuldenberg, die Wirtschaft rutscht immer tiefer in die Rezession, und die Stimmung unter der Bevölkerung wird immer trüber. Aber der Himmel ist meist blau. Sonne hat Griechenland im Überfluss. Und darin liegt ein großes Kapital: Die Regierung setzt zur Überwindung der Krise auf Solarkraft. Der gewonnene Strom soll auch nach Deutschland exportiert werden. Das Vorhaben steht im Mittelpunkt des Besuchs von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), der am Donnerstag mit einer Unternehmerdelegation nach Athen reiste.

Von den rund 70 Firmenvertretern, die Rösler begleiten, kommt ein Drittel aus der Branche Erneuerbare Energien. Griechenlands Potenzial ist insbesondere bei der Solarenergie groß. Das Land hat statistisch 2756 Sonnenstunden pro Jahr, gegenüber 1738 Stunden in Deutschland. Die Idee, in Griechenland gewonnenen Solarstrom nach Deutschland zu exportieren, hatte bereits im Frühjahr Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) in die Diskussion gebracht. So könnte Griechenland Exporterlöse generieren, während Deutschland die Energielücke schließt, die durch die Abschaltung der Kernkraftwerke droht. Die Griechen griffen die Idee begeistert auf. Umwelt- und Energieminister Giorgos Papakonstantinou präsentierte kürzlich Pläne für einen massiven Ausbau der Solartechnik.

Das Projekt „Helios“, benannt nach dem Sonnengott der griechischen Antike, sieht den Bau von Photovoltaik-Kraftwerken auf öffentlichem Land vor, etwa auf nicht mehr genutztem Militärgelände. Bis 2020 soll die griechische Solarkapazität, die aktuell nur bei rund 300 Megawatt liegt, auf 2,2 Gigawatt ausgebaut werden. Ein Teil des Stroms könnte nach Deutschland exportiert werden. Die Trassen sollen über den Balkan oder über Italien verlaufen. Fachleute dämpfen allerdings die Euphorie der Politiker: Noch ist nicht durchgerechnet, was der Bau der Leitungen kosten würde und ob sich der griechische Solarstrom für Deutschland überhaupt rechnet.

Bei Röslers Besuch wird es nicht nur um Erneuerbare Energien gehen. Die Delegation will auch Investitionsmöglichkeiten in anderen Bereichen prüfen, etwa im Tourismus, in der Umwelttechnologie und bei der Ausbeutung von Bodenschätzen. Auf Interesse stoßen auch die Pläne der Griechen zur Privatisierung ihrer Flughäfen. Ausländische Investitionen könnten dem rezessionsgeplagten Griechenland, dessen Wirtschaft seit Beginn der Schuldenkrise bereits um zwölf Prozent schrumpfte, auf den Wachstumspfad helfen. Deutsche Unternehmer sind aber zurückhaltend. Sie verweisen auf das schlechte Investitionsklima und umständliche Genehmigungsverfahren in Griechenland. So brauchte die Athener Flughafengesellschaft 18 Monate für den Bau ihrer jetzt in Betrieb genommenen Photovoltaikanlage. Das Genehmigungsverfahren hatte zuvor dreieinhalb Jahre gedauert.

Deutsche Unternehmer, die bereits in Griechenland engagiert sind, klagen auch über Korruption, Rechtsunsicherheit, ständig wechselnde Steuervorschriften und die schlechte Zahlungsmoral des Staates. In einer Studie der Weltbank, die das Geschäftsklima in 183 Ländern untersuchte, landete Griechenland dieses Jahr auf dem wenig schmeichelhaften Rang 109 – noch hinter Bangladesch, Äthiopien und Kenia. Gerd Höhler

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false