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Logo der EZB in Frankfurt.

© REUTERS/Ralph Orlowski

Update

„Von Trendwende weit entfernt“: Inflation steigt im August auf voraussichtlich 7,9 Prozent – das sagen Ökonomen

Die Inflation in Deutschland hat wieder deutlich angezogen. Vor allem die Preise für Energie stiegen weiter, aber auch für Lebensmittel.

Die auf breiter Front anziehenden Preise in Deutschland treiben die Inflation nahe an die Acht-Prozent-Marke. Waren und Dienstleistungen waren im August durchschnittlich 7,9 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte.

Verantwortlich für die hohe Inflation waren auch im August die hohen Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln. Die Preise für Energie legten laut Statistik um 35,6 Prozent im Vorjahresvergleich zu, die für Lebensmittel um 16,6 Prozent. Dienstleistungen dagegen verteuerten sich im Jahresvergleich um 2,2 Prozent.

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Im Vergleich zum Juli kletterten die Verbraucherpreise laut Statistik um 0,3 Prozent. Sondereffekte wie die Auswirkungen des Neun-Euro-Tickets und des Tankrabatts seien in den Ergebnissen enthalten, erklärte das Bundesamt - in welchem Ausmaß sie sich auswirken, lasse sich mit den vorläufigen Ergebnissen aber nicht darstellen. Ausführliche Ergebnisse für August veröffentlicht die Behörde am 13. September.

Zuvor war die Inflation zwei Monate in Folge abgeflaut - auf 7,5 Prozent im Juli. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:

"Gemessen an der aktuellen Inflationsrate und dem, was noch ins Haus steht, müsste die EZB eigentlichen einen Jumbo-Zinsschritt lancieren. Das Urteil der Märkte ist derweil gefällt. Der Euro musste in den vergangenen Monaten deutlich Federn lassen. Dass die europäische Gemeinschaftswährung um die Parität gegenüber dem US-Dollar schwankt und damit massiv unterbewertet ist, erzählt Bände. An den Devisenmärkten rechnet man nicht damit, dass sich die EZB in absehbarer Zeit zu deutlichen Zinsanhebungen entschließen wird. Aber vielleicht braucht es ja gerade den Druck der Devisenmärkte, um die EZB umzustimmen."

JOACHIM NAGEL, BUNDESBANKPRÄSIDENT:

„Die Inflationsraten kehren nicht von allein zum Inflationsziel der Notenbank zurück. Die Geldpolitik muss entschlossen reagieren, um die Glaubwürdigkeit des Inflationsziels zu bewahren. Auch weitere Zinsschritte sollten wir aus Furcht vor einer möglichen Rezession nicht hinauszögern.Insgesamt gilt: Je länger die Inflation hoch bleibt, desto höher ist das Risiko, dass sich die Inflationsdynamik und auch die Inflationserwartungen in der mittleren Frist auf hohem Niveau verfestigen.“

MICHAEL HEISE, CHEFÖKONOM HQ TRUST:

"Der erneut deutliche Anstieg der Verbraucherpreise im August zeigt, dass wir von einer Trendwende der Inflation noch weit entfernt sind. Etwas niedrigere Kraftstoffpreise wurden durch anderweitige Preissteigerungen überkompensiert. Insbesondere bei den Lebensmittelpreisen ist noch keine Umkehr des starken Anstiegs in den Vormonaten zu verzeichnen.

[Mehr zum Thema: Wie stark steigen die Preise gerade? Der tagesspiegel-Inflationsmonitor zeigt es]

Noch stärkere Belastungen in den kommenden Monaten: Uns steht ein heißer Herbst bevor. Schon im September wird die Inflationsrate weiter kräftig anziehen, wenn die staatlichen Preisermäßigungen für Kraftstoffe und den Personenverkehr entfallen oder reduziert werden. Ohne neue staatliche Maßnahmen werden die Verbraucherpreise über neun Prozent steigen, nach europäischer Berechnungsmethode wahrscheinlich zweistellig."

JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:

"Mit 7,9 Prozent ist die Inflation im August knapp an einem neuen 70-Jahreshoch vorbeigeschrammt. Aber die Gasumlage sowie das Ende von Tankrabatt und 9-Euro-Ticket dürften die Inflation bis zum Jahresende sogar auf zehn Prozent treiben. Hoffentlich ringt sich die EZB auf ihrer Sitzung nächste Woche zu einem großen Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten durch. Den Worten auf der Konferenz von Jackson Hole müssen jetzt Taten folgen."

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ELMAR VÖLKER, LBBW:

"Die kurze Phase leichter Entspannung an der Preisfront, welche im Juni und Juli dank der staatlichen Entlastungsmaßnahmen eingetreten war, ist bereits wieder Geschichte. Und dies ist wohl nur die Ouvertüre zu einem 'heißen Inflationsherbst'. Im September schlägt das Auslaufen von Tankrabatt und 9-Euro-Ticket preistreibend zu Buche, im Oktober dann die Gasumlage.

Letztgenannter Effekt wird zwar durch die avisierte Mehrwertsteuersenkung abgemildert, gleichwohl steht im Herbst zumindest für die europäische Berechnungsweise (HVPI) eine zweistellige Rate zu befürchten." (Reuters, AFP)

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