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Wirtschaft: Informatiker gesucht

Der Fachkräftemangel gefährdet die IT-Branche

Berlin - Bernd Völcker beginnt langsam zu verzweifeln. Seit Wochen schon sucht der Chef des Berliner Softwareherstellers Infopark 20 neue Mitarbeiter. Doch es gibt zu wenig qualifizierte Bewerber. Vor wenigen Jahren bekam er auf eine Anzeige 70 Bewerbungen, heute sind es noch zehn. Völcker steht mit seinen Sorgen nicht alleine da: Der Mangel an qualifizierten Bewerbern ist heute symptomatisch für die Informatik- und Telekommunikationsbranche. Dort gibt es derzeit 20 000 offene Stellen, wie eine vom Bundesverband Informationswirtschaft und Telekommunikation (Bitkom) in Auftrag gegebene Umfrage ergeben hat. Rund 300 Unternehmen wurden befragt. 56 Prozent von ihnen beklagten sich über den Fachkräftemangel. Sie geben an, Stellen gar nicht oder verspätet besetzen zu können. Besonders gesucht werden Software-Entwickler, IT-Projektmanager und IT-Berater.

Für rund die Hälfte der Unternehmen wirkt sich der Fachkräftemangel bereits negativ aus. Hauptproblem ist laut Bitkom die unzureichende Qualifizierung der Bewerber. Bitkom-Chef Bernhard Rohleder beklagt, dass die deutschen Schulen in den Naturwissenschaften zu schlecht seien. Hinzu kämen bürokratische Hürden bei der Einstellung ausländischer IT-Spezialisten. „Es besteht die Gefahr“, resümiert er, „dass Know-how aus Deutschland abgezogen wird“.

Ein guter Indikator für die Schwierigkeiten der Unternehmen, sind auch die Kosten, die sie aufwenden müssen, um eine offene Stelle zu besetzen. „Vor einem Jahr haben wir 2500 Euro für Anzeigen und Headhunter ausgegeben“, sagt IT-Unternehmer Völcker. „Jetzt sind es 4000 Euro.“ Laut Völcker vergehen mindestens vier bis fünf Monate, bis er einen neuen Mitarbeiter einstellen kann. „Unterdessen werden unsere Auftragsbücher immer voller. Wir müssen notgedrungen Entwicklungsaufträge nach Russland oder auf die Philippinen vergeben.“

Letztendlich, so glaubt Völcker, der rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, werde an den deutschen Hochschulen zu wenig Praxis gelehrt: „Die machen heute zu viel Mathe und Elektrotechnik. Uns hat das Programmieren und Experimentieren früher noch Spaß gemacht. Neuen Mitarbeitern müssen wir das erst wieder beibringen.“

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