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Wen trifft es? Am heutigen Mittwoch will die irische Regierung ihren Sparplan vorstellen.

© dpa

Irland-Krise: Euro-Länder: Die Angst bleibt

Irland hat sich unter den Rettungsschirm der EU begeben. Doch die Märkte fürchten, dass die Krise damit nicht ausgestanden ist. Und was ist mit Portugal? Und Spanien?

Berlin - Freiwillig hat sich Irland nicht unter den Rettungsschirm der EU begeben. Es waren vor allem die Euro-Partnerländer, die den irischen Ministerpräsident Brian Cowen gedrängt haben, bis er am Sonntag offiziell den Antrag auf Hilfskredite aus dem gemeinsamen Fonds von EU und IWF stellte. Sie alle treibt die Angst vor den Finanzmärkten, die Angst, dass die Investoren das Vertrauen verlieren, nicht nur in Irland, sondern auch noch in andere europäische Schuldenstaaten wie Portugal oder Spanien. Und nicht zuletzt, so formulierte es Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Dienstag während der Haushaltsdebatte im Parlament, „steht unsere gemeinsame Währung auf dem Spiel.“

Solche Worte tragen nicht gerade dazu bei, die Börsen zu beruhigen. Nachdem der erste Schritt zur Rettung Irlands zunächst für Entspannung an den Märkten gesorgt hatte, schlug die Stimmung am Dienstag wieder in Unsicherheit um. Der Wert des Euro fiel, dafür stiegen die Risikoaufschläge für die Staatsanleihen hochverschuldeter Länder. Auch die Börsen lagen im Minus. Vor allem Bankaktien verloren, denn viele Kreditinstitute haben Geld an die Schuldenstaaten verliehen. Die Anleger befürchten, dass sich die Krise jetzt auf weitere Staaten ausweiten könnte. Besonders stark kletterten die Renditen für Anleihen mit kurzen Laufzeiten. Die Länder müssen also höhere Zinsen zahlen, wenn sie sich Geld leihen wollen. Ein Zeichen dafür, dass die Investoren an ihrer Kreditwürdigkeit zweifeln.

Christoph Weil, Analyst bei der Commerzbank, hält die Angst im Fall Portugal für begründet: Das Land sei mit der Konsolidierung überhaupt noch nicht vorangekommen, die Neuverschuldung für dieses Jahr habe man nur mithilfe von Buchungstricks drücken können. „Wenn die Zinsen da bleiben, wo sie sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Portugal auch bald Hilfen beantragen wird“, sagt Weil. Die Rendite für portugiesische Staatsanleihen mit zweijähriger Laufzeit stieg am Dienstag um 0,25 Punkte auf knapp vier Prozent.

Auch die Rendite irischer Anleihen mit derselben Laufzeit stieg um 0,23 Punkte auf 4,24 Prozent. „Irland ist noch nicht in trockenen Tüchern“, sagt Analyst Weil. Noch seien die Bedingungen für die Hilfskredite nicht ausgehandelt. Zudem sei fraglich, ob die Regierung, die im Januar neu gewählt werden soll, ein Sparprogramm auch durchsetzen könne. An diesem Mittwoch will Irland seinen Sparplan bis 2014 vorlegen. Er soll Einschnitte in Milliardenhöhe enthalten. So soll die Neuverschuldung, die im laufenden Jahr 32 Prozent der Wirtschaftsleistung beträgt, bis 2014 unter die Marke von drei Prozent sinken. Selbst dann aber, sagt Weil, sei immer noch fraglich, ob Irland jemals in der Lage sein wird, die Kredite zurückzuzahlen. „Solange die irische Wirtschaft um fünf Prozent wächst, wie in den vergangenen Jahren, sehe ich da kein Problem.“ Das Beispiel Griechenland zeige jedoch gerade, wie ein harter Sparkurs das Wirtschaftswachstum abwürge. Die Rendite der zweijährigen Staatsanleihe Griechenlands stieg um 0,57 Punkte auf 10,85 Prozent. Das ist der höchste Zins, den ein Euro-Land bei dieser Laufzeit zahlen muss. In Deutschland liegt er bei knapp einem Prozent.

Auch das ebenfalls hoch verschuldete Spanien musste bei der jüngsten Ausgabe von Staatsanleihen Rekordzinsen bezahlen. Analyst Weil glaubt aber nicht, dass Spanien EU-Hilfen in Anspruch nehmen muss. Der „Musterknabe“ unter den Schuldenstaaten habe sein Defizit bereits spürbar gesenkt und Strukturreformen eingeleitet. „Nach Portugal wird erst mal Ruhe sein.“

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