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Rettet die Bilanz: Der private Konsum ist nach wie vor stark. Fast alle anderen Wirtschaftszweige schwächeln.

© p-a/dpa

Konjunktur: Experten korrigieren Wachstumsprognosen nach unten

Jetzt holt die Krise die deutsche Wirtschaft ein, sagen Konjunkturforscher - und rechnen mit steigenden Arbeitslosenzahlen. Kritik an der Haushaltspolitik gibt es obendrein: Die Experten vermissen Sparbemühungen.

Von Maris Hubschmid

Berlin - Die Krise im Euro-Raum trifft die deutsche Wirtschaft stärker, als befürchtet. Wegen der schwachen Konjunktur in vielen Euro-Ländern und zurückhaltender Nachfrage aus den USA rechnen Experten für das zweite Halbjahr 2012 mit sinkenden Exportzahlen und einem Anstieg der Arbeitslosenquote. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) korrigierte deshalb am Mittwoch seine Wachstumsprognose für 2013 nach unten. Es geht nun nur noch von 1,9 Prozent aus statt von 2,4 Prozent, wie im April veranschlagt. Die Arbeitslosenquote wird 2012 und im kommenden Jahr bei knapp sieben Prozent liegen und damit etwas höher als derzeit.

Bei der Vorstellung der Sommeranalyse der Wirtschaftsforscher in Berlin kommentierte Ferdinand Fichtner, Leiter Konjunkturpolitik beim DIW, auch die jüngsten Gipfelbeschlüsse. Diese müssten noch konkretisiert werden. „Die Refinanzierung von Spanien und Italien dürfte jetzt aber günstiger zu schaffen sein“, sagte er. Die Einrichtung einer europäischen Bankenaufsicht begrüßte er. „Wenn Länder für andere zahlen, müssen sie auch kontrollieren können, was mit ihrem Geld passiert.“ Außerdem sprach sich Fichtner für Direkthilfen für marode Banken aus.

Der private Konsum bleibt stark

Für das Gesamtjahr 2012 rechnet das Institut mit einem Wachstum von einem Prozent. Das verdanke das Land vor allem den privaten Haushalten, die angeregt durch steigende Löhne kräftig konsumierten. Nutznießer des günstigen Finanzierungsumfelds und des zunehmenden Bedürfnisses der Menschen, in Realwerte zu investieren, sei auch das Baugewerbe.

Kritik gab es vom DIW an der Entwicklung der öffentlichen Haushalte. Die Neuverschuldung des Bundes könnte wesentlich ambitionierter zurückgeführt werden, urteilte Finanzexpertin Kristina van Deuverden. Obwohl es Deutschland sogar in der Krise gelinge, zuzulegen, gebe es wieder eine Nettokreditaufnahme von 18,8 Milliarden Euro. „Wir wissen nicht, wie sich die Lage in Europa entwickelt“, sagte die Expertin. Es sei nicht auszuschließen, dass auf die Bundesrepublik mittelfristig Belastungen zukommen. „Aus unserer Sicht wäre es nicht verkehrt, etwas Puffer zu schaffen.“

Euro-Zone in der Rezession

Düstere Aussichten kamen auch vom Münchner Ifo-Institut: Die Wirtschaftsleistung der Euro-Zone wird demnach im zweiten Quartal um 0,2, im dritten um 0,1 Prozent schrumpfen.

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