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Branchenprimus.

© REUTERS

Lufthansa-Konkurrenz: Der Golf rückt näher

Emirates, Etihad und Qatar: Die Fluggesellschaften aus den Emiraten fassen hierzulande Fuß – zum Leidwesen der Lufthansa.

Frankfurt am Main/Berlin - Seine Hoheit Scheich Ahmed bin Saeed Al Maktoum kommt nicht persönlich nach Berlin. Der Chef von Emirates, der staatlichen Fluglinie aus Dubai, schickt lieber seinen besten Mann: Andrew Parker. Der Lobbyist trifft sich dieser Tage mit Parlamentariern und anderen Entscheidungsträgern in der Hauptstadt. Auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) habe ihm zugesagt, das Anliegen der arabischen Gesellschaft zu prüfen, erklärte Parker vergangene Woche in Frankfurt. Das wäre ein erster Erfolg. Denn bisher zeigte sich der Minister stur: keine weiteren Landerechte für Emirates hierzulande.

63 Mal pro Woche landen die Flieger von Emirates auf deutschen Flughäfen – bisher aber nur in Frankfurt, München, Düsseldorf und Hamburg. Seit Jahren versucht die Gesellschaft eine Genehmigung auch für die Flughäfen in Stuttgart und Berlin zu erhalten. Doch die Bundesregierung lehnte das stets ab, da deutsche Airlines auch keinen besseren Zugang zu arabischen Flughäfen erhalten.

„Wir hoffen, dass wir für beide Flughäfen eine Einigung erreichen können“, sagte Lobbyist Parker. Dieser Wunsch sei mit Blick auf Stuttgart nachdrücklich unter anderem von Daimler und Porsche geäußert worden. „Der Bedarf für solche Flüge ist auf jeden Fall da“, ergänzte Emirates-Deutschland-Chef Volker Greiner und wusste zudem zu berichten, dass sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel sich angeblich schon vor längerem für Emirates in Berlin ausgesprochen habe.

Diese jüngste Offensive ist vor allem der Lufthansa ein Dorn im Auge, weil ein starker Konkurrent für den Flugverkehr nach Asien, Australien und Afrika angeblich sogar mit Unterstützung der Herrscher in Dubai immer stärker wird. Eine neue Studie – im Auftrag und finanziert von Emirates – soll nun zeigen, dass Lufthansa auf diesen Verbindungen gar keine Marktanteile verloren hat. Und dass Emirates in Deutschland mehr als 18 000 Jobs sichert und für zusätzliche Einnahmen von 1,6 Milliarden Euro sorgt, im Tourismus und durch seine Flugzeugkäufe bei Airbus. „Die deutsche Volkswirtschaft profitiert deutlich von den Aktivitäten von Emirates“, heißt es in dem Papier.

Allein durch einen täglichen Flug würden in beiden Städten am Flughafen und im Tourismus jeweils rund 500 neue Jobs entstehen, bei zwei Flügen pro Tag jeweils sogar rund 1150, sagte Professor Johannes Reichmuth, Leiter des Instituts für Flughafenwesen und Luftverkehr am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das die Studie erstellt hat. „Berlin und Stuttgart würden von Emirates profitieren“. Mit einem täglichen Flug kämen pro Jahr jeweils 140 000 weitere Passagiere an beide Flughäfen.

Seit 1987 fliegt Emirates von Deutschland, aktuell drei Mal täglich von Frankfurt, zwei Mal von München und je einmal von Düsseldorf und Hamburg. Dazu kommen zwei Frachtflüge. „Nach Großbritannien ist Deutschland für uns der wichtigste Markt in Europa, weltweit ist es die Nummer vier“, sagte Parker. 1,4 Millionen Passagiere flogen 2011 mit Emirates von und nach Deutschland.

Der Studie zufolge hat Emirates mit seinem Angebot ab Frankfurt mit Verbindungen über Dubai nach Asien, den Nahen Osten, Australien und Afrika den für die deutsche Wirtschaft wichtigen Verkehr in diese Regionen stimuliert, aber Lufthansa nicht beeinträchtigt. Der Marktanteil von Emirates auf diesen Strecken sei von 2005 bis 2010 zwar von 7,5 auf 10,2 Prozent gestiegen, aber auch der Marktanteil von deutschen Airlines und damit vor allem der Lufthansa habe von 23 auf 24,5 Prozent zugelegt. Und dies auch bei weiterer Konkurrenz wie dem Air-Berlin-Großaktionär Etihad, Qatar Airways.

Die jüngere und kleinere Etihad Airways verfolgt eine andere Strategie, um auf dem deutschen und europäischen Markt Fuß zu fassen: So erwarb die Airline aus Abu Dhabi vor wenigen Monaten knapp 30 Prozent der Anteile von Air Berlin. Eine Mehrheitsübernahme strebt Etihad nicht an, da die Gesellschaft dann die Landerechte in Europa verlieren würde. Etihad und Air Berlin haben gleichwohl ihre Flugpläne eng aufeinander abgestimmt. Air Berlin fliegt nun ins Drehkreuz der Araber nach Abu Dhabi, von dort aus fliegt Etihad deutsche Touristen nach Fernost und Australien.

Etihad bemüht sich ebenfalls stark um Berlin und führt, wie berichtet, derzeit sogar Gespräche über eine Beteiligung an dem angeschlagenen Fußball-Bundesligisten Hertha BSC. Bis zu 15 Millionen Euro könnten die Araber investieren – wohl auch in der Hoffnung, so die Herzen möglicher Fluggäste in der Hauptstadtregion zu gewinnen. Zudem kaufte sich Etihad Anfang Mai zunächst mit drei Prozent bei der ehemaligen irischen Staatsfluglinie Aer Lingus ein, die mittlerweile wieder schwarze Zahlen schreibt. Man strebe auch hier eine enge Partnerschaft an, sagte ein Etihad-Sprecher dieser Zeitung. Etihad fliegt bereits zehn Mal in der Woche Dublin an, um von dort aus den wichtigen US-Markt zu erreichen.

Bei Emirates rümpft man über den kleinen Golf-Konkurrenten ein wenig die Nase. „Etihad verfolgt ein sehr aggressives Wachstum. Die Airline ist relativ gesehen viel schneller gewachsen als Emirates“, sagte Emirates-Gesandter Parker. Generell aber sei auch der Wettbewerb unter den Golf-Airlines gut.

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