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Branchentreff: Maschinenbau will auf Polster durch die Krise

Die Produktion ist um ein Fünftel eingebrochen, das Wachstum im kommenden Jahr wird minimal sein. Dennoch geben sich die deutschen Maschinenbauer in der tiefsten Krise optimistisch - und verweisen auf ihre Erfolge auf dem Weltmarkt.

Berlin - Manfred Wittenstein begann seine Rede mit einem Eingeständnis. Vor einem Jahr, so der Maschinenbaupräsident, habe er seiner Branche eine konstante Produktion vorausgesagt. Stattdessen gab es einen „historischen Einbruch“. Der mit 930 000 Beschäftigten größte deutsche Industriebereich produziert heute nur noch 75 Prozent des Niveaus vom Oktober 2008. „Die Party dauerte lange und war schön wie nie zuvor“, erinnerte sich der Chef des Anlagebauers SMS, Heinrich Weiss, an die Wachstumsjahre bis 2008. Nun, in der Krise, sei die Zeit für den „Hausputz“ gekommen: Abläufe verbessern, Produktivität erhöhen, die Belegschaft weiterbilden und Kündigungen vermeiden.

Um Zustand und Perspektive der Branche zu diskutieren, hatte der Verband Deutscher Maschinenbau (VDMA) zum Maschinenbau-Gipfel nach Berlin eingeladen. Die Hauptbotschaft der drei Hauptreferenten am Montag, neben Wittenstein und Weiss gehörte dazu noch der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU): Wir sind gut, kommen gestärkt aus der Krise und werden an die Exporterfolge früherer Zeiten anknüpfen. Zumal ja jetzt eine andere Regierung die Richtung vorgibt und die Themen der Maschinenbauer – Wittenstein nannte Arbeitsrecht, Steuern, Forschungsförderung, Bildung und Haushaltskonsolidierung – womöglich im Sinne der Maschinenbauer bearbeitet werden.

Roland Koch hielt sich in dieser Hinsicht zurück. Mit Ergebnissen der Koalitionsverhandlungen sei frühestens in vier bis fünf Tagen zu rechnen, die Maschinenbauer möchten sich doch bitte in Geduld üben und nichts von dem glauben, was bis dahin in der Zeitung stehe. Koch verzichtete also auf Details und skizzierte stattdessen die ideologische Basis der nächsten Regierung als Dreieck: Freiheit neu schätzen lernen, indem zum Beispiel Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Zum zweiten plädierte er für eine Fortsetzung des Wachstumskurses und zum dritten für die Pflege der „sozialen Balance“ im Lande. Die neue Regierung werde „keinen Kampf mit den Gewerkschaften“ aufnehmen, sagte Koch, für den „das besondere Verhältnis zu den Arbeitnehmern“ zu den Standortvorteilen Deutschlands gehört.

Etwas präziser und dabei fast enthusiastisch äußerte sich der Ministerpräsident über die künftige Energiepolitik. Mit der Verlängerung der AKW-Laufzeiten würden Mittel gewonnen, die man dann „in das Neue stecken kann“. „Wir steigen ein in die industrielle Produktion regenerativer Energie“, meinte Koch und träumte dann laut von der Energiepolitik als einem „neuen Flug zum Mond“.

Dieser Überschwang passt ganz gut zum Selbstvertrauen der Branche. Mit einem Weltmarktanteil von 19,2 (plus 0,2) Prozent lagen die deutschen Maschinenbauer 2008 mit weitem Abstand vor den USA (11,7 Prozent) und Japan (10,7 Prozent), die beide Anteile verloren. „Wir sind die Schlüsselindustrie für Klimaschutz, Energieeffizienz und Trinkwasserversorgung“, betonte VDMA-Präsident Wittenstein. Und wie flexibel die Firmen inzwischen organisiert sind, zeigt die Beschäftigungsentwicklung: Obwohl Produktion und Umsatz in diesem Jahr um gut ein Fünftel sinken, werden bis Ende des Jahres „nur“ 60 000 der 930 000 Arbeitsplätze gestrichen.

Vor allem die Familienunternehmen, die in den letzten Jahren super verdient haben und den Großteil der Gewinne in der Firma lassen, kommen jetzt auf dem Polster durch die Krise. Anders die Börsenfirmen „und schon gar nicht die von Heuschrecken ausgesaugten Unternehmen“, wie Weiss formulierte. Doch die beeinträchtigen den breiten Optimismus kaum. Im kommenden Jahr, so wagte Wittenstein wieder eine Prognose, soll es ein leichtes Wachstum geben.

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