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Stromzähler

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Streit auf dem Energiemarkt: Mehr Konkurrenz bei Strom und Gas

Die Bundesregierung setzt auf Effizienz und Wettbewerb für moderate Energiepreise. Neue Anbieter greifen die Grundversorger an.

Berlin/Erfurt - Die Bundesregierung kurbelt den Wettbewerb auf den Versorgermärkten an: Gleich zwei zentrale Verordnungen eines entsprechenden Maßnahmenpakets wurden am Mittwoch verabschiedet. Die sogenannte Anreizregulierung soll zu mehr Effizienz bei den Betreibern der Strom- und Gasnetze führen: Vom 1. Januar 2009 an werden den Versorgern Obergrenzen für die Netzerlöse vorgegeben, die Betriebskosten müssen dann über einen Zeitraum von zehn Jahren um verbindliche Raten reduziert werden. Mit der ebenfalls am Mittwoch verabschiedeten Netzanschlussverordnung sollen mehr Wettbewerb und sinkende Preise erreicht werden. Insbesondere neuen Anbietern soll der Netzanschluss von Kraftwerken erleichtert werden.

Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) erklärte, die beiden Entscheidungen würden im Interesse der Verbraucher „zu einer effizienten und zukunftsfähigen Energieversorgung beitragen“. Die gerade angekündigten Strompreiserhöhungen der Versorger zeigten, dass dringender Handlungsbedarf bestehe.

Die Stromindustrie und viele Stadtwerke hatten massiv gegen die Anreizregulierung protestiert. Sie befürchten, dass sich durch die Effizienzvorgaben der Verdrängungswettbewerb zugunsten der vier Marktführer Eon, RWE, EnBW und Vattenfall verschärft.

Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) lehnte derweil trotz angekündigter Strompreiserhöhungen eine Rückkehr zu dem Ende Juni auslaufenden System von Preisgenehmigungen ab. „Wir müssen dafür sorgen, dass der Wettbewerb funktioniert“, sagte Milbradt am Mittwoch am Rande einer Konferenz zum ostdeutschen Energiemarkt in Erfurt. Milbradt sieht den Grund für die angekündigten Preiserhöhungen darin, dass die Versorger zuvor Anträge auf höhere Tarife zurückgehalten hätten. „Ich bin der festen Überzeugung, dass Extremfälle durch den Markt korrigiert werden.“

Bisher mussten sich Versorger bei den Länderministerien geplante Strompreiserhöhungen genehmigen lassen. Dies galt allerdings nur für die Standardtarife. Das Gros der Verbraucher hat jedoch Sondertarife, die nicht der Preisaufsicht der Länder unterlagen.

Vor dem Hintergrund der angekündigten Strompreiserhöhungen bläst derweil der Münchner Strom- und Gasanbieter „E wie Einfach“ bundesweit zum Angriff auf die örtlichen Grundversorger. Mit attraktiven Tarifangeboten wolle man Privatkunden preiswerte Alternativen aufzeigen, erklärte am Mittwoch in Berlin Marie-Luise Wolff, die Geschäftsführerin der börsennotierten Eon-Tochterfirma.

Kern der Firmenstrategie sei der sogenannte „Mein-Cent-Tarif“. Er garantiere, dass der Strompreis pro Kilowattstunde stets um einen Cent unter dem Basistarif des örtlichen Grundversorgers liege. Senke der Grundversorger seine Preise, ziehe man entsprechend nach. Bei Preiserhöhungen dagegen bleibe der Tarif immer auf dem Niveau des bei Vertragsabschluss geltenden Arbeitspreises. Diese Preisdeckelung bleibe nach Lieferbeginn zwei Jahre in Kraft. Beim Gas liege der Tarif sogar um garantierte zwei Cent unter dem Kubikmeterpreis des Grundversorgers. Der Grundpreis entspreche stets dem der örtlichen Versorger.

Angeboten wird der „Mein-Cent-Tarif“ seit Februar bundesweit für Privatkunden mit einem Verbrauch von bis zu 100 000 Kilowattstunden im Jahr. Der Wechsel zu „E wie Einfach“ ist kostenlos, eine Mindestlaufzeit gibt es nicht, der Vertrag ist jederzeit zum Monatsende kündbar. Anbieten könne das Unternehmen seine günstigen Tarife, weil man „schlanke Strukturen“ pflege, erläuterte Wolff: „Wir verzichten auf alles, was nicht unbedingt sein muss.“ So setze man weder Kundenmagazine noch teure Fernsehwerbung ein. Auch auf Kundenzentren verzichtet das Unternehmen: Vertragsabschlüsse und Serviceleistungen werden telefonisch oder per Internet abgewickelt. Nach eigenen Angaben hatte das Unternehmen im April bereits mehr als 40 000 Kunden gewonnen. mit dpa

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