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Rohstoffe: Merkel ermuntert zum Kauf ausländischer Firmen

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die deutschen Unternehmen bestärkt, zur Sicherung ihrer Rohstoffinteressen auch ausländische Bergbaukonzerne zu übernehmen. Zur Rohstoffsicherung will sie ein eigenes Gremium gründen.

Berlin - Eine Beteiligung oder ein Kauf könnten durchaus ein Beitrag sein, um Bezugsquellen zu sichern und sich global aufzustellen, sagte Merkel (CDU) auf einem Rohstoffkongress des Industrieverbandes BDI in Berlin. Diese marktwirtschaftlichen Strategien könnten zudem eine Alternative zu solchen Ländern sein, in denen die Staatsaktivitäten sehr viel stärker ausgeprägt seien als in Deutschland.

Zugleich kündigte Merkel an, im Zuge einer neuen langfristigen Rohstoffstrategie die Kräfte innerhalb der Bundesregierung zu bündeln und ein Ressort übergreifendes Gremium zu schaffen. Dem "interministeriellen Rohstoffausschuss" sollen die Ministerien für Wirtschaft, Auswärtiges, Finanzen, Entwicklungshilfe, Agrar und Verbraucher sowie Umwelt angehören. Die Bundesregierung kommt damit einer Forderung der deutschen Industrie nach. Staat und Wirtschaft müssten künftig eng kooperieren, sagte die Kanzlerin.

Engpässe bei Förderung und Erschließung

Der deutschen Wirtschaft machen die enorm gestiegenen Preise auch bei metallischen Rohstoffen, Mineralien sowie Schrott zu schaffen. Hinzu kommt das Agieren von Wirtschaftsboomländern wie China auf den Märkten und in den Förderländern zur Sicherung ihrer stark wachsenden Nachfrage. In den vergangenen drei Jahren sind die Preise im Schnitt um 80 Prozent gestiegen. Laut BDI sind die Rohstoffe im Prinzip nicht knapp. Es gebe vielmehr Engpässe bei Förderung und Erschließung.

Merkel als auch BDI-Präsident Jürgen Thumann erwarten angesichts des Wachstums der Weltwirtschaft und in den Schwellenländern, dass die Hochpreisphase noch längere Zeit andauert. Merkel: "Die Dynamik wird anhalten." Durch neue Kapazitäten gebe es zwar Signale für eine gewisse Entspannung. Die Förderung wichtiger Rohstoffe konzentriere sich aber auf wenige und teils politisch nicht stabile Länder. Bei der Erkundung müsse Europa schneller sein. "Europa hat manchmal ein Tempoproblem." Die Chinesen reagierten sehr viel schneller.

Preistreiber Indien und China

Thumann geht davon aus, dass es bei den Preisen bis zum Jahr 2015 keine wesentliche Entspannung geben werde. "Aber auch dann kann keine Entwarnung gegeben werden." Denn die hohe Nachfrage Chinas und Indiens werde zu dauerhaft hohen Preisen führen. Es seien zudem "Akteure unterwegs, die eine gänzlich andere Vorstellung haben", sagte Thumann mit Blick auf die "Rohstoffsicherungspolitik Chinas".

Die neue Rohstoffstrategie ist Merkel zufolge auch angesichts des Auftretens anderer Staaten erforderlich. Andere Länder hätten sich bestimmte Rohstoffreserven bereits gesichert, "und das für ziemlich lange Zeit". Im Rahmen der Strategie wird unter anderem bis zum Jahr 2009 fast eine halbe Milliarde Euro zur Erforschung neuer Werkstoffe veranschlagt. Zudem würden Rohstoffvorhaben im Ausland unterstützt über Investitionsgarantien zur Absicherung von Risiken. Deren Volumen sei auf 17 Milliarden Euro gestiegen. Hinzu kämen ungebundene Kredite, die vom Bund gedeckt werden. Die Rohstoffproduktivität solle bis 2020 verdoppelt werden. Zudem setze sich die Bundesregierung für den Abbau von Handelshemmnissen und Wettbewerbsverzerrungen ein. Auch müsse die Transparenz im Rohstoffbereich erhöht werden. Möglich seien Zertifizierungen, wie es sie bereits bei Tropenhölzern gebe. (tso/dpa)

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