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Aktien: Mit der Bahn ein Vermögen verdienen

Bis zum 5. Mai, 12 Uhr, nimmt Peer Steinbrück noch Angebote entgegen. Die großen Investmentbanken werden dem Finanzminister die Tür einrennen – denn es geht um den Börsengang der Deutschen Bahn AG.

Frankfurt am Main - Auch wenn nach dem Willen der SPD nur 24,9 Prozent der Transport- und Logistiksparte an der Börse platziert werden sollen, winken den Banken, die den Gang an den Kapitalmarkt begleiten, Einnahmen von bis zu 100 Millionen Euro. In Krisenzeiten ein willkommenes Geschäft.

„Aber es geht nicht nur ums Geld, es geht auch ums Renommee“, sagt ein Manager einer großen US-Investmentbank. Seit der Postbank vor vier Jahren haben die Banken keinen so großen Konzern in Deutschland an die Börse gebracht. Die Abteilungen, in denen IPOs (Initial Public Offering), also Börsengänge, vorbereitet werden, sind derzeit alles andere als ausgelastet. Angesichts der Finanzmarktkrise und der seit Jahresanfang stark gefallenen Kurse haben Kandidaten wie Evonik, Tommy Hilfiger, Talanx oder Kion den Gang aufs Parkett zurückgestellt.

Auch deshalb buhlen die Banken um den Zuschlag bei der Bahn. Spätestens Anfang Juni soll die Liste feststehen. Im Gespräch sind – wie schon bei den Börsengängen von Telekom, Post und Postbank – die Deutsche Bank und Morgan Stanley, aber auch die Citigroup, Merrill Lynch, Goldman Sachs oder Lehman Brothers. Auch die Schweizer Großbank UBS gilt als gesetzt, nachdem sie bereits für den Bahn- Vorstand einen internen Zeitplan für den Börsengang erstellt hat (Tagesspiegel vom 20. Februar 2008). Die Chancen der US-Institute stehen gut, weil sie sich die Dienste von Ex-Politikern und im politischen Berlin vernetzten Experten gesichert haben: Wolfgang Clement, ehemals SPD-Wirtschaftsminister, und Ex-KfW-Chef Hans Reich arbeiten für die Citigroup, Lehman Brothers verlässt sich auf die Kontakte von Ex-Kanzleramts-Minister Martin Bury, Lothar Späth, bis 1991 Ministerpräsident in Baden-Württemberg, steht auf der Gehaltsliste von Merrill Lynch, Caio Koch-Weser, früher Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, ist Vice Chairman bei der Deutschen Bank. Als aussichtsreiche Kandidaten für die Betreuung der Privatanleger beim Börsengang gelten Commerzbank, Dresdner Bank, DZ Bank, die Landesbank Baden-Württemberg und die Postbank. Als Berater sind die Privatbankhäuser Metzler und Sal. Oppenheim im Gespräch.

Der Bahn-Börsengang – vermutlich unter dem Namen DB Mobility & Logistics AG – wird ein dicker Brocken. Investmentbanker schätzen das Volumen auf vier bis sechs Milliarden Euro. „Etwa zwei Prozent davon fallen für die Banken ab“, sagt ein Banker. Zuletzt konnten sich die Investmentbanken beim Börsengang der Postbank im Juni 2004 über satte Provisionen freuen: der Verkauf von knapp 50 Prozent der Postbank-Aktien brachte damals einen Emissionserlös von gut 2,53 Milliarden Euro. Mehr noch waren es bei der Konzernmutter Deutsche Post Ende 2000, als 5,8 Milliarden Euro eingenommen wurden. Weil die Bahn-Aktie bei dem für diesen Herbst geplanten Börsengang nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa, Asien und vor allem in den USA an institutionelle Investoren wie Fonds, Versicherungen oder Pensionskassen verkauft werden soll, ist das Know-how von Investmentbanken gefragt.

Deren Begeisterung für das SPD-Modell hält sich allerdings sehr in Grenzen. „Wichtig wäre, dass jetzt weitere Kapitalmarktschritte nicht verbaut werden“, warnt ein Experte einer US-Investmentbank. Auch Bahn- Chef Hartmut Mehdorn müsse bei der DB Mobility & Logistics AG eine herausragende Rolle spielen. „ Für internationale Investoren gilt Mehdorn als gutes Argument für den Kauf der Aktie.“ Um Kleinanleger müssen sich die Banken dagegen weniger kümmern. „Mehr als zwei bis drei Prozent gehen kaum an private Anleger“, vermutet ein Investmentbanker.

Bei ausländischen Investoren hat die Deutsche Bahn insgesamt gute Karten, heißt es in Frankfurt. Der Grund: Solide, stabile und wenig zyklische Erträge, die Garantie, dass Bund und Länder noch jahrelang das Schienennetz mit Subventionen stützen und Verkehrsleistungen abkaufen. Zudem sei sie im Vergleich zu anderen Bahnen international gut aufgestellt. „Die Bahn ist Weltmarktführer. Das zieht“, sagt ein Banker. Er verweist darauf, dass auch der legendäre Großinvestor Warren Buffett seit Jahresanfang auf Aktien aus der Bahnbranche setzt.

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