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Jede Stunde zählt. Millionen von Gaskunden müssen mehr für die von ihnen verbrauchten Kilowattstunden zahlen. Zahlreiche Versorger haben ihre Preise erhöht oder werden das im Oktober tun. Doch nicht alle Anbieter bitten ihre Kunden stärker zur Kasse. Einige Unternehmen senken sogar ihre Preise. Sie kaufen billiger ein als die Konkurrenz.

© dpa

Energiepreise: Mit Vollgas in die Heizsaison

Im Oktober erhöht die Gasag ihre Preise. Wer jetzt noch den Anbieter wechselt, kann mehr als 600 Euro im Jahr sparen.

Untreue zahlt sich aus. Zumindest, wenn es ums Gas geht. Denn während zahlreiche Versorger ihre Gaspreise bereits erhöht haben oder das – wie die Berliner Gasag – demnächst tun werden, gehen andere mit dem Preis runter.

Nach Informationen des Internetdienstes Check24.de (www.check24.de), der Preisvergleiche für Gas- und Stromtarife anbietet, wollen 64 Gasversorger ihre Preise heraufsetzen, 37 Anbieter planen Preissenkungen. Diese Schere erklärt Holger Krawinkel, Energieexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (VZBV), mit dem unterschiedlichen Einkaufsverhalten der Versorger. Firmen, die langfristige Lieferverträge mit ihren Ferngashändlern haben, nehmen jetzt mehr für ihr Gas, weil sich ihre eigenen Einkaufspreise per Vertrag an der Entwicklung der Ölpreise orientieren. „Andere kaufen auf dem freien Markt ein“, weiß Krawinkel. Da dort derzeit ein Überangebot an Gas herrscht, können diese Unternehmen ihre Preise senken. Verbraucher sollten sich das zunutze machen, rät Krawinkel.

BERLIN

Der Appell richtet sich auch an Berliner. Denn die Gasag gehört zu den Versorgern, die ihre Kunden ab Oktober stärker zur Kasse bitten werden als andere: Während laut Recherchen von Check24.de bundesweit 64 Versorger ihre Tarife zum September oder Oktober im Schnitt um 8,7 Prozent anheben werden, verlangt die Gasag gleich 13 Prozent mehr. Aufs Jahr gesehen, läppert sich das für ein normales Einfamilien-Reihenhaus (20 000 Kilowattstunden Verbrauch pro Jahr) auf rund 168 Euro Mehrkosten.

WECHSEL

„Berliner Gaskunden können durch einen Anbieterwechsel bis 425 Euro im Jahr gegenüber der Gasag einsparen“, sagt Isabel Wendorff von Check24.de, „bei jährlicher Vorauskasse sogar noch mehr.“ Vergleichsmaßstab für die Berechnungen, die Check24.de im Auftrag des Tagesspiegel durchgeführt hat, ist der Standardtarif der Gasag. Allerdings bietet auch der Berliner Versorger günstigere Tarife an, etwa den Internet-Tarif „Online plus“. Gegenüber dem Grundversorgungstarif bringt dieser Online-Tarif einem Vier-Personen-Haushalt eine jährliche Ersparnis von 324 Euro, das ist jedoch zu wenig für eine Platzierung in den Top-Ten. Da der Tarif einen Mindestverbrauch von 9000 Kilowattstunden voraussetzt, kommt er für Singles nicht infrage. Die Gasag weiß, dass sie nicht jeden Preisvergleich gewinnen kann. „Wir sind mehr als nur ein Gasunternehmen“, gibt Unternehmenssprecher Klaus Haschker zu bedenken. „Wir engagieren uns in Berlin auch massiv beim Ausbau klimafreundlicher Techniken, im Sport und der Kultur. Das tun andere nicht.“

VORAUSKASSE

Verträge, bei denen der Verbraucher den Gaspreis im Voraus zahlt, sind die billigsten Tarife. Dennoch raten Verbraucherschützer davon ab: „Man muss eine ordentliche Summe auf einen Schlag zahlen“, warnt VZBV-Experte Krawinkel. Bei einer Insolvenz der Gashändler besteht die Gefahr, dass man dieses Geld nicht wiedersieht. Auch was versprochene Bonuszahlungen der Anbieter angeht, sollte man vorsichtig sein, warnt Krawinkel: „Oft muss man mindestens ein Jahr beim neuen Anbieter bleiben, damit der Bonus ausgezahlt wird.“

PREISGARANTIE

Wichtig nach Meinung aller Experten: eine Preisgarantie des Anbieters. Die Gaspreise, glaubt Krawinkel, werden in Zukunft steigen. Wer jetzt einen neuen Vertrag schließt, sollte daher zu einem Anbieter gehen, der die Preise garantiert mindestens ein halbes Jahr lang nicht erhöhen wird, rät der Verbraucherschützer. Isabel Wendorff von Check24.de geht noch einen Schritt weiter: „Da wir mit weiteren Gaspreissteigerungen rechnen, empfehlen wir eine Preisgarantie von mindestens zwölf Monaten“, sagt die Energieexpertin.

WENIGE WECHSELN

Das Angebot ist groß: In Berlin können Kunden unter 36 Anbietern wählen. Doch obwohl der neue Versorger alle Formalitäten erledigt, wechseln bislang nur wenige ihren Gaslieferanten. Während beim Strom bisher fast drei Viertel der Kunden bereits einmal den Anbieter oder zumindest den Stromtarif gewechselt haben, sind es beim Gas bundesweit bislang gerade einmal 27 Prozent, heißt es beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft. Doch das könnte sich ändern: Je teurer das Gas, desto attraktiver das Fremdgehen. mit kph

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