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Wirtschaft: Muße statt Müsli

Deutsche geben lieber Geld für Unterhaltung als für Lebensmittel aus. Die Sparquote sinkt.

Berlin - Die Verbraucher in Deutschland haben in den vergangenen Jahren immer weniger Geld für Lebensmittel und Bekleidung ausgegeben, dafür aber mehr in Unterhaltung und Freizeit gesteckt. Die Ausgaben für Essen, Getränke und Tabakwaren gingen zwischen den Jahren 2000 und 2012 um 3,5 Prozent zurück, die für Bekleidung und Schuhe sogar um 4,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Bei Möbeln und Haushaltsgeräten sparten die Konsumenten mehr als zehn Prozent. Dagegen ließen sich die Bürger Freizeit, Unterhaltung und Kultur 18,3 Prozent mehr kosten.

Aktuell ist für die meisten Deutschen die Wohnung samt ihren Nebenkosten der größte Ausgabeposten – 24,4 Prozent des privaten Konsums entfielen darauf. 14 Prozent ihres verfügbaren Einkommens fließt in den Verkehr, 11,6 Prozent in Lebensmittel und alkoholfreie Getränke. Bereinigt um den Preisanstieg sind die Konsumausgaben seit dem Jahr 2000 um 7,2 Prozent gewachsen. Die real verfügbaren Einkommen legten in dieser Zeit um 7,9 Prozent zu.

Auffällig ist der Rückgang der Sparquote seit einigen Jahren. 2008 legten die privaten Haushalte noch 11,5 Prozent ihres verfügbaren Einkommens auf die hohe Kante. Seither ist dieser Anteil beständig auf 10,3 Prozent gesunken. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass viele Menschen sich angesichts geringer Einkommen entweder nicht mehr in der Lage fühlen, für später vorzusorgen. Oder aber sie halten es nicht für sinnvoll, Geld zurückzulegen. Angesichts der seit Jahren sinkenden Zinsen auf Kapital ist dies die wahrscheinlichere Ursachen.

Im internationalen Vergleich fällt auf, dass gemessen am deutschen Niveau in fast allen Ländern Europas der Konsum seit Beginn der Finanz- und Schuldenkrise 2008 spürbar zurückgegangen ist. Besonders deutlich fiel das Minus in Island, Zypern, Irland, Großbritannien, den Niederlanden und Luxemburg aus. Dennoch liegen viele Staaten noch immer weit vor den Pro-Kopf-Ausgaben hierzulande: Die Schweizer geben 54 Prozent mehr aus als die Deutschen, die Norweger 50 Prozent und die Luxemburger 34 Prozent mehr. Carsten Brönstrup

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