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Ein Anfang und kein Ende. Kanzlerin Angela Merkel und Umweltminister Peter Altmaier ließen sich das Netz beim westdeutschen Betreiber Amprion erklären.

© dpa

Netzausbau: Neue Trassen für den Strom

3800 Kilometer neue Netze sollen durch Deutschland gebaut werden - für 20 Milliarden Euro. Wo genau, ist offen. Jetzt beginnt die Debatte zwischen Politik, Konzernen und Bürgern.

So ein Angebot an die Bürger hat es bisher noch nie gegeben. Ob und wie sie es nutzen, bleibt abzuwarten: Bevor die vier Übertragungsnetzbetreiber ihren Ausbauplan der Regierung zur Genehmigung übergeben, haben Tennet, Amprion, Transnet BW und 50 Hertz ihn öffentlich zur Debatte gestellt. Am Mittwoch präsentierten die Geschäftsführer der vier Betreiber des Hochspannungsstromnetzes ihren Plan der Öffentlichkeit. Bis zum 10. Juli können Bürger nun Vorschläge, Einwände oder Fragen auf einer eigens eingerichteten Internetplattform formulieren. Tennet-Geschäftsführer Michael Fuchs glaubt, dass noch viel Überzeugungsarbeit gebraucht wird. „Es muss ein Ruck durch die Gesellschaft gehen“, sagte Fuchs in Berlin bei der Vorstellung des Netzentwicklungsplans.

20 Milliarden Euro müssten die vier Unternehmen in den kommenden zehn Jahren investieren, wenn sie ihren Plan umsetzen wollen. Sie halten auf 4400 Kilometern eine Verstärkung von Stromleitungen für nötig. Auf weiteren 3800 Kilometern sollen neue Stromleitungen gebaut werden. Diese folgen allerdings in Teilen den bestehenden Trassen oder Bahnlinien. Deshalb ist dem Plan aktuell noch nicht zu entnehmen, für wie viele der 1700 Kilometer konventionelle Drehstrom-Leitungen und 2100 Kilometer neue Hochspannungs-Gleichstromleitungen (HGÜ) ganz neue Trassen gefunden werden müssen.

Konkrete Festlegungen enthält der Plan noch nicht. Er benennt lediglich die Anfangs- und Endpunkte insbesondere der geplanten HGÜ-Leitungen, die den Windstrom aus dem Norden in den Süden bringen sollen. Die Endpunkte sind überwiegend Standorte von aktuell noch betriebenen Atomkraftwerken wie Grafenrheinfeld oder Philippsburg. Die Anfangspunkte sind Emden, Brunsbüttel, Wilster und Kaltenkirchen. Eine der Leitungen soll von Lauchstädt in Ostdeutschland nach Meitingen in Bayern verlaufen.

Der Netzentwicklungsplan klammert auch die Netzanbindung der Windparks im Meer, vor allem in der Nordsee, aus. Dafür ist die ehemals zu Eon gehörende Tochter des niederländische Staatskonzerns Tennet zuständig. Doch die Eigenkapitalquote des Unternehmens ist offenbar zu niedrig, um die dafür notwendigen Kredite aufnehmen zu können. Derzeit verhandelt das Unternehmen mit der Bundesregierung über eine Haftungsregelung, die die Geldbeschaffung dennoch ermöglichen soll.

Was in dem am Mittwoch vorgestellten Ausbauplan auch fehlt, ist der Zustand und Ausbaubedarf der regionalen und lokalen Stromnetze, also der Verteilnetze. Dort kommt vor allem der Solarstrom an, dessen Überschüsse die vier Netzgesellschaften dann überregional abtransportieren müssen.

Insgesamt unterscheidet sich der von den vier Netzgesellschaften ermittelte Bedarfsplan nur unwesentlich von der Vorgängerstudie der Deutschen Energieagentur (Dena). Kein Wunder, dahinter stehen überwiegend die gleichen Autoren. Der Umstand, dass der Plan in dem vorliegenden Stadium so unkonkret ist, dürfte es Bürgern erschweren, Einspruch gegen einzelne Teilprojekte einzulegen.

Branchenverbände und Unternehmen dagegen stiegen am Mittwoch in die nun ausdrücklich erwünschte Debatte ein und äußerten dabei mitunter auch die Sorge, das Verfahren könne zerredet werden. „Es liegt an der Politik, das Thema Netzausbau schnell auf den Weg zu bringen, damit dieses nicht mit in den nächsten Wahlkampf hineingezogen wird“, meinte etwa Hildegard Müller, Vorsitzende des Energieverbandes BDEW. Udo Niehage, der als Siemens-Koordinator für die Energiewende dafür sorgen soll, dass bei dem Ausbau möglichst Komponenten seines Konzerns verbaut werden, sagte: „Die Bundesebene muss das Verfahren eng koordinieren und möglichst aus einer Hand führen“.

Mehr Informationen und die Möglichkeit Stellung zu beziehen gibt unter: www.netzentwicklungsplan.de/content/konsultation-2012

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