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Wirtschaft: Neue Chefs, neue Hoffnung

Michael Diekmann von der Allianz und Herbert Walter von der Dresdner Bank müssen die Krise bewältigen

Das alte Duo hatte Taktprobleme. Als Ex-Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle und der frühere Vorstandsvorsitzende der Dresdner Bank, Bernd Fahrholz, für einen Fototermin gemeinsam Tandem fahren sollten, weigerten sich die Unternehmensführer. Dass auch die Koordination der beiden Unternehmen schwierig werden würde, zeigte sich schon bald nach der Übernahme der Bank durch den Versicherungskonzern. Auch im ersten Quartal dieses Jahres brachte die Tochter der Mutter vor allem eines: Millionen Euro Miese.

Nun sollen neue Männer an der Spitze die Wende schaffen. Ende April löste Michael Diekmann an der Spitze des Allianz-Konzerns Henning Schulte-Noelle ab, der jetzt dem Aufsichtsrat vorsitzt. Auch die Dresdner Bank hat seit knapp acht Wochen einen neuen Chef: Herbert Walter, der von der Deutschen Bank gekommen ist. Bei der Auswahl soll Diekmann bereits mitgemischt haben. Was der Allianz-Chef von Walter erwartet, ist klar: Für das Gesamtjahr 2003 soll die Dresdner Bank endlich wieder schwarze Zahlen schreiben.

Was Diekmann sagt, das meint er auch. Der neue Konzernchef gilt als zupackender, schnörkelloser Manager, der sich früher auch schon mal Exemplare eines selbst verfassten Reiseführers in den Rucksack gepackt und Buchläden abgeklappert hat. 1988 kam Diekmann zur Allianz und lernte das Geschäft von Grund auf. In zahllosen Hamburger Wohnzimmern verkaufte der Neu-Allianzer Kunden Versicherungsverträge. Dann begann der Aufstieg im Konzern. Leiter des Asien-Geschäfts, Leiter des US-Geschäfts und schließlich der Sprung an die Vorstandsspitze. Die Allianz-Mitarbeiter erwarten viel von ihrem neuen Chef. Er soll den Konzern wieder auf Gewinnkurs bringen und bei der Dresdner Bank aufräumen. Denn obwohl beide zu einem Haus gehören, sind sich Banker und Versicherer bis heute ein wenig fremd geblieben.

Das sollen die neuen Männer an der Spitze ändern. In der Dresdner Bank zumindest kommt der 49-jährige Walter bislang gut an. Der gebürtige Bayer hat einen großen Vorteil: Er ist nicht im engen Netzwerk gegenseitiger Verpflichtungen der Dresdner Bank verfangen. „Er wird nicht an zweitklassigen Managern festhalten“, sagt ein Kenner der Szene. „Es gibt keinen, der ihm die Tasche trägt.“

Glückloser Fahrholz

Gerade dieses enge Geflecht, dem auch Walters glückloser Vorgänger Fahrholz entstammte, hat bei der Bank viele wichtige Schnitte und Veränderungen gebremst. Walter gilt für viele als neutraler Beobachter, der die Schwächen schonungslos analysiert und tilgt. Die Dresdner Bank dürfte unter Walter straff auf das Filialgeschäft ausgerichtet werden, schließlich lag und liegt darauf auch das Hauptaugenmerk der Allianz. Möglicherweise werden die Filialen fit gemacht für einen Partner. Schon kursieren Gerüchte, es könnte auch auf eine Lösung mit der Deutschen Bank hinaus laufen. Denn deren Strategie im Privatkundengeschäft trägt immer noch die Handschrift Walters. Das Investmentgeschäft dürfte die Allianz mittelfristig abstoßen. Auch von der Firmenkundensparte ist man nicht besonders begeistert. Walter jedenfalls wird alles daran setzen, dass er schon für das zweite Quartal 2003 seine Unterschrift unter einen Bericht setzen kann, in dem seine Bank nicht mehr den unübersehbaren Makel bildet.

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