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© dpa-Zentralbild

Aufsichtsratsvorsitz: Neue Deutsche Bahn

Auf Empfehlung des Verkehrsministers nominiert die Regierung Utz-Hellmuth Felcht für den Aufsichtsratsvorsitz.

Berlin - Im Gespräch war die Crème de la Crème der deutschen Industriemanager: Jürgen Hambrecht (BASF), Jürgen Großmann (RWE), Henning Kagermann (SAP), Hans-Joachim Körber (Metro) und Klaus-Peter Müller (Commerzbank). Bekommen hat den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bahn dann aber Utz-Hellmuth Felcht (63), der frühere Chef des Chemieunternehmens Degussa. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) wollte Felcht als obersten Kontrolleur des Staatskonzerns. Am Mittwoch stimmte das Kabinett zu, in zwei Wochen wird der Aufsichtsrat Felcht zum Vorsitzenden wählen. Er folgt auf Werner Müller, der seit 2005 an der Spitze des Gremiums steht.

Kenner des Konzerns sind verwundert über die Personalie. „Entweder wird Felcht unterschätzt – oder er war von Anfang an Ramsauers erste Wahl“, heißt es in Kreisen des Aufsichtsrats, obgleich die Suche sich über Wochen zog und planlos wirkte. Seit seinem Amtsantritt beteuert Ramsauer, wie sehr ihm die Bahn am Herzen liegt. „Ich werde sagen, wie ich mir Bahnpolitik vorstelle, was die Bahn leisten soll“, hatte er kürzlich im Tagesspiegel gesagt. Ein starker Manager mit einer strahlenden Karriere und vor allem einem eigenen Kopf hätte dem Minister da nur lästig werden können. Felcht ist dagegen ein alter Kumpel des Oberbayern. In den neunziger Jahren führte er SKW Trostberg, ein Chemieunternehmen in Ramsauers Wahlkreis. Dort sind sich die beiden oft über den Weg gelaufen.

Am Mittwoch demonstrierte der Neue bei seiner Vorstellung bereits Einigkeit mit dem Minister. „Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Qualität“ müsse die Bahn garantieren, forderte Felcht. „Erst dann kann man wieder an Dinge wie einen Börsengang denken.“ Ramsauer hat ebenfalls schon oft erkennen lassen, dass es für ihn wichtigere Dinge als eine Privatisierung gibt. Er wolle in die Rolle des Trainers für die Bahn rutschen, sagte Felcht. Ramsauer ist als Vertreter des Eigentümers dann der Clubbesitzer. Und Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube der Spielführer auf dem Platz.

Es wäre nicht ohne Gefahr für die Bahn, würde sich Felcht zum Gehilfen einer Politik machen, die allein auf den Heimatmarkt blickt. Denn die Gefahr ist groß, dass die Bahn hierzulande weiter Marktanteile verliert. Im Regionalverkehr, weil die Länder mit ihren Aufträgen auch kleinere Unternehmen stärken wollen, wie jüngst in der Hauptstadtregion. Und im Fernverkehr, weil nun ausländische Firmen das bisherige Monopol attackieren. Will die Bahn auch weiter Milliarden verdienen, muss sie selbst ins Ausland expandieren.

Wer noch mitspielt bei der Bahn, machten die Vorsitzenden der Gewerkschaften Transnet und GDBA am Mittwoch deutlich. „Herr Felcht wird großes Fingerspitzengefühl für dieses hochsensible Unternehmen benötigen“, betonten Alexander Kirchner (Transnet) und Klaus-Dieter Hommel (GDBA) in einer Stellungnahme. Der Konzern stehe „wie kein anderer im Fokus der Öffentlichkeit“. Und die Gewerkschafter vergaßen natürlich nicht, auf die Belange der Beschäftigten hinzuweisen. „Wir erwarten, dass der neue Aufsichtsratsvorsitzende nicht einseitig die Interessen der Kapitalseite verfolgt.“ Und schließlich seien nur in einem integrierten DB-Konzern, also mit Schienennetz, die Arbeitsplätze bei der Bahn auf Dauer sicher, warnten die Gewerkschafter. Zumindest derzeit sehen das Felcht und Ramsauer genauso.

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