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Mobilität wird immer wichtiger in China, die Bahn transportierte 2015 rund zehn Prozent mehr Leute als im Jahr zuvor. Foto: G. Baker/ AFP

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Chinas Konjunktur: Peking drängt auf die Schiene

China baut seine Verkehrsinfrastruktur aus. Davon profitieren auch die Deutsche Bahn und Bombardier.

Die chinesische Regierung stemmt sich mit aller Kraft gegen eine deutliche Abschwächung des Wachstums. Dazu sollen öffentliche Investitionen, unter anderem in die Infrastruktur, beitragen. So fließen in diesem Jahr umgerechnet 112 Milliarden Euro in den Ausbau des Schienennetzes. Davon könnten auch in Berlin ansässige Unternehmen profitieren, darunter die Deutsche Bahn und Bombardier. Der Bedarf in dem riesigen Land ist jedenfalls groß, die Zahl der Bahnreisenden wächst von Jahr zu Jahr: Allein 2015 stiegen die Passagierzahlen um etwa zehn Prozent, das beförderte Frachtvolumen erhöhte sich dagegen nur bescheiden um ein Prozent.

Mehr als 100 Milliarden Euro werden in diesem Jahr in den Ausbau der Bahninfrastruktur fließen, kündigte der Geschäftsführer der staatlichen China Railway am Dienstag an. Das Land würde damit seinen eigenen Rekord von 2015 nur knapp verfehlen: damals investierte Peking umgerechnet 115 Milliarden Euro in die staatliche Bahn. Mit dem Geld wurde das Schienennetz um 9531 Kilometer erweitert, darunter waren 3306 Kilometer Hochgeschwindigkeitsnetz.

Erstes Einkaufsbüro in Shanghai

Wenn China seine Infrastruktur ausbaut, dürfen auch Berliner Unternehmen auf Aufträge hoffen – allen voran die Deutsche Bahn. Das von ihr mitgebaute Hochgeschwindigkeitsnetz HGV ist inzwischen auf mehr als 11 000 Kilometer angewachsen. Besonders stolz ist die Bahn auf die Hilfe zur Errichtung der ersten kommerziell genutzten Magnetschnellbahn in Schanghai. Die Deutsche Bahn erbringt ferner Ingenieurleistungen und kümmert sich um die Wartung der Züge und die Ausbildung von Mitarbeitern der chinesischen Staatsbahn. Erst im November eröffnete der Konzern in Schanghai ein Einkaufsbüro, um „erste Kontakte zu asiatischen Unternehmen der Bahnindustrie zu knüpfen“, wie es aus dem Unternehmen heißt.

Schon weiter ist die Bahn-Tochter DB Schenker: Der Logistikkonzern betreibt aktuell in China ein Netz aus 160 Standorten mit über 6000 Mitarbeitern. 2016 nimmt DB Schenker mit einem chinesischen Kooperationspartner ein gemeinsames Joint Venture in Betrieb: Das Logistikzentrum in der Nähe der Stadt Shenyang im Süden des Landes steht im Zentrum der chinesischen Automobilindustrie. Wichtig für den Warenaustausch ist der Zugverkehr zwischen Deutschland und China. 2011 mit wenigen Zügen gestartet, waren es 2015 nach Angaben von DB Schenker mehr als 400 Züge, die über 30 000 Warencontainer zwischen Deutschland und China befördert haben.

Berliner Mittelständler schauen nach China

Von Pekings Investitionen in die Infrastruktur profitiert auch Bombardier Transportation: Der Bahntechnikanbieter aus Berlin, der zum kanadischen Bombardier-Konzern gehört, bekam im Dezember einen Auftrag über 80 Hochgeschwindigkeitsschlafwagen im Wert von 150 Millionen Euro. Der Großauftrag ist bereits der zweite seiner Art: Im September schloss das Unternehmen einen Auftrag über 15 Hochgeschwindigkeitszügen für 340 Millionen Euro ab. Insgesamt lieferte Bombardier nach eigenen Angaben bis heute rund 3000 Passagierwagen in China aus.

Doch nicht nur für die Konzerne, sondern auch für die Berliner Mittelständler wird China immer wichtiger. Der Industrie- und Handelskammer zufolge kommt China mit einem Exportvolumen von fast 630 Millionen Euro auf den sechsten Platz der wichtigsten Handelsländer. Ein Zehntel der Exporte entfallen dabei auf Schienenfahrzeuge, weitere 18 Prozent auf Steuerungstechnik und Elektronik, die ebenfalls häufig im Verkehrsbereich angewendet wird.

Seit Jahren baut China seine Infrastruktur aus, auch oder gerade weil Peking längst klar geworden ist, dass es seinen Westen wirtschaftlich beleben muss, um sein Wachstum nachhaltiger und gleichmäßiger zu gestalten. Denn noch immer wird ein Großteil des Wirtschaftskraft von den Metropolen an der Ostküste generiert. Dagegen gleichen viele Provinzen im Westen eher Regionen des afrikanischen Hinterlandes, so Sven Grimm vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik. Eine bessere Verkehrsanbindung ist eine Voraussetzung zur Entwicklung dieser Regionen.

Daniel Mosler

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