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DB Schenker Logistik

© T. Grimm / vario images

Logistik: Per Güterzug an die Börse

Die Bahn-Sparte Schenker bekommt ehrgeizige Wachstumsziele. Das Unternehmen soll vor allem in Asien kräftig zulegen. Besonders der chinesische Markt mit seinen erheblichen Zuwächsen reizt das Unternehmen.

Wenige Monate vor dem Börsengang hat sich die Deutsche Bahn ehrgeizige Ziele für ihre wichtigste Konzernsparte DB Schenker gesetzt. Vor Steuern und Zinsen solle der Gewinn des Güterunternehmens in den kommenden Jahren jeweils um sieben bis acht Prozent wachsen, sagte der zuständige Bahn-Vorstand Norbert Bensel in Singapur. „Es ist unser klares Ziel, die Profitabilität zu verbessern, hier gibt es noch eine Reihe von Möglichkeiten“, kündigte er an. Dabei soll die Marge nicht allein durch Zukäufe, sondern auch durch organisches Wachstum besser werden. Vor allem in Asien will das Unternehmen seine Stellung stärken und von der dortigen Entwicklung profitieren.

In den ersten vier Monaten dieses Jahres sieht sich Schenker auf Kurs. Das Unternehmen, das weltweit 88 000 Menschen im Güterverkehr per Schiene, Straße, Wasser und in der Luft beschäftigt, steigerte seinen Umsatz um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 6,4 Milliarden Euro. Im Schienengüterverkehr lag der Gewinn (Ebit) bei 120 Millionen Euro, Schenker verdiente 132 Millionen. Man sei damit „sehr zufrieden“, sagte Bensel, denn es gebe keinen Unternehmensbereich, der hinterher hinke. „Das Jahr verspricht gut zu laufen.“ Man müsse aber wegen des stark gestiegenen Ölpreises und der schwächeren Wirtschaftslage die Entwicklung „aufmerksam beobachten“.

Zusammen mit der Personenverkehrssparte gehört Schenker zum neuen Unternehmensteil DB Mobility Logistics AG, von der der Staatskonzern im Herbst knapp ein Viertel an private Investoren verkaufen will. Schenker bestreitet deutlich mehr als die Hälfte des Bahn-Umsatzes, zusammen mit dem Personenverkehr ist sie die stärkste Gewinnstütze. Schenker gilt als einer der weltgrößten Logistiker und kann mit einer Wachstumsstory aufwarten. Nur, wenn das Bahn-Management die Kapitalmärkte von der Zukunft seines Geschäftsmodells überzeugt, wird beim Börsengang genügend Geld fließen. Die Werbetour bei Investoren (Roadshow) soll im Spätsommer starten. Vergangene Woche hatte bereits die russische Staatsbahn ihr Interesse an einem Einstieg geäußert.

In den vergangenen Jahren hatte Schenker sein Geschäft vor allem durch Zukäufe gestärkt – der US-Logistiker Bax, die britische Güterbahn EWS oder derzeit die spanische Transfesa mussten integriert werden. Jetzt soll es überall mehr Gewinn und Effizienz geben, vor allem im Schienengüterverkehr. „Wir werden die Waggons besser nutzen und die Prozesse verbessern“, sagte Bensel. Bei den Beschäftigten setzt er auf Schicht- und Einsatzpläne, die die Produktivität steigern. Bei Schenker soll es mehr Investitionen in Computertechnik geben.

Es werde allerdings weiter einen starken Druck auf die Preise in der umkämpften und zersplitterten Branche geben, sagte der Manager voraus. Weitere Akquisitionen seien daher ein „wichtiger Punkt“ – derzeit liege Schenkers Marktanteil etwa beim europäischen Landverkehr nur bei 2,4 Prozent. In Südosteuropa sieht Bensel noch „eine Lücke“. Marktführer in der Logistik ist die Deutsche-Post-Sparte DHL. Schenker sieht als seinen Vorteil, dass es alle Transportmittel miteinander verknüpfen und eine Lieferkette von Tür zu Tür anbieten kann.

Große Chancen sieht die Bahn in Asien, vor allem im boomenden China. Der Handel der Volksrepublik mit Europa wächst pro Jahr um 15 Prozent, der innerchinesische Güterverkehr um acht Prozent. „Daran wollen wir teilhaben“, bekannte Bensel. Bereits ein knappes Zehntel des Umsatzes macht Schenker dort, 4300 Beschäftigte arbeiten in dem Land. Die Planung für die kommenden Jahre zeigt steil nach oben: Bis 2014 soll das Geschäft von 1,4 auf 6,5 Milliarden Euro anwachsen, plant die Bahn, das wäre ein durchschnittliches jährliches Plus von gut 21 Prozent.

Möglich soll das werden durch die enormen Investitionsvorhaben des Landes in die Infrastruktur: In rasantem Tempo entstehen in China Straßen und Flughäfen, auch das Schienennetz wird ausgebaut. Besonders hier will die Deutsche Bahn mit Schenker ihr Wissen einbringen: Mit acht Prozent ist sie an einem Gemeinschaftsunternehmen beteiligt, das im ganzen Land Zentren für die Containerverladung vom Lastwagen auf die Bahn unterhält. Bis 2011 sind noch einmal elf weitere geplant. Sie sollen vor allem die anschwellenden Handelsströme auffangen, die durch die allmähliche Verlagerung vieler Fabriken vom vergleichsweise teuren Osten in den billigeren Westen Chinas entstehen. Zudem verfügt die Bahn über 70 Geschäftsstellen in dem Land. Sie sollen vor allem für Kunden aus dem Chemie- und dem Autobereich arbeiten. Auch eine direkte Verbindung von Europa und Asien per Zug ist geplant.

Schon jetzt nehme Schenker den Wettbewerbern immer weitere Anteile ab. „Wir wachsen schneller als der Markt“, sagte Thomas Lieb, der das Asiengeschäft Schenkers regelt. Hinzu kommt, dass auch andere Länder der Region wie Singapur, Malaysia oder Indien nach oben streben – entsprechend wächst der Güterhandel. Zwischen 2004 und 2007 hat sich der Schenker-Umsatz in der Region fast verdreifacht.

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