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Die Welt zu Gast in Berlin: Die Reisebranche präsentiert die neuesten Trends auf der ITB und feiert sich zum Auftakt selbst.

© dapd

ITB-Eröffnung: Reisebranche fordert Steuerentlastungen

Hotels, Airlines und Reedereien - sie alle wollen weniger Last tragen. Und das, obwohl die Branche boomt.

Das Reisegeschäft läuft so gut wie nie, aber es könnte offenbar noch besser laufen. Zum Auftakt der 46. Internationalen Tourismusbörse in Berlin haben die heimischen Verbände der Tourismusindustrie Rekordzahlen für das abgelaufene Jahr verkündet und für 2012 ein Wachstumsplus von zwei bis drei Prozent in Aussicht gestellt. Zugleich forderten sie von Politik und der Bevölkerung mehr Rücksicht auf ihre Belange.

„Unsere Branche braucht mehr Verständnis für einen weiteren Ausbau der touristischen Infrastruktur“, sagte Klaus Laepple, der Präsident des Bundesverbandes der Tourismuswirtschaft, am Dienstag auf dem Berliner Messegelände. So müsse es etwa möglich sein, Flughäfen auch nachts betreiben zu dürfen. „Deutschland darf keine touristische Provinz werden“, sagte Laepple.

Die von ihm vorgestellten Zahlen waren indes wenig provinziell: Herbergen hierzulande zählten im vergangenen Jahr die Rekordzahl von 394 Millionen Übernachtungen, 22,4 Millionen davon in Berlin, 9,5 Millionen in Hamburg. Bundesweit waren das vier Prozent mehr als im Vorjahr. Er gehe davon aus, dass in diesem Jahr die Marke von 400 Millionen Übernachtungen geknackt werde.

Vor dem Hintergrund bezeichnete Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) die Reisebranche bei der Eröffnungsgala im Berliner ICC am Abend als „Wachstums- und Beschäftigungsmotor für die deutsche Wirtschaft“. Sie biete 2,9 Millionen Menschen eine Beschäftigung. Nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch in anderen Staaten wie dem diesjährigen ITB-Partnerland Ägypten leiste die Branche einen wesentlichen Beitrag zu Wachstum und Wohlstand. Er halte deshalb Aufrufe, von Urlauben in Ägypten abzusehen, für „absurd, falsch und schädlich“, sagte Rösler.

Ähnliches hatte Verbandspräsident Laepple Stunden zuvor auch über einige Beschlüsse der Politik gesagt: So würden etwa immer mehr Kommunen eine Bettensteuer einführen – offenbar mit der Absicht. Auch „Hygiene-Ampeln“ würden Gastronomen dort das Leben schwer machen. Die Bundesebene gehe die Entscheidung, den Mehrwertsteuersatz für Flusskreuzfahrten von sieben auf 19 Prozent zu steigern, in die völlig falsche Richtung. Und die Anfang 2011 eingeführte Luftverkehrssteuer natürlich, die Airlines in dreistelliger Millionenhöhe belaste und fünf Millionen Fluggäste zu ausländischen Flughäfen getrieben habe. „Die Belastungsgrenze ist erreicht“, sagte Laepple und verwies auf die niedrigen Gewinnmargen in seiner Branche.

In Berlin findet die Tourismusmesse ITB statt - aber nicht alle Berliner sind Fans des Tourismus:

Jürgen Büchy, der als Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV) die Veranstalter und Reisebüros hierzulande vertritt, schloss sich der Kritik an der Luftverkehrssteuer erwartungsgemäß an. Zugleich zeigte aber auch er sich zuversichtlich, dass die Deutschen ihrem Ruf als Reiseweltmeister auch in diesem Jahr gerecht werden würden. 61 Milliarden Euro hatten sie im vergangenen Jahr für Auslandreisen bezahlt. Die beliebtesten Ziele seien Büchy zufolge weiter Spanien, die Türkei, gefolgt von Griechenland. Großes Wachstum gebe es auch in Kroatien, das über viele Jahre schlecht gebucht worden war. Auch Ziele in der Karibik, den USA oder den Vereinigten Arabischen Emiraten gingen derzeit gut.

Büchy sprach von einem Trend zu Spezialreisen – etwa für Weinliebhaber, Kulturinteressierte, Angler oder Hochzeitspaare. Auch das Angebot speziell für Schwule und Lesben wachse kräftig. Was Kreuzfahrtreisen angeht, übte sich Büchy in Optimismus. Den begründete er mit dem Umstand, dass allein in diesem Jahr 23 neue Kreuzfahrtschiffe auf Flüssen und Ozeanen in Dienst gestellt würden. Diese waren allerdings allesamt vor den jüngsten Unglücken der Costa-Reederei bei den Werften bestellt worden.

Kritik kam aus dem Bundestag. „Die Tourismuspolitik bedarf neuer Strukturen. Sie ist bislang mehr Schein als Sein“, sagte Markus Tressel, tourismuspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion. So würden viele Regionen, die bereist werden, nur wenig vom Tourismus profitieren. In Deutschland beispielsweise blieben nur 36 von 100 investierten Euro in der Region. „Je schwächer entwickelt, desto größer ist in aller Regel der Kaufkraftverlust“, sagte er.

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