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Geld nach Athen.

© picture alliance / dpa

Rückkehr zum Wirtschaftswachstum: Griechenland hofft auf seine Bürger

Trotz Rentenkürzungen und hoher Arbeitslosigkeit kaufen die griechischen Kunden mehr. Das hilft der Wirtschaft.

Griechenland lässt die sechsjährige Rezession hinter sich. Die Wirtschaft des Krisenlandes wird im zweiten Halbjahr 2014 endlich wieder wachsen, und zwar sogar etwas kräftiger als bisher angenommen. Zu dieser Prognose kommen drei in dieser Woche veröffentlichte Studien. Die Verfasser unterstreichen aber: Wenn das Land die Krise dauerhaft hinter sich lassen will, muss es weiter an den Strukturreformen arbeiten. Sonst könnte schon bald ein Rückfall drohen.

Nachdem das griechische Bruttoinlandsprodukt (BIP) seit Mitte 2008 ständig geschrumpft ist und das Land rund ein Viertel seiner Wirtschaftskraft eingebüßt hat, erwartet das unternehmernahe griechische Wirtschaftsforschungsinstitut IOBE für das dritte Quartal 2014 eine Rückkehr zum Wachstum. Unter dem Strich soll das BIP in diesem Jahr um 0,7 Prozent zulegen. „Die unmittelbaren Aussichten für die Wirtschaft sehen positiv aus“, erklärte Direktor Nikos Vettas bei der Vorlage des jüngsten Quartalsberichts des Instituts. Vettas schließt nicht aus, dass der Zuwachs beim BIP noch deutlicher ausfällt. Bisher setzt die griechische Regierung das Wachstum bei 0,6 Prozent an. Die griechische Zentralbank erwartet ein Plus von 0,5 Prozent.

Getragen wird der Aufschwung vom privaten Verbrauch

Der wirtschaftliche Abschwung des Krisenlandes hat sich bereits in den ersten beiden Quartalen deutlich verlangsamt. Im Zeitraum Januar bis März 2014 schrumpfte die Wirtschaft gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 0,9 Prozent. Das war der geringste Rückgang seit Beginn der Krise. Nach vorläufigen Berechnungen der Eurobank betrug das Minus im zweiten Quartal nur noch 0,3 Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet sie ein Wirtschaftswachstum von bis zu einem Prozent. Getragen wird der Aufschwung vor allem vom privaten Verbrauch, der bereits im ersten Quartal um 0,7 Prozent zulegte. Dass die Griechen wieder mehr ausgeben, ist umso erstaunlicher, als die Einkommen der privaten Haushalte weiter rückläufig sind. So stehen in diesem Jahr weitere Rentenkürzungen an. Die EU-Kommission erwartet, dass die Löhne und Gehälter in Griechenland 2014 um 1,5 Prozent zurückgehen. Dennoch holen jetzt offenbar viele Privathaushalte Anschaffungen nach, die sie in den vergangenen Jahren zurückgestellt hatten. Auch der Boom im Tourismus – in den ersten fünf Monaten stieg die Zahl der ausländischen Besucher gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent – kurbelt die griechische Wirtschaft an.

Aufschwung soll neue Arbeitsplätze schaffen

Der Fremdenverkehr stellt rund 18 Prozent der Arbeitsplätze in Griechenland. An der extrem hohen Arbeitslosigkeit haben die steigenden Besucherzahlen allerdings bisher wenig geändert. Das Forschungsinstitut IOBE erwartet für 2014 eine Arbeitslosenquote von durchschnittlich 26,7 Prozent. Nach einer Studie der National Bank of Greece (NBG) könnten in der zweiten Jahreshälfte 2014 rund 50 000 neue Arbeitsplätze entstehen. Die NBG-Volkswirte erwarten bis 2020 ein Wirtschaftswachstum von kumuliert 19,6 Prozent. Der Aufschwung soll 720 000 Arbeitsplätze schaffen. Damit läge die Arbeitslosenquote aber Ende 2020 mit zwölf Prozent immer noch weit über dem Vor-Krisenniveau von 7,8 Prozent.

Die Verfasser der drei Studien unterstreichen: Voraussetzung für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren ist, dass Griechenland den auf Druck seiner internationalen Kreditgeber eingeschlagenen Reformweg weitergeht. Die Strukturreformen seien unerlässlich, um die größte Schwäche der griechischen Wirtschaft zu heilen, die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit. Im Vorfeld der Europawahlen habe der Reformeifer nachgelassen, stellen die Verfasser der IOBE-Studie kritisch fest. Das Institut warnt: Wenn Griechenland bei den Reformbemühungen nachlasse, werde das Land unweigerlich über kurz oder lang in die Krise zurückfallen.

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