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Zur Rettung des gesamten spanischen Bankensektors wären schätzungsweise zwischen 40 und 100 Milliarden Euro nötig.

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Update

Bankenkrise und EFSF: Spanien erwägt Hilfsantrag beim Euro-Rettungsschirm

Lange wollte die spanische Regierung die maroden Banken alleine retten. Das scheint nun nicht mehr möglich.

Nun also doch. Die spanische Regierung will Kreisen zufolge am Wochenende Finanzhilfen aus dem europäischen Rettungsfonds EFSF für die angeschlagenen Banken des Landes beantragen. Dies sagten mehrere mit dem Vorgang Vertraute der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag.

Demnach würden sich die Mitglieder der Euro-Gruppe in einer Telefonkonferenz über die Einzelheiten verständigen. Das offizielle Hilfegesuch werde für Samstag erwartet.

Bisher hatte Madrid stets betont, es gebe keine konkreten Pläne in diese Richtung. Zunächst müssten der Internationale Währungsfonds (IWF) und die beauftragten unabhängigen Bilanzprüfer ihre Berichte zum Finanzierungsbedarf der Banken vorlegen. „Erst dann will die spanische Regierung die erforderlichen Beschlüsse zur Rekapitalisierung der Institute fassen“, sagte Wirtschaftsminister Luis de Guindos am Vortag in Brüssel. Der IWF-Bericht soll Anfang kommender Woche, der Bericht der unabhängigen Bilanzprüfer Ende Juni vorgelegt werden.

Um den gesamten spanischen Bankensektor zu retten, waren von Experten bislang mindestens 40 Milliarden Euro veranschlagt worden. Am Donnerstag überraschte der spanische Europaparlamentarier Antonio Lopez-Isturiz mit der Aussage, dass bis zu 100 Milliarden nötig sein könnten. Lopez-Isturiz, Parteifreund des konservativen Regierungschefs Mariano Rajoy, geht davon aus, dass die Staats- und Regierungschefs beim EU-Gipfel Endes des Monats EFSF-Hilfen zustimmen könnten, wenn Spanien sie beantragt.

Spanien hatte sich bislang gescheut, Hilfen zu beantragen, weil es vermeiden möchte, wie Griechenland unter die Aufsicht der sogenannten Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und IWF zu geraten. Inzwischen jedoch wird die finanzielle Schieflage der Banken jedoch immer bedrohlicher.

So senkte die US-Ratingagentur die Bonität des Landes am Donnerstag gleich um drei Stufen von A auf BBB. Bis zum sogenannten Ramschniveau, ab dem Anleihen als hochriskant gelten, sind es nur noch zwei Stufen. Fitch begründete die drastische Abwertung mit der teuren Rekapitalisierung des Bankensektors.

Fitch ist die kleinste der drei führenden Ratingagenturen. Dennoch dürfte die Bewertung Signalwirkung haben. Je niedriger das Rating ausfällt, desto schwieriger wird es für die Regierung sich frisches Geld an den Finanzmärkten zu besorgen.

Am Donnerstag war das noch gut gelungen. Das spanische Finanzministerium nahm mit dem Verkauf zehnjähriger Anleihen 2,1 Milliarden Euro ein. Der Zinssatz stieg jedoch Ministeriumsangaben zufolge von 5,7 Prozent auf das von Experten als gefährlich eingestufte Niveau von sechs Prozent.

Die Nachfrage sei hoch gewesen und habe die angebotene Menge um das 3,3-fache überstiegen. Für Vertrauen sorgte die Anleiheplatzierung dennoch nicht: Analysten nannten den angepeilten Erlös von zwei Milliarden Euro als so niedrig, dass die Auktion eher Symbolcharakter gehabt habe. (mit rtr/dapd)

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