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Große Worte. Klaus Wowereit startete am Montag mit Berliner Unternehmern eine neue Kampagne. Im Mittelpunkt steht ein Kennedy-Zitat.

© DAVIDS/Darmer

Standortwerbung: Wowereit macht den Kennedy

Der Kennedy-Satz "Ich bin ein Berliner" soll dem Industriestandort Berlin mehr internationale Aufmerksamkeit verschaffen. 13 Unternehmen unterstützen die Kampagne, die Klaus Wowereit vorstellte.

In Kooperation mit führenden Industrieunternehmen der Stadt startete der Senat am Montag eine Imagekampagne. Im Mittelpunkt stehen nicht die hinlänglich bekannten Standortvorteile – Kreativmetropole, Hochschulstandort, Gesundheitsstadt –, sondern die Bedeutung der ansässigen Industrie und ihrer Produkte.

Ob Motorräder von BMW, Batterien von BAE oder Gasturbinen von Siemens – in Zeitungsanzeigen und auf Plakaten, in Fernsehspots sowie bei Messe-Auftritten wird sich Berlin als moderner Produktions- und Entwicklungsstandort präsentieren. 13 Unternehmen unterstützen zunächst die Kampagne, die im laufenden Jahr mit einem Budget von rund 1,3 Millionen Euro auskommt. 2011 wird mit einer ähnlichen Summe kalkuliert. Ein Drittel finanzieren die Firmen, den Rest Senat und die Berlin Partner GmbH. Die Kampagne geht aus dem im Frühjahr eingerichteten „Steuerungskreis Industriepolitik“ hervor, zu dem auch die Gewerkschaften gehören. Das Motto „Ich bin ein Berliner“ (abgewandelt „Ich bin eine Berlinerin“) greift dabei den berühmten Satz des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy auf, der ihn am 26. Juni 1963 vor dem Rathaus Schöneberg ausrief.

„Berlin ist Industriestadt“, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Montag. Nach dem „Aderlass“, der Berlin nach dem Krieg und nach der Wende Hunderttausende Industriearbeitsplätze gekostet habe, sei der Eindruck entstanden, dass es in der Stadt keine nennenswerte Produktion mehr gebe. „Aber das stimmt nicht“, sagte Wowereit. 100.000 Arbeitsplätze seien direkt in Berliner Industrieunternehmen zu finden. „Drei bis vier weitere kommen pro Industriearbeitsplatz hinzu, bei industrienahen Dienstleistern“, sagte Burkhard Ischler, Berliner Siemens-Repräsentant und Präsident des Unternehmerverbands UVB. Der Senat zählt im Verarbeitenden Gewerbe der Stadt rund 790 Betriebe. Im vergangenen Jahr erzielte die Berliner Industrie eine Wertschöpfung von 9,1 Milliarden Euro; das entspricht einem Anteil von 11,3 Prozent an der gesamten Wirtschaftsleistung Berlins. In Deutschland insgesamt liegt der Industrieanteil doppelt so hoch bei 23 Prozent.

Verglichen mit anderen Regionen hat sich die Berliner Wirtschaft zuletzt aber deutlich dynamischer präsentiert. So ergab eine Langzeitstudie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, dass die Berliner Wirtschaft seit 2004 um durchschnittlich 1,7 Prozent pro Jahr gewachsen ist, Deutschland aber nur um 0,5 Prozent. Außerdem entstanden in der Hauptstadt seit 2005 rund 140 000 neue Jobs. „Die Realität ist besser als die Wahrnehmung“ sagte René Gurka, Geschäftsführer der Berlin Partner GmbH, am Montag. Dies solle die Imagekampagne verdeutlichen – in der Stadt selbst, dann bundesweit und schließlich auf wichtigen Auslandsmärkten. „Wir gehen dorthin, von wo die meisten Firmen kommen, die sich in Berlin angesiedelt haben“, sagte Gurka.

Die Anziehungskraft für kluge Köpfe kann in Berlin durchaus noch verstärkt werden. Das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit (IAB) kommt in einer am Montag vorgestellten Studie zu dem Ergebnis, dass es Hochqualifizierte vor allem nach Hamburg, München und Bremen zieht. In den Jahren 2000 bis 2007 hätten die beiden Stadtstaaten und die bayerische Landeshauptstadt mehr Zuzüge als Abgänge bei gut ausgebildeten Arbeitskräften verzeichnet. Auch Berlin sei als Dienstleistungsstandort für Hochqualifizierte attraktiv. Weniger gut ausgebildete Arbeitskräfte kehrten der Hauptstadt per Saldo jedoch den Rücken.

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